Politik

Analyst: Frankreich rutscht in eine tiefe Depression

Lesezeit: 2 min
10.04.2013 00:07
Frankreichs Mittelstand wird vom Staat unterdrückt. Die exzessive Politik der öffentlichen Hand führt in eine Depression. Der aufgeblasene Staatsapparat ist träge und kann den Abwärtstrend nicht mehr stoppen.
Analyst: Frankreich rutscht in eine tiefe Depression

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In Frankreich wächst der öffentliche Sektor schneller als die Privatwirtschaft (siehe Grafik 1). Seit 1987 plündert der Staat die Unternehmen und lähmt dadurch die Wirtschaft. Frankreich ist bereits am Rande einer Depression. „Die staatlichen Eliten verabscheuen den privaten Sektor nicht nur, sie glauben auch an die hohe Berufung, den Unternehmen Geld zu stehlen und es den Staatsdienern zu geben“, schreibt GK-Research Analyst Charles Gave.

Die Franzosen sehen dem Verfall ihres Landes zu. Vor allem Regierungschef Hollande wird für das Fiasko verantwortlich gemacht. Seine Umfragewerte sind so tief wie noch bei keinem anderen Präsidenten, der erst seit einem Jahr im Amt ist (mehr hier). Die Arbeitslosigkeit steigt,die Regierung ist aber unfähig, den Arbeitsmarkt zu reformieren (hier). Der Präsident will lieber noch mehr Schulden machen, anstatt unpopuläre Reformen anzugehen.

Die Industrieproduktion und der Geschäftsklima-Index sind rückläufig. All Indikatoren weisen in Richtung Abgrund. Als Antwort auf alle Probleme hofft Hollande auf die Einführung seiner Mega-Steuer, die den Unternehmen noch mehr Liquidität entzieht und sogar die Fußball-Profis nicht verschont (hier). Firmen sollen einen Steuersatz von bis zu 75 Prozent zahlen (hier). Eine Pleitewelle bei den Unternehmen ist dadurch vorprogrammiert. Durch so eine Unternehmensfeindliche Politik kann die Wirtschaft Frankreich in Europa nicht bestehen.

Das ist der Hauptgrund, warum Frankreichs Wirtschaft sich auf absehbare Zeit nicht wieder erholen wird. Der erste große Abschwung kam mit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 (siehe Grafik 2). Nach einer dreijährigen Erholungsphase geht es jedoch seit 2011 wieder bergab. Gaves Berechnungen zufolge werde das französische BIP binnen sechs Monaten so schwach sein, dass es pro Jahr um etwa 1 Prozent schrumpfen werde.

Die Verantwortung schiebt Hollande jedoch weit von sich. Das von den Deutschen auferlegte Spardiktat werde dafür sorgen, dass es in Zukunft wieder mehr Neo-Nazis und Extremisten geben werde (hier).

Das mag als kurzfristige Ausrede ziehen. Tatsächlich ist Frankreich in einer schweren Krise und gefährdet ganz Europa. Denn die Kombination der einzelnen Faktoren ergibt einen tödlichen Cocktail.

Niemand will mehr ein Unternehmen gründen.

Die Arbeitslosigkeit stiegt.

Der Staat ist pleite.

Aus der Rezession wird eine Depression.

Die Banken haben massive Derivate-Bomben in ihren Kellern.

Mit dem Euro hat es nur insoweit zu tun, als die Franzosen ihre jahrzehntelange Praxis von Abwertung und Inflation nicht mehr fortsetzen können.

Durch die Korruptions-Affären ist die Regierung so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie auch in Brüssel keine Alternativen zum deutschen Sparkurs durchfechten kann.

In Paris drohen italienische Verhältnisse.

Allerdings ohne einen französischen Beppe Grillo.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...