Bundesbank-Präsident hat erstmals Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der europäischen Gemeinschaftswährung geäußert. In einem Interview mit der Bild am Sonntag erneuerte Weidmann seine Kritik gegen die Rettungs-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Ankündigung von EZB-Präsident Mario Draghi, unbegrenzt Staatsanleihen zur Stabilisierung des Euro aufzukaufen, hält Weidmann für existenzbedrohend für den Euro.
Weidmann sagte:
„Ist es eine gute Idee, dass wir einfach alle gegenseitig für unsere Staatsschulden haften? Eigentlich geht es doch darum, dass wir auf dem Weg zu einer stabileren Währungsunion vorankommen.“
Und nur als stabile Währung sei der Euro für die Bundesbank akzeptabel.
Weidmann:
„Für die Bundesbank gilt, dass wir den Euro erhalten wollen und zwar als stabile Währung.“
Damit hat Weidmann erstmals einen Rahmen skizziert, in dem der Euro auseinander brechen würde: Wenn nämlich seine Stabilität als Währung nicht mehr sichergestellt ist. Weidmann hat seine Zweifel am Euro in der fürDiplomaten Bundesbanker typischen Form nicht so formuliert, dass es jeder gleich versteht oder erkennt. Aber im währungstaktischen Neusprech der Zentralbanker hat diese Aussage Sprengkraft.
Denn Weidmann schafft ein Junktim: Verliert der Euro die Stabilität, die ihm derzeit nur das Gelddrucken der EZB gewährt, dann sollte man sich von ihm verabschieden.
Vor zwei Jahren hätte kein EZB-Mann - auch nicht ein von der Bundesbank entsandter - eine solche Aussage getätigt.
Derzeit versorgt die EZB die Märkte durch niedrige Zinsen mit billigem Geld, wodurch die Schulden-Macherei bei Regierungen und Privatleuten angefacht wird.
Auch dagegen ist Weidmann: Die Leute sollte sich darauf einstellen, dass die Zinsen wieder einmal steigen werden – und es sei die Frage, ob sie sich dann noch die Kredite leisten können.
Weidmann hat der jüngsten Zins-Senkung zugestimmt.
Dass er nun ein Euro-Endspiel andeutet, zeigt, dass Weidmann die Bürger darauf vorbereiten will, dass es schon bald zu gravierenden Verwerfungen im Euro-Raum kommen könnte.
Italien und Spanien haben sich offiziell vom Sparen abgemeldet. Frankreichs Präsident Francois Hollande hat am Freitag verkündet, dass es für Europa am besten wäre, wenn die EZB noch viel mehr Geld druckte.
Rahmenbedingungen für eine stabile Währung sehen anders aus.
Beobachter sehen eine deutlich über fünfzigprozentige Wahrscheinlichkeit für eine Währungsreform in den kommenden Jahren (hier).