Der operative Gewinn der Werkstattkette Auto Teile Unger (ATU) ist im Geschäftsjahr 2012/2013 um 40 Prozent auf 61,9 Millionen Euro gesunken, berichtete ATU am Donnerstag in einer Pressemitteilung. Ausschlaggebend hierfür seien die „schlechte Situation im Gesamtmarkt“ und die „eingetrübte Stimmung der Kfz-Teilebranche“.
Trotz Einsparungen von 25 Millionen Euro im vergangenen Jahr konnte die Situation nicht nachhaltig verbessert werden. „Das vergangene Geschäftsjahr ist zweifelsohne enttäuschend, zeigt uns aber auch klar auf, welche Chancen wir ausgelassen haben und wo jetzt unsere Handlungsfelder liegen“. Sagte Hans-Norbert Topp, seit kurzem neuer Vorsitzender der Geschäftsführung von ATU.
Topp war im Juli von Sixt zu ATU gewechselt und hat dort den bis dahin amtierenden Geschäftsführer Manfred Ries abgelöst. Ries war selbst erst 2011 für Michael Kern ins Amt gehoben worden. Mit dem neuen Vorstands-Chef soll die Personalpolitik aber vorerst beendet sein. Hans-Norbert Topp will sich mehr auf das Online-Geschäft konzentrieren und die Vertriebsstruktur aus 650 Filialen und über 12.000 Mitarbeitern besser nutzen.
Tatsächlich ist es jedoch nicht der Markt, sondern die gewaltigen Schulden, die das Unternehmen an den Rand der Crashs drücken.
Vorher muss sich Topp aber um die Konsolidierung der Finanzen Gedanken machen. ATU hat über 600 Millionen Euro Schulden angehäuft – Tendenz steigend. „2010 wurde ein Minus von 56,5 Millionen Euro erwirtschaftet“, 2011 waren es 81,4 Millionen, berichtet Motor Talk. Das im laufenden Jahr erwirtschaftete Geld reicht nur bis zum Ende des Jahres. An eine Tilgung der Schulden ist nicht zu denken.
Der US-Finanzinvestor und Mehrheitseigentümer KKR hatte bereits vor fünf Jahren Zusatzkapital in Höhe von 140 Millionen Euro an ATU nachgeschossen. Um den Bedarf an Eigenkapital zu decken, forderte der zweite Großinvestor, Centerbridge, erneute Zahlungen von KRR im dreistelligen Millionenbereich, berichtet das Handelsblatt.
Der Fluch der Schulden bei ATU kommt aus dem verheerenden Geschäftsmodell der Finanzinvestoren - KKR gilt als einer der aggressivsten in der Private Equity Branche. Als KKR die damals florierende ATU im Jahr 2004 übernahm, taten die Amerikaner das, was solche Investoren immer tun: Sie bürdeten den Großteil des Kaufpreises in Höhe von 1,45 Milliarden Euro dem Unternehmen auf.
Damit haben sich die Finanzinvestoren schon einmal aus dem Risiko begeben. Offenbar hat KKR aber wegen des unsicheren konjunkturellen Umfeldes keinen neuen Käufer gefunden und muss sich nun erneut mit einer Krise herumschlagen.
Die Geschäftsführung hofft, dass die Gesellschafter gerade wegen des 2008 unerwartet einzuschießenden Kapitals nicht die Reißleine ziehen werden. Man habe „bereits zahlreiche Gespräche“ geführt, sagte Topp. „Mit einem Ergebnis rechnen wir spätestens bis zur Vorlage des endgültigen Geschäftsberichts Ende Oktober.“ Bis dahin soll das neue Sanierungskonzept stehen. Eckpunkte daraus hat Topp bereits vorgestellt. „E-Commerce und Flottenmanagement sind nach wie vor die richtigen Wachstumsbereiche, auf die sich A.T.U konzentriert“, sagte Topp.
Zudem will sich ATU stärker auf den Markt für Autoglas konzentrieren. Das soll die Werkstatt-Kette wetterunabhängiger machen. Die Einnahmen aus dem Reifengeschäft unterliegen je nach Witterung starken Schwankungen. Hinzu kommt, dass sich die Automobil-Industrie in der schwersten Krise seit Jahrzehnten befindet. Eine Rückkehr zu Wachstumsraten wie in Vorkrisenzeiten erwarten Automobilexperten indes nicht (mehr hier).
Für die Finanzinvestoren könnte damit aus dem einst Cash-Flow-starken Unternehmen eine endlose Geschichte werden - an deren Ende sogar Verluste stehen können.
Die Krise hat eben auch für die gefinkelten M&A-Experten von KKR stets neue Überraschungen parat.