Politik

Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN)

Elisabeth Scharfenberg (Bündnis 90/Die Grünen) ist Bundestagsabgeordnete. Sie ist Mitglied im Ausschuss für Gesundheit sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
16.09.2013 01:54
Lesezeit: 1 min

Welchen Weg soll die EU einschlagen: Mehr Abgabe von Souveränität an Brüssel oder Rückgabe von Souveränität an die Nationalstaaten, wie von den Briten gefordert?

Ein starkes Europa bedeutet für uns Grünen nicht entweder EU oder nationale Souveränität, handlungsfähige Kommunen und (Bundes-)Länder, sondern mehr Zusammenarbeit auf den unterschiedlichen Ebenen. Brüssel soll nicht alles regeln. Wir wollen vielmehr, dass Entscheidungen jeweils dort getroffen werden, wo bürgernah und der jeweiligen Situation angemessen entschieden werden kann. In der Praxis bedeutet das mehr Zusammenarbeit der unterschiedlichen politischen Ebenen. Wir wollen eine stärkere und frühere Einbindung europäischer Institutionen durch Anhörungs- und Einflussrechte in die europäische Gesetzgebung und Gleiches auf nationaler Ebene. Dabei ist es teilweise sinnvoll mehr Souveränität nach Europa zu verlagern, teilweise aber auch Bereiche national oder lokal zu regeln – gemäß dem Prinzip der Subsidiarität.

Soll es eine gemeinsame Haftung für die Schulden geben, oder soll jeder Nationalstaat für seine eigenen Schulden haften?

Wir Grünen haben uns für einen Altschuldentilgungsfonds mit gemeinsamer Haftung der Euro-Staaten ausgesprochen, so wie es auch das Modell des Sachverständigenrates vorsieht. Für neue Schulden sollen die Länder weiterhin selbst haften.

Die gemeinsame Haftung für Schulden bietet die Chance, die Finanzmärkte zu beruhigen und die Zinslasten zu senken. Sie soll aber keine falschen Anreize für nationale Regierungen setzen und daher nicht für neue Schulden gelten. Insgesamt brauchen wir für eine dauerhafte Lösung der Eurokrise eine gemeinsame und koordinierte Wirtschafts- und Finanzpolitik in Europa.

Sparen geht am besten durch effizienten Einsatz von Steuergeldern. Sind Sie dafür oder dagegen, dass Behörden und Politiker, die nachweislich Steuergelder verschwendet haben, dafür auch bestraft werden sollen, etwa durch ein Bußgeld?

Bei nachgewiesener grober Fahrlässigkeit im Umgang mit Steuergeldern ist eine Bestrafung der Verantwortlichen sinnvoll.

Bei politischen Entscheidungen ist die Frage der Strafbarkeit grundsätzlich schwieriger zu beantworten, wie das Beispiel des Betreuungsgeldes zeigt. Wir Grüne sind der Auffassung, dass hier Steuergelder in Höhe von 1,2 Mrd. Euro pro Jahr verschwendet werden, anstatt sie in den dringend erforderlichen Kita-Ausbau zu stecken. Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat das Betreuungsgeld entgegen aller Expertenmeinungen eingeführt. So haben die EU-Kommission, die OECD u.a. darauf hingewiesen, dass sich das Betreuungsgeld negativ auf die Beschäftigungsquote von Frauen auswirken wird.

Eine Strafbarkeit im juristischen Sinne ist hier dennoch unangebracht. Vielmehr ist es an den Wählerinnen und Wähler bei der Bundestagswahl auch hierzu eine Entscheidung zu treffen. Im übrigen haben wir Grünen Einsparvorschläge für den Bundeshaushalt in Milliardenhöhe vorgelegt, zum Beispiel indem wir auf teure und unsinnige Rüstungsprojekte verzichten und die Bundeswehr weiter verkleinern wollen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie BradyPrinter i7500: Revolution im Hochpräzisionsdruck

Sie haben genug vom altmodischen Druck großer Etikettenmengen? Keine Kalibrierung, keine Formatierung, kein umständliches Hantieren mit...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Polizeiliche Kriminalstatistik 2024: Immer mehr Gewaltdelikte
02.04.2025

Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 offenbart ein besorgniserregendes Bild: Trotz eines leichten Rückgangs der Gesamtkriminalität...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kurzarbeit auf Rekordhoch: Kritik an Verlängerung des Kurzarbeitergeldes wächst
02.04.2025

Die Wirtschaft steckt fest in einer Strukturkrise: seit 5 Jahren kein Wachstum. Die Folge: Immer mehr Unternehmen bauen Stellen ganz ab...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft: Verbände fordern dringenden Kurswechsel der Koalition
02.04.2025

Bitte kein "Weiter-so"! Mit Unmut blicken deutsche Wirtschafts- und Industrieverbände auf das, was die noch namenlose Koalition aus Union...

DWN
Politik
Politik Neue US-Zölle: Was die deutsche Wirtschaft fürchten muss
02.04.2025

Die geplanten Zölle von US-Präsident Trump sorgen für Unruhe in Europa. Niemand weiß genau, welche Branchen betroffen sein werden –...

DWN
Politik
Politik Ukraine erhält massive Militärhilfe aus Schweden und den Niederlanden – Russland weitet Einberufungen aus
02.04.2025

Die Ukraine erhält verstärkte militärische und finanzielle Unterstützung von Schweden und den Niederlanden, während Russland...

DWN
Politik
Politik Migration: Nancy Faeser sieht eigene Migrationspolitik als Erfolg
01.04.2025

Während SPD und Union über eine mögliche Koalition verhandeln: Die geschäftsführende Innenministerin Faeser präsentierte heute...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...