Die zivilgesellschaftliche Initiative „Plötzlich Blackout“ lud kürzlich mehr als 200 Vertreter aus Österreichs Wirtschaft und Verwaltung zu einem nationalen Workshop ein. Dies berichtet Die Presse. Thema der Veranstaltung war die Möglichkeit eines überregionalen Stromausfalls. Dazu wurde eine fiktive Notsituation durch einen Stromausfall in Wien simuliert. Die Teilnehmer erörtern das mögliche Vorgehen aller Beteiligten und die Folgen für die Wirtschaft und die Bürger.
Neben den staatlichen Behörden, Privatunternehmen und Energieversorgern waren auch Bürger-Initiativen, gemeinnützige Organisationen und Rettungskräfte auf dem Workshop vertreten. Eine Zusammenarbeit aller gesellschaftsrelevanten Bereiche sei notwendig, um in Notsituationen schnellst möglich zu handeln, so die Organisatoren von "Plötzlich Blackout".
Sie sind davon überzeugt, dass ein überregionaler Stromausfall sehr wahrscheinlich ist. Dabei beziehen sie sich dabei auf die Tatsache, dass Stromnetze schon lange nicht mehr national begrenzt sind. Alle europäischen Erzeuger, Betreiber, Händler und Verbraucher teilen sich im Grunde eine Strom-Infrastruktur. Daraus folgt, dass sich ein lokaler Störfall schnell zu einem europaweiten Problem ausweiten kann.
Wie ein europaweiter Stromausfall ablaufen könnte, zeigt ein Beispiel vom 04. November 2006. Damals schaltete der Energiekonzern E.ON in Norddeutschland zwei Hochspannungsleitungen ab, um einem Kreuzfahrtschiff die Durchfahrt durch den darunter gelegenen Kanal zu ermöglichen. Durch eine Kausalkette aus falscher Planung und schlechter Kommunikation der Netzbetreiber, waren Alternativrouten für die Stromversorgung überlastet. Es kam zum überregionalen Blackout, bei dem in 10 Millionen Haushalten in Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien, Spanien und Österreich die Lichter ausgingen. Nach zwei Stunden konnte die Stromversorgung wiederhergestellt werden, wie die Bundesnetzagentur in ihrem Bericht feststellte.
Häufig sind auch Überkapazitäten der Grund für eine Überlastung des Netzes. So könnten hohe Kapazitäten aus Windenergie zusammen mit milden Temperaturen zu Weihnachten die Versorgung in Deutschland gefährden. Dies berichtet die FAZ und bezieht sich dabei auf ein Dokument des Netzbetreibers Entso-E.
„Aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Jahre könnte der Zeitraum um Weihnachten mit einem großen Stromüberschuss im deutschen Netz kritisch werden“, so die Autoren des Entso-E-Berichts.
Das könnte zu Preiseinbrüchen an der Strombörse und starken Frequenzschwankungen im Netz führen. Die Netzbetreiber wären dann gezwungen, Notfallreserven zu mobilisieren. Bereits im letzten Jahr sei die Lage bei hoher Windstrom-Einspeisung an Weihnachten und gleichzeitig milden Temperaturen äußerst kritisch gewesen.
Ein anderes Szenario ergibt sich hingegen in den kalten Wintermonaten Januar und Februar. Extreme Kälte bei gleichzeitiger Windstille könnte zu Strom-Engpässen führen. Erst im Februar 2012 ergab sich eine solche Situation, in der die Versorgung nur durch massives Eingreifen der Bundesnetzagentur sichergestellt werden konnte. Unzureichende Gas-Reserven brachten das Netz nahe an den Kollaps, wie die Agentur in ihrem Bericht festhielt.
Die zunehmende Abhängigkeit von Software birgt ebenfalls eine Gefahr für die Energieversorgung. In Österreich führte ein Software-Fehler und die resultierende Datenflut beinahe zum landesweiten Blackout (mehr hier).
Auch in den USA planen Behörden und Unternehmen für einen überregionalen Blackout. Sie simulierten im November einen Stromausfall in ganz Nordamerika als Folge eines Hacker-Angriffs (hier).