Deutschland

Mini-Jobs: Deutsche halten Renten-Beiträge für verbranntes Geld

Die große Mehrheit der Minijobber ist nicht rentenversichert. Nur 23,8 Prozent der neuen Minijobber führen Beiträge in die staatliche Rentenkasse ab. Die Geringverdiener benötigen das Geld zum Leben.
08.09.2013 01:59
Lesezeit: 1 min

Seit Jahresbeginn müssen Minijobber einen Antrag stellen, wenn sie keine Rentenbeiträge zahlen wollen. Mehr als drei Viertel der betroffenen Geringverdiener tut dies.

Von den 2,6 Millionen geringfügig Beschäftigten, die seit Anfang 2013 einen Minijob angenommen haben, zahlten im August nur 23,8 Prozent Rentenbeiträge, berichtet die FAZ. Mehr als drei Viertel der neuen Minijobber haben einen Antrag auf Befreiung von der Versicherungspflicht gestellt. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des rentenpolitischen Sprechers der Grünen-Bundestagsfraktion, Wolfgang Strengmann-Kuhn, hervor.

Anfang dieses Jahres wurde die Verdienstobergrenze für die mehr als 7 Millionen Minijobber von 400 auf 450 Euro heraufgesetzt. Zudem wurde für neue Minijobber eine Versicherungspflicht zur gesetzlichen Rentenversicherung eingeführt, von der sie sich aber auf Antrag befreien lassen können. Wenn sie den Antrag auf Befreiung einmal gestellt haben, ist er für die gesamte Dauer des Minijobs bindend.

Wie viel Geld ein Minijobber für seine Rentenversicherung zahlen muss, hängt von seinem Arbeitgeber ab. Ist er in einem Privathaushalt angestellt, trägt der Minijobber 13,9 Prozent (maximal 62,55 Euro). Arbeitet er für einen gewerblichen Arbeitgeber, zahlt er nur 3,9 Prozent (maximal 17,55 Euro).

Doch die von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) durchgesetzte Versicherungspflicht für Minijobber wird von den Geringverdienern offenbar kaum angenommen. Vor allem geringverdienende Frauen seien nicht rentenversichert, so Strengmann-Kuhn.

Dabei hätte die Rentenversicherung möglicherweise auch Vorteile für die Minijobber. Immerhin werden die geringfügigen Beschäftigungen voll auf die Versicherungszeiten angerechnet. Das gilt nicht nur für den Anspruch auf Rentenzahlungen, sondern auch für Ansprüche auf Rehabilitationsmaßnahmen oder für den Zugang zu steuerlich geförderten Altersvorsorgeprodukten wie der Riester-Rente.

Dennoch entscheiden sich mehr als drei Viertel der Minijobber gegen die gesetzliche Rentenversicherung und nehmen sich sogar die Zeit, einen entsprechenden Antrag zu stellen. Entweder sie benötigen das Geld hier und heute und sorgen gar nicht für das Alter vor. Oder sie sorgen privat vor. Der Abschluss einer Lebensversicherung (hier) oder ein Sparbuch (hier) sind derzeit allerdings nicht zu empfehlen.

Das Problem, ohne Altersvorsorge dazustehen, ist in Deutschland keine Randerscheinungen. Seit 1990 hat die Lohnungleichheit stetig zugenommen. Deutschland hat heute den zweitgrößten Niedriglohnsektor in Europa. Jeder vierte Deutsche arbeitet derzeit für einen Niedriglohn (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW-Aktie: Gewinn beim Hersteller BMW sackt ab - die ganz fetten Jahre sind vorbei
14.03.2025

Nach Jahren extremer Erträge geht es für die Autohersteller gerade abwärts. Doch selbst nach den aktuellen Einbrüchen verdienen...

DWN
Politik
Politik Grüne blockieren schwarz-rotes Finanzpaket – Streit um Europas Zukunft
14.03.2025

Die Grünen stellen sich gegen das Finanzpaket von Union und SPD. Fraktionschefin Katharina Dröge fordert, Verteidigungs- und...

DWN
Technologie
Technologie Polen will Bau von AKW an der Ostsee 2028 starten
14.03.2025

Deutschland hat sein letztes Atomkraftwerk abgeschaltet. Polen indes will seinen ersten Reaktor direkt am Ostseestrand errichten. Das...

DWN
Panorama
Panorama Vorsorge Gesundheit: Krankenkassen-Boni noch bis 31. März sichern
14.03.2025

Viele Krankenkassen fördern ein gesundheitsbewusstes Verhalten ihrer Versicherten mit Bonuszahlungen. Wer davon profitieren möchte,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die unsichtbare Enteignung: Wie Inflation unser Vermögen entwertet
14.03.2025

Inflation – die größte legale „Enteignung“ der Geschichte? Während Verbraucher unter steigenden Preisen ächzen, kassiert der...

DWN
Immobilien
Immobilien Offene Immobilienfonds in Schockstarre: Anleger ziehen Milliarden ab - wie geht es weiter?
13.03.2025

Aktuelle Daten zeigen, dass Anleger Summen in Milliardenhöhe aus offenen Immobilienfonds abziehen. Januar war der schlimmste Monat seit...

DWN
Finanzen
Finanzen Fast 3000 Dollar: Goldpreis erreicht neuen Höchststand
13.03.2025

Zölle, Gegenzölle, Strafzölle: Der von den USA entfachte Handelsstreit treibt Anleger zum Gold als sicheren Hafen. Seit dem Amtsantritt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Volkswagen-Absatzrekord: VW verkauft mehr Currywürste als Autos
13.03.2025

Vegan war gestern: Sie ist seit Jahren das meistverkaufte Produkt der Marke Volkswagen: die VW-Currywurst. Und während der Autoabsatz...