Finanzen

Goldman bringt Twitter an die Börse: Ein Fressen für die #Haie

Twitter hat Goldman Sachs zum Konsortialführer für den Börsengang gemacht. Die Firma hat kein Geschäftsmodell, Goldman schon. In den kommenden Wochen wird Twitter gehypt werden - und es werden sich genügend Leute finden, die die Aktie zeichnen.
11.10.2013 13:20
Lesezeit: 2 min

Die Twitter-Gründer wollen an der Börse Kasse machen. Das sind gute Nachrichten - für die Gründer und für Goldman Sachs. Twitter hat Goldman zum Konsortialführer für den Börsengang bestellt. Die Bank wird zusammen mit anderen Geldinstituten die erste Phase des Börsengangs durchführen.

Twitter soll den Banken 3,25 Prozent für ihre Dienste zahlen, berichtet Bloomberg mit Verweis auf Twitter-Kreise. Morgan Stanley, JP Morgan, die Deutsche Bank und noch zwei weitere Banken sind mit dem Börsengang beauftragt worden.

Den Kreisen zufolge will Twitter mit dem Börsengang etwa eine Milliarde Dollar in die eigenen Kassen spülen. Die erste so genannte Road Show soll Ende Oktober stattfinden. Zwar favorisiere das Unternehmen die Notierung an der New York Stock Exchange – Verhandlungen mit Nasdaq laufen jedoch noch.

Facebook hatte den Banken bei seinem Börsengang 2012 Gebühren in Höhe von 1,1 Prozent gezahlt. Allerdings war die IPO, die Initial Public Offering (Börseneinführung), Facebooks mit einem Volumen von 16 Milliarden Dollar auch deutlich größer als die von Twitter.

Der Börsengang von Facebook geriet zum Fiasko. Die Börse stürzte kurz ab, viele Anleger konnten ihre Orders nicht abgegeben, das Unternehmen hat den Kunden stets nur die halbe Wahrheit erzählt (hier).

Auch bei Twitter fehlt bisher ein Geschäftsmodell: Niemand weiß, wie das Unternehmen Geld verdienen soll. Interessant könnte der Daten-Handel sein, auch die Zusammenarbeit mit Regierungs-Behörden dürfte sich als lukrativ herausstellen.

Damit der Börsengang erfolgreich ist, muss nun natürlich ein entsprechender Hype gestartet werden.

Der Gründer und Investor Mark Cuban hat 2004 einmal sehr ausführlich erklärt, wie ein Börsengang wirklich abläuft.

Cuban hat zwei Firmen – MicroSolutions und Broadcast.com – gegründet und groß gemacht. Nachdem er MicroSolutions verkauft hatte, brachte er Broadcast.com an die Börse. Der Kurs stieg von einem Dollar am ersten Handelstag auf über 60 Dollar am Ende des Tages.

Cuban erklärt, wie das abgelaufen ist: Die Börse, so schreibt er, ist nichts anderes als ein gigantisches Schneeball-System. Der Wert von Aktien richtet sich nicht nach dem tatsächlichen Wert des Unternehmens, sondern ist eine Marketing-Nummer: Leute, die verkaufen wollen, suchen Leute, die kaufen wollen. Zu diesem Zweck erzählen die Verkäufer den Käufern die schönsten Märchen. Entscheidend ist, dass sich möglichst viele um eine Aktie reißen.

Begeisterung für eine Aktie entsteht nicht, weil das Unternehmen gut ist. Begeisterung entsteht, weil andere sagen, dass eine Aktie ein „heißer Tipp“ ist. Mit der Wirklichkeit hat das alles nichts zu tun. Es geht um Marketing.

Cuban berichtet von der Road-Show für Broadcast.com. Das ist die Phase vor einer Börseneinführung. Dabei stellen die Manager des Unternehmens die Firma potentiellen Investoren vor. Mit Hilfe von Investment-Banken üben die Gründer, was sie sagen dürfen und was nicht. Es gibt nur ein Ziel: Möglichst viele Investoren sollen zum Kauf gebracht werden.

Cuban sagt, er sei vor allem davon erschüttert, dass unter den hunderten Investoren nicht einmal eine Handvoll vernünftiger Fragen zu dem Unternehmen gestellt wurden. Schlimmer noch: Die Investoren wollten gar nicht wissen, worum es bei dem Unternehmen geht. Sie wollten kaufen, weil das Marketing sie eingelullt hatte (mehr zu diesem extrem interessanten Betrugs-System mit einer einigermaßen erschreckenden Grafik - hier).

In den USA sind sogar schon die Politiker trunken von Twitter und betreiben schamlos Schleichwerbung für ein kommerzielles Unternehmen mit Steuergeldern: So fand sich sogar bei der Präsentation der Republikaner unter dem Rednerpult von Sprecher Beohner ein Schild mit der Aufschrift "#time4action".

Die Raute (Hashtag) ist das Symbol von Angela Merkel Twitter.

In den kommenden Wochen wird es auch das Symbol für Goldman sein.

#andthewinneris...

Das große Fressen kann beginnen.

Die Haie wittern Futter.

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