Politik

Ryanair: Den Preis für billige Flüge zahlen die Mitarbeiter

Lesezeit: 1 min
13.04.2013 23:53
Zwei von Ryanair gekündigte Flugbegleiterinnen wollen ihren ehemaligen Arbeitgeber verklagen. Die Arbeitsbedingungen bei dem Billigflieger widersprächen norwegischem Recht. Der Ryainair-Chef Michael O'Leary kontert: Seine Flugzeuge seien irisches Territorium, daher gelte an Bord das wenig arbeiternehmerfreundliche Arbeitsrecht von Irland.
Ryanair: Den Preis für billige Flüge zahlen die Mitarbeiter

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im Zuge der Diskussion um die Arbeitsbedingungen bei Amazon könnte vielen Konsumenten bewusst geworden sein: Billige Produkte müssen billig hergestellt werden. Weil die Konzerne, die solche Produkte vertreiben, dennoch hohe Profite einfahren, müssen es andere sein, die die Rechnung bezahlen. In der Regel sind dies die Mitarbeiter bei den Unternehmen (und eher selten die Manager).

Besonders beliebt ist das billige Fliegen. Seit einigen Jahren wird die Luftfahrtindustrie von Anbietern aufgemischt, deren Flüge von einer europäischen Stadt in die andere billiger sind als die Taxifahrten vom Stadtzentrum zum Flughafen.

Ähnlich wie bei Amazon macht sich kaum ein Passagier Gedanken, warum der Flug so billig ist.

Der Billigflieger Ryanair ist nun in Norwegen wegen außergewöhnlich schlechter Arbeitsbedingungen in die Kritik geraten. Hintergrund sind die geplanten Klagen zweier ehemaliger Flugbegleiterinnen. Die Frauen, eine Italienerin und eine Slowakin, kritisieren die Arbeitsbedingungen bei der irischen Airline.

So müssten die Angestellten ihre Ausbildung, Uniformen, Ausweise und jegliche Verpflegung während des Flugs selbst bezahlen, zitiert die norwegische Zeitung Dagens Naeringsliv aus dem Arbeitsvertrag.

Zudem gebe es keinen Krankenurlaub, die Abwesenheit vom Arbeitsplatz führe in jedem Fall zu einem Lohnabzug. Den Angestellten stünden zwar vier Wochen Ferien zu. Diese müssten jedoch lange im Voraus geplant werden und könnten von Ryanair jederzeit gestrichen werden.

Lohnzuschläge bei Wochenendarbeit gebe es nicht, so der Arbeitsvertrag. Auch Bereitschafts-Dienste, zu denen alle Angestellten verpflichtet sind, würden nicht entschädigt. Während Ryanair den Vertrag jederzeit mit maximal 14 Tagen Frist kündigen könne, müsse ein Angestellter 200 Euro zahlen, wenn er das Arbeitsverhältnis nach weniger als 15 Monaten auflösen wolle.

Die italienische Flugbegleiterin hat nach eigenen Angaben erst nach ihrer Ausbildung von diesen Arbeits-Bedingungen erfahren. Der Arbeitsvertrag entspricht auch nicht den in Norwegen geltenden Regeln. Doch da das Personal in Norwegen wohnt, müsste eigentlich norwegisches Arbeitsrecht gelten.

Doch Ryanair sagt, dass die Angestellten nach irischen Verträgen und in irischen Flugzeugen arbeiteten. Denn die Flugzeuge seien irisches Territorium.

Konzernchef Michael O'Leary kritisierte die Klagen „zweier erfolgloser entlassener Frauen“. Es sei niemand gezwungen, für Ryanair zu arbeiten, zitiert die NZZ den Iren. Die Kampagne gegen sein Unternehmen sei lediglich der Versuch, von den Problemen der skandinavischen Airline SAS abzulenken, sagte O‘Leary.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...