Die Zeiten, da Hollywood noch regime-kritisch war, sind in Zeiten der knappen Kassen endgültig vorbei. Politik, Show-Business und die Finanzwirtschaft rücken enger zusammen, um den aufwändigen Betrieb aufrechterhalten zu können.
In dieser trauten Runde der System-Erhaltung darf auch der Geheimdienst nicht fehlen. Die CIA spielt die Hauptrolle im Film „Argo“, der in der Nacht zum Montag des Oscar als bester Film erhalten hat.
Auch früher schon haben Geheimdienste oder Kriegs-Handlungen den Rahmen für die Oscars hergegeben: Aber bei „Casablanca“ ging es doch zuerst um eine Liebesgeschichte. „Platoon“ dagegen war ein Anti-Kriegsfilm.
Steven Spielberg, der mit „Lincoln“ auch auf die patriotische Karte gesetzt hatte und leer ausging, musste zur Kenntnis nehmen, dass die Symbiose heute eine andere ist.
Der französische Film „Amour“ hatte schon aus finanziellen Gründen keine Chance. Bei der Oscar-Verleihung geht es nämlich ähnlich zu wie bei den US-Präsidentschafts-Wahlen: Wer am meisten Geld hat gewinnt. Die gesamte Produktion für „Armour“ des österreichischen Regisseurs Michael Haneke kostete 8,5Millionen Euro. „Argo“ verbrannte allein für die Werbung (!) für den Oscar 10 Millionen Dollar.
Die Darstellung der CIA im Zuge der Geisel-Befreiung von Teheran ist eine Mischung aus Ironisierung und Geschichts-Klitterung. In jedem Fall bedient sie mehrere Klischees: Beim Geheimdienst arbeiten Menschen wie Du und Ich, im Grunde ist das alles nur Theater, und vor allem: Die Geheimdienste haben vor allem die Funktion, die Bürger Amerikas zu retten und zu schützen.
Entgegen den in Hollywood erfolgreich transportierten Klischees sieht die Wirklichkeit ganz anders aus: Die Geheimdienste richten sich gegen die Amerikaner – eine Millionen US-Bürger gilt bereits als terror-verdächtig und wird observiert (hier). Menschen wie Du und Ich – wenn man gewalttätige Computerspiele mit den Drohnen vergleichen will, vielleicht (hier).
Und von Theater kann keine Rede sein: Der Überwachungs-Wahn und die Terror-Hysterie ist bereits so weit in die Köpfe der Amerikaner eingesickert, dass arglose Stewardessen immer öfter den Verstand verlieren und nicht mehr zwischen einem Terroristen und einem, der das Wort „Terror“ in den Mund nimmt, unterscheiden können.
Für die Obama-Administration hat der Oscar für „Argo“ noch einen angenehmen Nebeneffekt: Man kann im Vorübergehen daran erinnern, dass der Iran das Reich des Bösen ist. Weil es sich um eine historische Episode handelt, gibt es keine diplomatischen Verwicklungen.
Den Siegerfilm „Argo“ haben die Obama-Freunde um Ben Affleck und George Clooney gedreht, als die ausgewiesenen Salon-Linken der USA. Es ist bemerkenswert, dass sie sich dafür hergeben, die virtuellen Drohnen in die Köpfe der Amerikaner abzufeuern, als Begleitmusik für einen längst eröffneten Krieg der US-Administration gegen die eigene Bevölkerung. Die nicht erklärten Kriege in Afrika und anderswo, die die Amerikaner mit Hilfe der CIA weltweit führen, finden ohnehin kein Echo in den USA.
Denn im Grunde sind die USA ein konservatives Land. Wie sagte doch der diesmal bei den Oscars leer ausgegangene Abraham Linie in seiner berühmten Rede „House Devided“: „Jedes Haus, das in sich uneins ist, wird nicht bestehen. Ich glaube, daß diese Regierung auf Dauer nicht überleben kann, indem sie halb für die Sklaverei ist und halb für die Freiheit. Ich erwarte nicht, daß die Union aufgelöst wird; ich erwarte nicht, daß das Haus einstürzt; aber ich erwarte, daß es aufhören wird, geteilt zu sein. Es wird entweder ganz das eine oder ganz das andere sein.“