Politik

Davos: Banken fürchten gigantische Kreditblase im Bond-Markt

Die geringen Kreditzinsen für Staatsanleihen haben Investoren davon abgehalten, riskantere Investitionen in Unternehmensaktien zu tätigen. Nun warnen die Banken in Davos vor einer neuen Kreditblase im Bond-Markt und einer Pleitewelle bei Aktiengesellschaften.
28.01.2013 00:21
Lesezeit: 1 min

Aktuell:

Arbeitslosigkeit in Europa so hoch wie noch nie, keine Trendwende

Portugiesische und spanische Staatsanleihen sind unablässig  herabgestuft worden. Trotzdem gibt es bei Auktionen für diese Wertpapiere eine große Nachfrage. Spitzenpolitiker halten das für ein erstes Zeichen, dass die Schuldenkrise bereits überwunden sei (mehr hier). Die Spitzenversammlung der Banker auf dem World Economic Forum hingegen befürchtet, dass sich durch Investitionen in wertlose Staatsanleihen eine weitere gigantische Kreditblase herausbilden könne.

Die niedrigen Zinsen auf Staatsanleihen hätten das Potential einer solchen „Bond Bubble“ kreiert, heißt es in einer Mitteilung der Rating-Agentur Fitch. Investoren spekulieren darauf, dass die Zinsen bald wieder angehoben werden. Wer daher jetzt in spanische und portugiesische Anleihen investiert, kann auf Gewinne spekulieren. „Die Jagd nach Erträgen“ habe das kritische Vorkrisenverhalten der Spekulanten wieder ins Leben gerufen“, sagte Howard Marks von der Oaktree Capital Group LLC.

Portugal erzielte mit seiner letzten Auktion von fünfjährigen Anleihen 2,5 Milliarden Euro. Die Nachfrage nach spanischen Staatsanleihen ist im Moment sogar größer als je zuvor, wie Bloomberg berichtet. Die spanische Zentralbank konnte mit dem Verkauf zehnjähriger Anleihen einen Rekordgewinn von sieben Milliarden Euro erzielen. Goldman Sachs Präsident Gary Cohn warnte die Anleger daher in Davos, nur weil es sich um Staatsanleihen handele, heißt das nicht, dass der investierte Betrag auch sicher sei.

Die Stimmung auf den Finanzmärkten hat sich zwar verbessert, das Verhalten der Großinvestoren ist aber immer noch von Vorsicht geprägt. Die 13 größten Investment-Banken haben angekündigt, ihre Bilanzen von risikoträchtigen Finanzgeschäften weitgehend zu befreien. Anteilskäufe von Unternehmen haben bei den Top-Händlern um 40 Prozent abgenommen, das entspricht einem Anteil von einem Viertel, verglichen mit dem Vorkrisenniveau im Jahr 2007.

Sollte es erneut zu einem Massenverkauf von Wertpapieren kommen, könne nicht sichergestellt werden, dass das abgezogene Geld schnell genug wieder im Markt verfügbar gemacht werden könne, befürchtet Cohn. Die Folge wäre das Platzen der Kreditblase und eine Pleitewelle bei Aktiengesellschaften.

Weitere Themen

Das Erbe Montis: Italiens Konsumenten-Vertrauen im Keller

EU zahlt Gehalt von Montis Pressesprecherin

Mario Draghi: In Europa entscheiden künftig die Ökonomen, nicht die Juristen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Fahrerlose Taxis in Hessen: Chinesische Technik, deutscher Pilotbetrieb
01.06.2025

In Deutschland startet das erste Pilotprojekt für autonome Taxis: Ohne Fahrer, aber mit Überwachung aus der Ferne. Ein Modell mit...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...