Finanzen

Chinas Führung nervös: Angst vor dem Schulden-Crash

In China weiß niemand, wie hoch die Staatsschulden wirklich sind. Die letzten Zahlen stammen aus 2010. Die Regierung in Peking ist nervös. Der Rechnungshof stellt nun eine landesweite Prüfung der Schulden an. Der Wirtschaftsboom wurde jahrelang auf Pump finanziert.
28.07.2013 23:51
Lesezeit: 1 min

Der chinesische Rechnungshof wurde am Sonntag vom Staatsrat dazu beauftragt, eine landesweite Schuldenprüfung durchzuführen. Offenbar hat die Regierung in Peking Angst vor einer Finanzkrise. Das genaue Ausmaß der Schulden kennt niemand. Es wird aber vermutet, dass China höher verschuldet ist, als bislang angenommen, berichtet Reuters. Seit 2010 gibt es keine genauen Zahlen über die Schuldenentwicklung in China. Damals lag die Verschuldung der Kommunen bei 10,7 Billionen Yuan (etwa 1,35 Billionen Euro).

Auch die Wirtschaftszahlen sind unglaubwürdig. Die chinesische Regierung hat die letzte Wirtschaftsprognose widerrufen, um die Märkte nicht zu beunruhigen (mehr hier). Das Wirtschaftswachstum fiel darin deutlich schwächer aus, als es die Offiziellen glaubhaft machen wollten. Auch international steht Peking unter Druck. Der IWF hat China in einem Bericht gewarnt, dass die Schuldenpolitik sehr bald zu einem Crash führen könne (hier).

China will sich offenbar dagegen absichern. Die Regierung kaufte in den letzten Jahren Rekordmengen Gold. Dadurch soll die eigene Währung im Vergleich zum Dollar und zum Euro gestärkt und als Welterserve-Währung etabliert werden (hier).

Im zweiten Quartal soll China ein Wachstum von 7,5 Prozent erzielt haben, berichtet peopledaily. Noch steht die Wachstumsrate mit den Zielen der Regierung im Einklang. Das Wachstum wurde jedoch teuer erkauft. Durch ein massives Stimulationsprogramm in 2008 gab die Regierung etwa 4 Billionen Yuan aus, um die Wirtschaft zu stabilisieren und der weltweiten Finanzkrise zu entkommen.

Die Nebenwirkungen dieser Schuldenfinanzierung bekommt China jetzt zu spüren: Die Industrie in China ist nicht produktiv genug. Überproduktion belastet den Arbeitsmarkt (mehr hier). Die Lagerbestände können nicht schnell genug abgebaut werden.

Dieses Mal wollen die politischen Entscheidungsträger aber anders reagieren, als 2008, sagte Fan Jianping, Wirtschaftsexperte des staatlichen chinesischen Informationszentrums. Es sollen keine Schulden mehr in dem Ausmaß gemacht werden. Stattdessen setze die Regierung auf Strukturreformen. Einen leichten Stimulus werde es aber weiterhin geben.

Die Finanzmittel vom Staat sollen überwiegend in Infrastrukturprojekte fließen sowie in Energietechnologien und die Schiffsfahrt. „Die Kreditkontrollen werden locker bleiben, aber um das Risiko zu minimieren, werden sie nicht zu locker ausfallen“, sagte Lian Ping, Ökonom bei der chinesischen Bank of Communications.

Gegen die Korruption hat die Regierung indes noch kein adäquates Mittel gefunden. Wegen unkontrollierbarer Vetternwirtschaft hat die Regierung den Bau weiterer Regierungsgebäude für die nächsten fünf Jahre auf Eis gelegt (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...