Deutschland

Merkel: Finger weg von den Renten!

Angela Merkel hat die Regierung in Zypern gewarnt, die Pensionsfonds zu plündern. Der Hinweis macht deutlich: Die Euro-Retter suchen überall nach Mitteln. Das ist auch für die deutschen Rentner keine gute Nachricht.
22.03.2013 12:49
Lesezeit: 2 min

Aktuell:

Wut in Zypern: Unbekannte verbrennen deutsche Flagge vom Bundeswehr-Camp

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Zypern gewarnt, sich zur Rettung des Euro an den Pensions-Fonds zu vergreifen. Eine Verstaatlichung der Pensionsfonds sei nicht akzeptabel und würde nur dazu dienen, Löcher zu stopfen. Auch die Troika aus EU, IWF und EZB haben die Idee Zyperns brüsk zurückgewiesen.

Gerade die harsche Reaktion auf die naive, öffentliche Ankündigung der Zyprioten, den Leuten nach den Bank-Einlagen nun auch die Renetn-Konten plündern zu wollen, zeigt: Bei der Euro-Rettung werden mittlerweile alle Möglichkeiten in Betracht gezogen, um den großen Crash noch abzuwenden.

Die Rentenfonds sind in diesem Zusammenhang immer schon ein Objekt der Begierde für marode Staaten gewesen. In Spanien wurden sie herangezogen, um an frisches Kapital zu kommen und eine Explosion des Defizits zu verhindern.

Auch die Amerikaner „leihen“ sich immer wieder mal gerne ein paar Milliarden bei den Pensionsfonds.

Über Griechenland berichtete die WirtschaftsWoche im Dezember 2012: „In Griechenland lösen sich gerade die Pensionsfonds mehr oder weniger in Luft auf. Denn dummerweise mussten diese per Gesetz 77 Prozent ihres Liquiditätsüberschusses in heimischen Staatspapieren anlegen. Von den Rettungspaketen für Griechenland profitierten deshalb allenfalls französische und deutsche Banken, die griechischen Rentner haben sie ruiniert.“

Diese Fonds haben nämlich den Vorteil, dass darin einmal reales Geld eingezahlt wird. Dieses Geld kann man nun verbriefen und als Sicherheiten für neuen Schulden verwenden. Experte für solche Geschäfte ist übrigens Jörg Asmussen, der deutsche EZB man. Er gilt als einer der Vordenker der sogenannten Asset Backed Securitieres (ABS) - mehr zu diesem dunklen Kapitel hier.

Die staatlichen Rentenfonds sind in der Tat wie der Notgroschen für den Spieler: Er plündert die Sparbüchse, weil ihm sonst der Zutritt zum Kasino verwehr wird. Er trägt sein letztes Geld ins Kasino, mit dem festen Vorsatz: Nur noch diese Runde, der Gewinn dieser Runde kommt dann doppelt in die Sparbüchse.

Ähnlich verhalten sich auch manche in Not geratenen Unternehmen: Sie wollen Liquidität schonen, indem sie die Renten- und Sozialversicherungsbeiträge nicht oder verspätet abführen. Hier ist der Staat ebenso streng wie bei der Umsatzsteuer: Der Gedanke der besonderes Sorgfaltspflicht für die Unternehmen rührt daher: Hier verfügt ihr über etwas, was euch nicht gehört. Da gibt es keinen Ermessensspielraum.

Genau des halb ist auch der Einsatz der Renten-Fonds in der Schulden-Krise so problematisch: Die Staaten wollen damit kurzfristig Löcher stopfen, um die Banken vor der Pleite zu retten. Dasselbe ist mit der Zwangsabgabe geplant. Deshalb wollen mehrere Länder diese Abgabe über die Einlagen-Sicherungsfonds absichern (mehr hier). Was passiert, wenn die Bank dann trotzdem kracht, ist klar: Das Geld ist weg. Die Rente ist sicher. Weg.

Merkels Warnung wirft ein Schlaglicht auf die extreme Gefahr, in der sich auch die Renten befinden. Denn auf der verzweifelten Suche nach Assets, mit denen man neue Schulden besichern kann, ist der Blick der in die Ecke getriebenen Schuldner schon längst auf die Renten der Bürger gefallen.

Die brutale Umsetzung der Zwangsabgabe zeigt, dass alle Sonntagsreden – „Die Einlagen sind sicher, die Renten sind sicher, die Atomkraft ist sicher, das Freibier ist sicher!“ – nichts wert sind.

Wenn dem Staat das Wasser bis zum Halse steht, greift er sich, was er bekommen kann. Der Staat hat die technischen und organisatorischen Mittel, diesen Zugriff jederzeit und ohne vorherige Information der Bürger durchzusetzen. Schäuble: „Bank-Einlagen sind eine sensible Sache. Daher macht man so etwas amWochenende.“ (hier)

Was für die Bank-Einlagen gilt, gilt auch für die Renten. Es gilt auch für Gold (Goldverbot) und alle anderen Wertsachen und Anlagen.

Die neue Erkenntnis für alle Rentner: Checken Sie die Nachrichten vor allem am Samstagmorgen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwäche in China bremst Porsche: Absatz geht im ersten Halbjahr zurück
08.07.2025

Porsche muss im ersten Halbjahr 2025 einen spürbaren Rückgang beim Fahrzeugabsatz hinnehmen. Besonders in China läuft das Geschäft...

DWN
Politik
Politik Trump verspricht Raketen für die Ukraine – doch zu welchem Preis?
08.07.2025

Donald Trump kündigt neue Waffenlieferungen an die Ukraine an – obwohl er sich lange zurückhielt. Ein Signal der Stärke oder Teil...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie auf Höhenflug: Wie realistisch ist das 250-Dollar-Ziel?
08.07.2025

Die Nvidia-Aktie eilt von Rekord zu Rekord – doch Analysten sehen noch Luft nach oben. Wie realistisch ist das Kursziel von 250 Dollar?...

DWN
Politik
Politik NATO-Chef erwartet Doppelangriff: China greift Taiwan an, Russland die NATO
08.07.2025

Ein gleichzeitiger Angriff Chinas auf Taiwan und Russlands auf die NATO – ausgerechnet NATO-Chef Mark Rutte hält dieses...