Deutschland

ZEW: Banken müssen an Verlusten beteiligt werden

Zu stark verlasse sich die Politik derzeit auf die EZB und verkünde ein baldiges Ende der Krise, statt den EU-Bürgern die Wahrheit zu sagen, kritisiert der neue ZEW-Chef Fuest. Weitere Schuldenschnitte sind unvermeidlich.
01.03.2013 01:45
Lesezeit: 1 min

„Schritt für Schritt“ ist das Motto Angela Merkels – sowohl innenpolitisch als auch in Bezug auf den Umgang mit der Schuldenkrise. Clemes Fuest, der am Freitag den Chefposten des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung übernimmt, sieht diese Art der Politik vor allem in Bezug auf die EU kritisch. „Die Reformen in den Krisenstaaten und auf europäischer Ebene müssen beschleunigt werden“, bevor die Menschen die Hoffnung verlieren, dass die Krise irgendwann ein Ende hat, warnt er in einem Interview mit dem Handelsblatt. Wenngleich er als Mitglied des Wissenschaftlichen Berats beim Bundesfinanzministerium dies sicher bereits des Öfteren hätte einfordern können.

Fuest fordert, dass die EU-Regierungschef entschlossener handeln müssten. „Die Politik in Europa verlässt sich zu sehr darauf, dass die Europäische Zentralbank es schon richten wird.“ Die Geldpolitik habe zwar die Refinanzierungskosten verringern können, gleichzeitig hätte dies jedoch dazu geführt, dass der Druck zur Umsetzung notwendiger Maßnahmen kleiner wurde. Die Strategie, den strauchelnden Ländern mittels billiger Kredite mehr Zeit zu verschaffen, und zu hoffen, die Länder würden die „Last der hohen Schulden und der Anpassung geduldig tragen“, werde schiefgehen, so Fuest. Seiner Meinung nach müssten die Gläubiger stärker beteiligt werden, zumindest bei der Sanierung der Banken“, ergänzt er. Derzeit ist genau das Gegenteil der Fall (hier).

Während die Politiker verkünden, die Krise sei überwunden, feiern die Aktienmärkte, „aber die Menschen stellen fest, dass sie ihre Arbeit verlieren und ihre Einkommen sinken“, sagt Fuest. Die Politiker müssten aber den EU-Bürgern „ehrlich mitteilen“, wie die Lage ist, und dürften „unangenehme Entscheidungen wie Schuldenschnitte oder unpopuläre Reformen nicht auf die lange Bank schieben“, ergänzt er.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unternehmer weltweit in Alarmbereitschaft: Handelskriege, Schuldenkrisen und KI – Was kommt als Nächstes?
01.05.2025

UBS-Report: Unternehmer zwischen Angst vor Handelskriegen, Hoffnungen auf KI und dem Wettlauf um Nachhaltigkeit.

DWN
Finanzen
Finanzen Versteckte Risiken: Wie die Rentenversprechen zur Illusion werden
01.05.2025

Vorsorge mit Risiko: Warum viele Pensionslösungen nur scheinbar sicher sind – und wie mangelnde Transparenz zum größten Feind der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die abgestürzten Börsenstars: Was tun, wenn die Raketen landen?
01.05.2025

Die Illusion der Dauer-Rendite zerplatzt – Anleger zwischen politischem Versagen und technologischer Ernüchterung

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wird es in Europa durch Trumps Zölle billiger? Nicht so schnell!
01.05.2025

Während Donald Trump die Stimmung mit protektionistischen Zöllen gegen China anheizt, stellt sich in Europa die Frage: Wird unser Markt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dollarschwäche setzt europäische Konzerne massiv unter Druck – Die Krise kommt!
01.05.2025

Dollarschwäche trifft Europas Konzerne: Umsätze schrumpfen, Risiken steigen – droht eine neue Ertragskrise?

DWN
Politik
Politik Neue Biomüll-Verordnung ab Mai: Bis zu 2.500 Euro Strafe bei falscher Mülltrennung
30.04.2025

Ökologische Pflicht zur Mülltrennung: Ab dem 1. Mai 2025 tritt die neue Bioabfallverordnung (BioAbfV) in Deutschland in Kraft. Dann...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die Tech-Giganten blasen zum Angriff: Neue Funktionen und digitale Machtverschiebung im Frühjahr 2025
30.04.2025

Die digitale Elite schläft nicht – sie beschleunigt. Im Frühjahr 2025 liefern die großen US-Tech-Konzerne ein beispielloses Arsenal an...

DWN
Politik
Politik Rohstoffdeal Ukraine steht kurz bevor: USA sichern sich Zugriff auf ukrainische Ressourcen
30.04.2025

Ein Durchbruch im Schatten des Krieges: Nach zähen Verhandlungen stehen die USA und die Ukraine offenbar kurz davor, ein weitreichendes...