Die Verschuldung der niederländischen Bevölkerung ist so hoch wie nirgendwo sonst in den Euroländern. Sie ist auch deutlich höher als die Staatsverschuldung des Landes. Die Niederländer haben viel Geld in Immobilien gesteckt. Doch die Preise für Häuser fallen seit Jahren. Die Verschuldung der Privathaushalte liegt allein bezüglich aufgenommener Hypotheken bei 651 Milliarden Euro.
In den Niederlanden tickt eine Immobilien-Bomb - und zwar gewaltig. „Die Verschuldung der privaten Haushalte gemessen am Anteil am verfügbaren Einkommen verdoppelte sich im vergangenen Jahrzehnt“, so der IWF in seinem aktuellen Länderbericht. Dieser deckt sich mit einer Untersuchung von Morgan Stanley. Die Niederländer weisen die höchste Privatverschuldung der gesamten Eurozone auf. Damit sind sie auch „die am meisten anfälligen für finanzielle Schwankungen“, so Morgan Stanley.
Besonders beunruhigend sind die aufgenommenen Hypotheken. In den Niederlanden herrscht die Tradition, in Immobilien zu investieren. Statt zu mieten, wird gekauft. Und ist eine gekaufte Wohnung zu klein, weil eine Familie gegründet werden soll, wird sie wieder verkauft und ein Haus gekauft.
Kurz vor dem Eintreten der Finanzkrise 2008 gab es am niederländischen Hypothekenmarkt noch einmal einen richtigen Boom. Die Zinsen waren niedrig. Doch im Zuge der Krise sanken die Preise für die Häuser. Innerhalb nur eines Jahrzehnts sanken sie um durchschnittlich 18 Prozent. So dass die gekauften Immobilien effektiv an Wert verloren.
Angesichts des Umfangs der Verschuldung eine gefährliche Situation, für die niederländische Bevölkerung genauso wie für die nationalen Banken. Dem IWF zufolge stehen den Ersparnissen der Niederländer bei nationalen Banken in Höhe von 374 Milliarden Euro Hypotheken in Höhe von 651 Milliarden Euro gegenüber. Diese wurden hauptsächlich bei den nationalen Banken aufgenommen.
Im Zuge der Rezession und der zunehmenden Arbeitslosigkeit ist die Zahl der faulen Kredite in den Bilanzen der Banken in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Das stellt sowohl die Schuldner als auch die Banken vor große Schwierigkeiten. Denn eine wirtschaftliche Erholung ist nicht in Sicht. Der IWF rechnet mit einem Rückgang des BIPs um 0,5 Prozent in diesem Jahr. „Das Zusammenspiel von Haushalts- und Bankbilanzen, das an Veränderungen der Immobilienpreise geknüpft ist, birgt ungewöhnlich große Unsicherheit“ für die Niederlande, so der IWF.