Die Strompreise für Unternehmen in Deutschland sind seit Juli 2012 um rund 12,4 Prozent gestiegen. Die massive Preiserhöhung erfolgte trotz sinkender Großhandelspreise an den Strombörsen. Die Gründe liegen vor allem im Anstieg der Umlage, die sich aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ergibt.
Ermittelt wurden die Änderungen im Strompreis vom Bundesverband der Energie-Abnehmer (VEA). Demnach liegt der durchschnittliche Komplettpreis vor Steuern in den neuen Bundesländern bei 14,84 Cent je Kilowattstunde. Damit ist der Strom für die Unternehmen im Osten um knapp zehn Prozent teurer als in den alten Bundesländern (13,54 Cent je Kilowattstunde). Spitzenreiter sind Wemag Netz, Stadtwerke Leipzig Netz und Mitnetz in Halle. Der größte Preisanstieg ist mit 17,1 Prozent bei der Energieversorgung Halle zu verzeichnen.
Grund für die Unterschiede zwischen Ost und West sind vor allem die hohen Netznutzungsentgelte in den neuen Bundesländern. Der durchschnittliche Preisanstieg für ganz Deutschland um gut zwölf Prozent ist in erster Linie auf die hohen Umlagen zurückzuführen. „Neben der EEG-, der KWKG und der §19-Strom-NEV-Umlage müssen Stromkunden seit Januar 2013 auch die Offshore-Umlage tragen“, sagt Volker Stuke vom VEA. Für den energieintensiven Mittelstand seien die hohen Umlagen auf Dauer nicht mehr tragbar. Stuke rät allen deutschen Stromkunden, sich intensiv mit der Möglichkeit eines Anbieter-Wechsels zu befassen.
Denn die Strompreise werden auch im kommenden Jahr ansteigen, wie eine aktuelle Analyse des Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace Deutschland zeigt. Demnach wird sich die EEG-Umlage auch 2014 noch einmal erhöhen. Zu erwarten sei ein Anstieg von 0,8 Cent auf 6,1 Cent pro Kilowattstunde. Davor war die Umlage allein im Jahr 2012 um mehr als 3,50 Euro je Kilowattstunde angewachsen.
Schuld an dieser Entwicklung ist ausgerechnet das gestiegene Angebot an Strom aus Erneuerbaren. Dadurch fällt nämlich der Strompreis an der Börse, wodurch wiederum die EEG-Umlage steigt. Die Erklärung für diese Mechanik: Die EEG-Umlage deckt die Differenz ab zwischen dem an der Börse erzielten Strompreis und den festgeschriebenen (höheren) Vergütungssätzen für Strom aus erneuerbaren Energien. Ist diese Differenz groß, weil der Börsenpreis sinkt, muss die EEG-Umlage einen größeren Betrag bis zum Erreichen abdecken – sie steigt.
Die Situation ist also paradox: Der Großhandels-Preis an den Strombörsen fällt, während Unternehmen und Privatkunden immer höhere Preise zahlen. Noch nie war die deutsche Energiepolitik weiter von einem fairen Strompreis für die Abnehmer entfernt als heute.