Deutschland

Frankreich: Deutsche Mütter sollen arbeiten gehen

Der Chef der französischen Zentralbank Christian Noyer fordert, dass Deutschland mehr Kindergartenplätze schafft. Mehr junge Mütter sollten im Beruf bleiben und Geld verdienen, damit sie mehr konsumieren.
16.11.2013 13:06
Lesezeit: 1 min

Im Streit über Deutschlands Exportlastigkeit kommen auch aus der EZB deutliche Reformappelle an die Bundesregierung. Der französische Notenbank-Chef Christian Noyer und EZB-Chefvolkswirt Peter Praet forderten entschlossene Schritte zur Stärkung der Inlandsnachfrage.

„Deutschland, sollte seine Wettbewerbsfähigkeit nicht schwächen“, sagte Praet der Süddeutschen Zeitung. „Aber für Deutschland ist es wichtig, mehr im Inland zu investieren.“ Dazu seien entsprechende Strukturreformen nötig.

Ähnlich äußerte sich Noyer, der in der FAZ für einen Ausbau des Dienstleistungssektors plädierte. „Mehr Kindergartenplätze könnten etwa dafür sorgen, dass mehr junge Mütter berufstätig bleiben, Einkommen beziehen und damit mehr konsumieren“, erläuterte der Franzose. Sinnvoll wäre auch eine Liberalisierung von reglementierten Berufen und Ladenöffnungszeiten.

Zur Bekämpfung möglicher Immobilienblasen in Deutschland empfahl Noyer dem Blatt zufolge, dass die Aufsichtsbehörden den Banken in gefährdeten Regionen zur Kreditverteuerung höhere Eigenkapitalvorgaben machen.

Im September erzielte die deutsche Wirtschaft einen Rekordüberschuss im Handel von 20,4 Milliarden Euro. Während Unternehmen und Bundesregierung die seit Jahren anhaltende Exportstärke verteidigen, kommt Kritik von Handelspartnern wie den USA. Sie argumentieren, dass damit Ungleichgewichte im internationalen Handel verstärkt würden.

Die EU-Kommission wird eine erweiterte Untersuchung der deutschen Export-Überschüsse durchführen. Kommt die EU zu dem Ergebnis, dass Deutschland Exzesse bei den Exporten veranstaltet, kann Brüssel eine Milliarden schwere Strafe verhängen (mehr hier).

In der Debatte um die jüngste Senkung des Leitzinses auf das Rekordtief von 0,25 Prozent traten die beiden Notenbanker energisch dem Eindruck entgegen, dass ein Riss durch den EZB-Rat gehe. „Wenn ich lese, dass es ein Nord- und ein Südlager gibt, so ist das völlig falsch“, sagte Noyer.

Die Zentralbanker bekräftigten zugleich, dass die EZB ihr Pulver noch nicht verschossen habe. „Es gibt keine ‚letzte Kugel‘“, so Praet. „Wenn man den Leitzins einmal bei null hat, dann muss man quantitative Maßnahmen ergreifen. Das muss aber kein Anleiheprogramm sein, das könnten auch Geldspritzen an die Banken sein. Aber an diesem Punkt sind wir nicht“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft: Großbaustelle für die neue Regierung
09.03.2025

Die desolate Lage der deutschen Wirtschaft wird eine der größten Herausforderungen für die neue Bundesregierung und das dringendste...

DWN
Panorama
Panorama Ostern: Werden zum Osterfest die Eier knapp?
09.03.2025

Rot, gelb oder grün - bunte Eier stoßen zum Osterfest nicht nur bei Kindern auf Begeisterung. Hunderte Millionen werden jedes Jahr...

DWN
Immobilien
Immobilien Genossenschafts-Wohnungen: Die letzte günstige Wohnoption?
09.03.2025

In Großstädten wie München ist bezahlbarer Wohnraum rarer als Gold. Wohnbaugenossenschaften stellen unter den Prinzipien der Selbsthilfe...

DWN
Technologie
Technologie Solarenergie im Keller: Immer mehr Haushalte speichern Strom
09.03.2025

Wer eine Solaranlage auf dem Dach hat, hat immer häufiger auch einen Batteriespeicher im Keller. Lohnt sich das?

DWN
Panorama
Panorama UN: Europa schlecht auf Kampf gegen künstliche Drogen vorbereitet
09.03.2025

UN-Fachleute warnen vor dem Vormarsch synthetisch hergestellter Substanzen. Sie fordern einen koordinierten internationalen Schutz gegen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ryanair verschiebt Ende der ausgedruckten Bordkarte
09.03.2025

Die Fluggesellschaft Ryanair gibt der ausgedruckten Bordkarte noch eine Gnadenfrist. Passagiere können noch bis Anfang November mit einer...

DWN
Finanzen
Finanzen Trading lernen: Können Sie mit Tradingkursen den Markt schlagen?
09.03.2025

Anbieter von Tradingkursen versprechen hohe Renditen mit dem kurzfristigen Handel von Wertpapieren. Doch ist das realistisch? Kann jeder...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schuldenbremse Wählerbetrug: 500 Milliarden Sonderschulden mit alten Bundestag - Das Ergebnis von CDU und SPD
08.03.2025

Die Wirtschaft sieht für die CDU einen klaren Auftrag für Umsetzung dringende Wirtschaftsreformen. Doch die SPD und auch die Grünen und...