Finanzen

Immobilien mit Risiko: Goldman bringt LEG an die Börse

Goldman Sachs und Perry Capital bringen die Düsseldorfer Immobilienfirma LEG an die Börse. Das Timing stimmt aus Sicht von Goldman. Kleinanleger sollten sich indes gut überlegen, ob sie hier nicht einem klassischen Hype aufsitzen.
22.01.2013 01:02
Lesezeit: 2 min

Der Whitehall Fonds von Goldman Sachs und der Finanzinvestor Perry Capital wollen die nordrhein-westfälische Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) an die Börse bringen. Der IPO wird jetzt schon gefeiert wie Weihnachten und Ostern. Das Wohnungsunternehmen, welches etwa 91.000 Wohnungen im Bundesland NRW besitzt, galt bisher nicht gerade als besonders glamorös. Aber mit bunten Börsen-Prospekten kann man auch eine biedere Sache zu einem leuchtenden Star machen. Kleinanleger sollten sich dagegen genau überlegen, ob sie den Heilsversprechungen des deutschen Immobilienmarktes wirklich glauben wollen. Ähnlich euphorische Töne hatte man zuletzt bei den Schifffahrts-Fonds gehört. Die Gefahr einer Immobilien-Blase sollte nicht unterschätzt werden.

Die Immobilienpreise in deutschen Großstädten sind zuletzt stetig gestiegen. Die Bundesbank hat allerdings bereits vor einem Immobilien-Hype Deutschland gewarnt (mehr hier). Wenn man genau liest, was die Bundesbank schriebt, kann man sogar von einer Blase sprechen. Die Kreditzinsen sind gering und es ist viel Geld ist im Markt verfügbar. Das führt zu übertriebenen Preissteigerungen bei Immobilien, von denen viele geradezu als Spekulations-Perlen angesehen werden.

Die bisher eher als unspektakulär geltende Düsseldorfer LEG wurde 2008 vom schuldengeplagten Land Nordrhein-Westfalen privatisiert und an die beiden Großinvestoren für 3,4 Milliarden Euro verkauft. Um Gewinn erwirtschaften zu können, wird erwartet, dass die Immobilienpreise weiter ansteigen werden.

Nach Angaben der Eigentümer sollen bis zu 57,5 Prozent der LEG als Aktien gehandelt werden können. Bis Ende Januar können Anleger 30,5 Millionen Unternehmensanteile mit einem Wert von 41 bis 47 Euro erwerben.  Dadurch wird eine Gewinnmarge in Höhe von etwa 1,4 Milliarden Euro erwartet. Der gesamte Erlös aus dem Börsengang geht an die Eigentümer.

Die LEG ist mit 2,4 Milliarden Euro verschuldet. Nach dem Börsengang haben die beiden Großinvestoren bereits angekündigt, ihre restlichen Anteile nach der Gewinn-Abschöpfung so schnell wie möglich wieder abzustoßen. Goldman Sachs will seine Anteile von 89 auf zunächst 33 Prozent reduzieren. Das entspricht einem reinen Erlös in Höhe von 1,4 Milliarden Euro.

Langfristig wollen beide Investoren komplett aus dem LEG-Geschäft aussteigen. Mit weiteren Aktienverkäufen wird damit gerechnet. Ob der Wert der Aktie dann jedoch gehalten werden kann, ist fraglich. Es besteht die Gefahr eines plötzlichen Wertverlusts des Unternehmens. Denn ewig werden die Preise nicht steigen. Wenn sich die Rezession auch nach Deutschland frißt, kann der Zauber sehr schnell vorbei sein.

Dann aber wird es für jene Anleger ungemütlich, die sich jetzt darauf verlassen, dass der Immobilien-Boom nachhaltig ist. Goldman wird man dann für das perfekte Timing preisen. Die besten Chancen auf einen hohen Profit haben professionelle Spekulanten.

Als Beispiel kann die Berliner GSW gelten: Die privatisierte Berliner Immobiliengesellschaft hat nach ihrem Börsengang einen bestechenden Aufstieg hingelegt. Wer schnell eingestiegen ist, um ebenso schnell wieder auszusteigen, kann sich die Hände reiben. Seit einiger Zeit jedoch geht es nur mehr bergab. Zwar beteuern die Betreiber, wenig verwunderlich, dass das wahre Wunder erst bevorsteht. Doch Anleger sind skeptisch geworden. Der Godmode Trader hält eine Erholung zwar für denkbar, aber: "Einfach wird dies jedoch nicht, denn noch ist der Abwärtstrend intakt."

 

Weitere Themen:

EU: Angela Merkel muss Bundeskanzlerin bleiben

Nach Bombenanschlag: US-Botschaft warnt Bürger vor Aufenthalt in Griechenland

Bank für Internationalen Zahlungsausgleich beobachtet Ruhe vor dem Sturm

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Panorama
Panorama Elf Tote in Schweden: Was ist passiert?
05.02.2025

Nach einer Schießerei an einer Erwachsenenbildungseinrichtung in Schweden bleiben viele Fragen offen. Mindestens elf Menschen starben,...

DWN
Politik
Politik Viererrunde bei RTL: Scholz, Merz, Weidel und Habeck im TV-Schlagabtausch
05.02.2025

Die klassische TV-Schlacht zwischen zwei Kanzlerkandidaten gerät in die Kritik. RTL reagiert und lädt Scholz, Merz, Weidel und Habeck zu...

DWN
Panorama
Panorama USA wollen Gazastreifen übernehmen
05.02.2025

Donald Trump will den Gazastreifen übernehmen und wirtschaftlich entwickeln. Dafür soll das vom Krieg gezeichnete Gebiet erst geräumt...

DWN
Politik
Politik Wagenknecht knüpft politische Zukunft an Wahlerfolg
05.02.2025

BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht kämpft um den Einzug in den Bundestag – und knüpft daran ihre politische Zukunft. Mit einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Firmen verstärken Investitionen in Mittel- und Osteuropa
05.02.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass immer mehr deutsche Unternehmen überlegen, ihre Produktion nach Mittel- und Osteuropa zu verlagern....

DWN
Politik
Politik Heizungsgesetz: CDU will es abschaffen – was wären die Folgen?
05.02.2025

Heizungsgesetz CDU? Was viele nicht wissen: Das heiß diskutierte und viel gehasste „Heizungsgesetz“ stammt ursprünglich von der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China kündigt Gegenmaßnahmen auf US-Zölle an - so könnte die EU reagieren
04.02.2025

Während Mexiko und Kanada mit US-Präsident Donald Trump eine Vereinbarung zur vorübergehenden Aussetzung von Zöllen erzielten, kam es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Spotify: Musikstreaming-Anbieter legt starke Zahlen vor - Aktie im Aufwind
04.02.2025

Spotify hat für das vierte Quartal im letzten Jahr starke Zahlen vorgelegt und kann immer mehr Nutzer von seinem Angebot überzeugen -...