Politik

Blackout im Winter: Vorbereitung auf europaweiten Stromausfall

Eine Initiative aus Österreich diskutiert über die Folgen eines europaweiten Stromausfalls. Fazit: Schon kleinere Störungen können weitreichende Dominoeffekte auslösen. Vertreter aus Wirtschaft und Verwaltung planen für den Ernstfall. Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass die Sorge vor einem Blackout durchaus begründet ist.
26.12.2013 03:13
Lesezeit: 2 min

Die zivilgesellschaftliche Initiative „Plötzlich Blackout“ lud kürzlich mehr als 200 Vertreter aus Österreichs Wirtschaft und Verwaltung zu einem nationalen Workshop ein. Dies berichtet Die Presse. Thema der Veranstaltung war die Möglichkeit eines überregionalen Stromausfalls. Dazu wurde eine fiktive Notsituation durch einen Stromausfall in Wien simuliert. Die Teilnehmer erörtern das mögliche Vorgehen aller Beteiligten und die Folgen für die Wirtschaft und die Bürger.

Neben den staatlichen Behörden, Privatunternehmen und Energieversorgern waren auch Bürger-Initiativen, gemeinnützige Organisationen und Rettungskräfte auf dem Workshop vertreten. Eine Zusammenarbeit aller gesellschaftsrelevanten Bereiche sei notwendig, um in Notsituationen schnellst möglich zu handeln, so die Organisatoren von "Plötzlich Blackout".

Sie sind davon überzeugt, dass ein überregionaler Stromausfall sehr wahrscheinlich ist. Dabei beziehen sie sich dabei auf die Tatsache, dass Stromnetze schon lange nicht mehr national begrenzt sind. Alle europäischen Erzeuger, Betreiber, Händler und Verbraucher teilen sich im Grunde eine Strom-Infrastruktur. Daraus folgt, dass sich ein lokaler Störfall schnell zu einem europaweiten Problem ausweiten kann.

Wie ein europaweiter Stromausfall ablaufen könnte, zeigt ein Beispiel vom 04. November 2006. Damals schaltete der Energiekonzern E.ON in Norddeutschland zwei Hochspannungsleitungen ab, um einem Kreuzfahrtschiff die Durchfahrt durch den darunter gelegenen Kanal zu ermöglichen. Durch eine Kausalkette aus falscher Planung und schlechter Kommunikation der Netzbetreiber, waren Alternativrouten für die Stromversorgung überlastet. Es kam zum überregionalen Blackout, bei dem in 10 Millionen Haushalten in Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien, Spanien und Österreich die Lichter ausgingen. Nach zwei Stunden konnte die Stromversorgung wiederhergestellt werden, wie die Bundesnetzagentur in ihrem Bericht feststellte.

Häufig sind auch Überkapazitäten der Grund für eine Überlastung des Netzes. So könnten hohe Kapazitäten aus Windenergie zusammen mit milden Temperaturen zu Weihnachten die Versorgung in Deutschland gefährden. Dies berichtet die FAZ und bezieht sich dabei auf ein Dokument des Netzbetreibers Entso-E.

„Aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Jahre könnte der Zeitraum um Weihnachten mit einem großen Stromüberschuss im deutschen Netz kritisch werden“, so die Autoren des Entso-E-Berichts.

Das könnte zu Preiseinbrüchen an der Strombörse und starken Frequenzschwankungen im Netz führen. Die Netzbetreiber wären dann gezwungen, Notfallreserven zu mobilisieren. Bereits im letzten Jahr sei die Lage bei hoher Windstrom-Einspeisung an Weihnachten und gleichzeitig milden Temperaturen äußerst kritisch gewesen.

Ein anderes Szenario ergibt sich hingegen in den kalten Wintermonaten Januar und Februar. Extreme Kälte bei gleichzeitiger Windstille könnte zu Strom-Engpässen führen. Erst im Februar 2012 ergab sich eine solche Situation, in der die Versorgung nur durch massives Eingreifen der Bundesnetzagentur sichergestellt werden konnte. Unzureichende Gas-Reserven brachten das Netz nahe an den Kollaps, wie die Agentur in ihrem Bericht festhielt.

Die zunehmende Abhängigkeit von Software birgt ebenfalls eine Gefahr für die Energieversorgung. In Österreich führte ein Software-Fehler und die resultierende Datenflut beinahe zum landesweiten Blackout (mehr hier).

Auch in den USA planen Behörden und Unternehmen für einen überregionalen Blackout. Sie simulierten im November einen Stromausfall in ganz Nordamerika als Folge eines Hacker-Angriffs (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Finanzen
Finanzen ROI: Return on Investment und warum eine hohe Kapitalrendite wichtig ist
23.02.2025

Eine hohe Kapitalrendite entscheidet über den finanziellen Erfolg von Unternehmen und Investoren. Erfahren Sie, warum sie so wichtig ist...

DWN
Finanzen
Finanzen BlackRock: Die unsichtbare Macht eines Finanzgiganten
23.02.2025

BlackRock ist der weltweit größte Vermögensverwalter – doch wie groß ist sein Einfluss wirklich? Buchautor Werner Rügemer erklärt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft in der Krise – Welche Pläne haben die Parteien für Deutschland?
23.02.2025

Deutschland steckt in der Wirtschaftskrise – und die Bundestagswahl steht bevor. Wie wollen die Parteien Wachstum fördern, Steuern...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr verstärkt Heimatschutz – neue Truppe startet im März
23.02.2025

Die Bundeswehr richtet ihre Verteidigung neu aus: Mit der Heimatschutzdivision will sie kritische Infrastruktur schützen und auf mögliche...

DWN
Politik
Politik Wahlkampf 2025: CDU/CSU zwischen Neustart und Tabubruch
23.02.2025

CDU und CSU setzen auf Steuererleichterungen, das Ende des Bürgergeldes und eine härtere Migrationspolitik. Doch wie realistisch sind die...

DWN
Politik
Politik Wie wähle ich bei der Bundestagswahl? Deutschland verweigert wahlberechtigten Auslandsdeutschen ihre Stimme abzugeben
22.02.2025

Mehrere Auslandsdeutsche berichten, zu spät oder bislang noch gar keine Wahlunterlagen erhalten zu haben. Nun drohen die Stimmen dieser...

DWN
Politik
Politik Rente mit 63: Wer wirklich von der abschlagsfreien Rente profitiert
22.02.2025

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren ist für Menschen gedacht, die beruflich sehr stark belastet sind. Doch aktuelle DIW-Zahlen...

DWN
Politik
Politik Alternativen zu Trumps Appeasement-Politik gegenüber Russland
22.02.2025

US-Präsident Donald Trump sagt, er wolle der Ukraine Frieden bringen. Aber sein Ansatz kann nicht funktionieren, weil er das Problem der...