Deutschland

Deutschland verliert bei Zypern-Rettung 1,4 Milliarden Euro

Lesezeit: 2 min
26.03.2013 12:33
Das am Sonntag in Brüssel beschlossene EU-Hilfspaket kostet Deutschland mindestes 1,4 Milliarden Euro. Das ist der Zins-Verlust, den die Deutschen hinnehmen müssen, wiel Zypern über den ESM versorgt wird. Es ist denkbar, dass die Summe am Ende trotz Rettung noch bedeutend höher ausfallen wird.
Deutschland verliert bei Zypern-Rettung 1,4 Milliarden Euro

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell:

Banken-Rettung in Spanien: Kleinanleger verlieren alles

Ökonomie ist allgemein als schreckliche (dismal) Wissenschaft verschrien.  Sie zeigt oftmals den Menschen die Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten schonungslos auf.  Erich Schneider ein deutscher Ökonom hat dies unter dem Titel des kalten Sterns der Knappheit einmal seinen Studenten nahegebracht. Nun wollen wir einmal die Gegenrechnung aus deutscher Sicht für das Hilfspaket an Zypern aufmachen.

Die Troika hat Zypern Finanzhilfen in Höhe von 10 Milliarden Euro zugesagt. Davon entfallen etwa 2,7 Milliarden Euro anteilsmäßig auf den deutschen Steuerzahler. Finanziert werden sollen diese Hilfen über den ESM. Gehen wird einmal davon aus, dass Zypern diesen Hilfskredit auch tatsächlich über eine Laufzeit von 25 Jahren tilgen würde. Nach Aussagen von Klaus Regling vor dem Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages zahlen die jetzigen Empfänger von Hilfskrediten des EFSF/ESM zwischen Null und zwei Prozent Zinsen. Das liegt unterhalb der Zinssätze, die der EFSF/ESM bei der Emission von Eurobonds am Kapitalmarkt für Eurobonds mit einer Laufzeit von 25 Jahren zahlen muss. Hier liegt der Zinssatz in etwa bei 3 Prozent (mehr hier). Mithin liegen die Laufzeiten der Hilfskredite an Irland, Portugal, Griechenland und Spanien mutmaßlich unter den hier unterstellten 25 Jahren, was letztendlich, wenn die Kredite nicht vorher vollständig getilgt werden können, eine Refinanzierung notwendig machen wird.

Die derzeit von Zypern am Kapitalmarkt zuletzt zu zahlenden Zinsen betrugen sieben Prozent für Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren (hier). Derzeit dürfte Zypern überhaupt keinen Kredit mehr von privaten Kapitalgebern erhalten. Würde nun der ESM die 10 Milliarden Euro zu Zinssätzen von drei Prozent anstelle Zyperns am privaten Kapitalmarkt platzieren, dann ergäbe sich für Zypern eine Zinsersparnis von vier Prozent. Mittels eines Tilgungsrechners lassen sich so rasch die Zinsersparnisse für Zypern unter einem solchen durch den ESM subventionierten Kredit errechnen.

Bei einer Tilgungsdauer von 25 Jahren und einem Zinssatz von zuletzt sieben Prozent für Zypern würden gesamten Zinskosten sich beim deutschen Anteil von 2,7 Milliarden Euro auf insgesamt 2,457 Milliarden Euro belaufen. Bei einem Zinssatz via Eurobonds durch den ESM lägen sie bei nur 1,053 Milliarden Euro. Macht summa summa summarum eine Zinsersparnis von 1,404 Milliarden Euro, auf die der deutsche Steuerzahler de facto verzichten würde. 

Mithin erhält Zypern von allen anderen Mitgliedsländern großzügige Zinssubventionen. Vermutlich werden die Transferleistungen am Ende sogar noch höher ausfallen, da die Zinskosten möglichweise wie im Falle Griechenland ganz erlassen werden. Des Weiteren bleibt das Risiko eines teilweisen oder totalen Zahlungsausfall ja bestehen, wenn Zypern am Ende doch noch Bankrott geht.

Stellt sich die Frage, warum der breiten Öffentlichkeit dieser Zusammenhang nicht mitgeteilt wird? Sollen die Steuerzahler aus den anderen Mitgliedsstaaten der Eurozone nicht merken, dass hier ihre Steuergelder verschenkt werden? Sollen die Zyprioten glauben, sie würden unerträgliche Lasten auf sich nehmen müssen? Jedenfalls scheint niemand auf der Geber- und Nehmerseite ein Interesse daran zu haben, die Zusammenhänge der breiten Öffentlichkeit darzulegen. Nur manche Ökonomen wundern sich darüber, warum man hier nicht Transparenz und Klarheit herstellt. Es würde doch viel zum Verständnis der Lage beitragen können.

Weitere Themen

Bankgeheimnis: USA nehmen Liechtenstein ins Visier

Zypern-Ansteckung: Sloweniens Banken unter Druck

Chaos in Brüssel: Der doppelte Gereon Dijsselbloem


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit neuem Rekordhoch - geht es jetzt Richtung 100.000 US-Dollar?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag legt die wichtigste Kryptowährung direkt nach. Seit dem Sieg von Donald Trump bei...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...

DWN
Politik
Politik Neue EU-Kommission: Nach heftigen Streit auf „umstrittenes“ Personal geeinigt
21.11.2024

Nach erbittertem Streit haben sich die Fraktionen im EU-Parlament auf die künftige Besetzung der Europäischen Kommission geeinigt. Warum...