Deutschland

BMW: Verkaufszahlen in Europa rückläufig

Das internationale Geschäft hat die Verluste in Europa auffangen können. Für Euphorie hat man bei BMW jedoch keine Zeit: „Unser Umfeld ist ungewiss und volatil“, sagte Vorstandschef Reithofer auf der Bilanzpressekonferenz in München. Die Verkaufszahlen in Europa sind um 1,5 Prozent gesunken.
09.04.2013 23:44
Lesezeit: 3 min

BMW hat in Europa Umsatz eingebüßt. Einer Meldung von Reuters zufolge sind die Verkaufszahlen um 1,5 Prozent gesunken. Insgesamt ist die Bilanz durch die hohe Nachfrage nach Premium-Fahrzeugen in China und den USA zwar erfreulich für die Münchner ausgefallen (hier), die Risiken werden bei BMW jedoch deutlich wahrgenommen.

„Es gibt zahlreiche Risiken für unsere Geschäftsentwicklung, wie die hohe Verschuldung der öffentlichen Haushalte, die anhaltende Rezession in der EU und die politischen Instabilitäten in einigen Regionen der Welt“, sagte Vorstandschef Norbert Reithofer. Wegen der Krise hat BMW bereits im Januar sämtliche Rabatt-Aktionen gestrichen und will sich wieder stärker auf sein Kerngeschäft konzentrieren (hier).

Die Liquiditätssituation des Unternehmens sei weiterhin solide. Zum Jahresende hat die BMW Group über 11,09 Milliarden Euro verfügt, sagte Finanzvorstand Friedrich Eichiner auf der Bilanzpressekonferenz in München. Gemäß internen Risiko-Modellen benötige BMW Rückstellungen in dieser Größenordnung: „Die Finanzkrise 2008 und 2009 ist bei uns noch nicht vergessen“, sagte Eichiner. Auch das Finanzdienstleistungsgeschäft binde erhebliche Liquidität. Leasing und Finanzierung stellen 40 Prozent aller finanziellen Fahrzeugabwicklungen dar.

Bereinigt liege das Vorsteuerergebnis im vergangenen Jahr 6,4 Prozent über dem des Jahres 2011. Das gesamte Finanzvolumen des Konzerns sei auf etwa 81 Milliarden Euro gestiegen. „Sollten sich die Rahmenbedingungen nicht verschlechtern“, dürfte 2013 das Ergebnis innerhalb des Zielkorridors von acht bis zehn Prozent Wachstum ausfallen. Die guten Zahlen aus dem vergangenen Jahr gäben jedoch keinen Anlass, die Zielvorgaben nach oben anzupassen. Die hohen Renditen seien „nicht ohne weiteres erreichbar“, so Eichiner. Sie seien vielmehr das Resultat von „Aufholeffekten“ aus dem Jahr 2011. Diese könnten „nicht einfach fortgeschrieben werden“. Ein Risiko sieht die Marke auch für das Premiumgeschäft in China. Angesichts der hohen Investitionen, die zusätzlich „Margenbelastungen“ bedeuten würden, sei eine Zielvorgabe von acht bis zehn Prozent also „gar keine so schlechte Aussage“.

BMW sorgt sich um Südeuropa

Der Ausbau des Risiko-Managements steht im Fokus bei BMW. „Insbesondere im vierten Quartal wurden Sicherungen gegen zusätzliche Risiken in den südeuropäischen Märkten vorgenommen“, sagte Eichiner. Auch der Gebrauchtwagenmarkt habe sich in Südeuropa noch nicht wieder erholt. Für „2013 ist mit einer volatileren Situation zu rechnen. Insbesondere in den Süd-und westeuropäischen Märkten dürfte die Lage angespannt bleiben.“ BMW habe daher Vorsorge getroffen und sei entsprechend vorbereitet.

Chancen sieht BMW in den Übersee-Märkten, vor allem in Südamerika. Die Risiken scheinen jedoch zu überwiegen. So hat das Motorradgeschäft zwar einen Bestwert beim Absatz erzielt. Dennoch ziehe sich die Marke aus dem Off-Road-Geschäft zurück, so Eichiner. Das wirtschaftliche Umfeld werde herausfordernd bleiben, der Automobilmarkt werde sich insgesamt rückläufig entwickeln.

Mit Vorsicht und Vorsorge will BMW diesen Herausforderungen begegnen. Die wirtschaftliche Stagnation in Europa könne sich auch noch weiter verschärfen. „Wachstumsbremsend könnten sich ferner die Sparmaßnahmen der überschuldeten Staatshaushalte in den Industrienationen auswirken“, sagte Eichiner. Aber auch BMW selbst unterlaufen Fehler: Im Februar musste der Autobauer 750.000 Autos wegen Problemen mit der Stromversorgung zurückrufen (hier).

BMW und das E-Auto

Daher will BMW seine Produktvielfalt aufrecht erhalten und in neue Technologien investieren. Zum Ende des Jahres soll nämlich der BMW i3 für etwa 40.000 Euro auf den Markt kommen: Das erste serienmäßige, vollständig elektrische Fahrzeug von BMW. Durch Fahrkomfort und eine hohe Beschleunigung soll die „Freude am Fahren“ neu vermittelt werden. Die allgemeine Skepsis der Deutschen für das neue Antriebssystem will Reithofer nicht teilen. Studien hätten ergeben, dass 150 Kilometer an Reichweite „vollkommen ausreichen“ würden.

Die Strecke, die überall auf der Welt durchschnittlich pro Tag zurückgelegt werde, betrage nur 64 Kilometer. „Über 22 Stunden am Tag wird das Auto nicht genutzt, in der Zeit kann die Batterie geladen werden“, sagte Reithofer. Für alle, denen das immer noch nicht reicht, will BMW das Modell gegen Aufpreis mit einem sogenannten Range-Extender ausstatten, der durch einen Verbrennungsmotor die Batterie aufladen und somit für zusätzliche Kilometer sorgen soll.

Die Produktion des i3 wird zwar zunächst auf 30.000 Stück begrenzt, das Modell soll aber keine Ausnahme bleiben. Regenerative Energie und die Reduzierung der Schadstoffemissionen stehen auch für herkömmliche Modelle auf dem Programm. Die EU will die Emissionen bei den Fahrzeugherstellern bis 2020 drastisch senken. In Ballungszentren ist die Schadstoffbelastung besonders hoch und es herrscht ein Mangel an Parkplätzen. Mega-Cities hätten also gar keine andere Wahl, als alternative Antriebssysteme zu fördern, so Reithofer und spielt damit auch auf das Car-Sharing-Modell Drive Now an.

Allerdings gebe es noch lange nicht ausreichend Infrastruktur für die Energieversorgung der neuen Fahrzeuge. Man könne noch nicht genau sagen, wann die ersten E-Flotten oder Kundenfahrzeuge im Markt sind, sagte Vorstand für Entwicklung Herbert Diessen. Grundlegende Entwicklungen im Automobilmarkt würden bis zu 25 Jahre dauern, um sich durchzusetzen. So lange habe es auch gedauert, bis das Automobil Anfang des 20. Jahrhunderts das Pferd als Fortbewegungsmittel verdrängt habe, so Reithofer.

BMW ist von seinem neuen Elektroauto überzeugt. Mit Prognosen über dessen Erfolg will sich der Vorstand aber zurückhalten. Innerhalb kürzester Zeit könnten politische Änderungen die „Märkte auf den Kopf stellen“, sagte Reithofer. Auf diese Änderungen müsse sich jeder Autohersteller daher gründlich vorbereiten.

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