Politik

Bayern-Chef Uli Hoeneß hat Millionen an Steuern hinterzogen

Lesezeit: 2 min
21.04.2013 00:05
Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat Steuern in Millionen-Höhe am Fiskus vorbei in die Schweiz verbracht. Hoeneß erstattete Selbstanzeige, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Über die TV-Rechte erhält der FC Bayern seit Jahren satte Millionenbeträge von den GEZ-Zahlern. Der Fall zeigt, dass der deutsche Fußball reform-bedürftig ist – in moralischer Hinsicht.
Bayern-Chef Uli Hoeneß hat Millionen an Steuern hinterzogen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bayern-Manager Uli Hoeneß hat Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung erstattet. Die Münchner Abendzeitung berichtet, dass es sich um ein „unvorstellbares Vermögen“ handeln soll:

Das ZDF berichtet dagegen, dass es sich nicht um Steuern im dreistelligen Millionen-Betrag handeln soll.

Das Geld kommt verschiedenen Medienberichten zufolge aus millionenschweren Sponsor-Verträgen. Hoeneß ist unter anderem als Werbebotschafter für den staatseignen Betrieb Deutsche Telekom tätig, der auch Sponsor des Clubs ist.

Origineller Weise lebt der FC Bayern zu einem erheblichen Maße auch vom Steuerzahler - in Form der exorbitanten GEZ-Gelder, die für die TV-Rechte der öffentlich-rechtlichen Sender an Fußball-Bundesliga und Champions League gezahlt werden müssen.

Etwa 100 Millionen Euro zahlt allein die ARD-Sportschau jährlich, um die Spiele der Bundesliga zu übertragen. Das Geld wird an die Deutsche Fußball Liga überwiesen, die es wiederum an die Vereine verteilt. Wie viel ein Verein bekommt, richtet sich nach der Platzierung. Der FC Bayern war immer weit vorne und hat daher im Lauf der Jahre zweistellige Millionen-Beträge aus den GEZ-Geldern kassiert.

Als Manager bezog Uli Hoeneß ein ordentliches Gehalt – teilweise finanziert vom Steuerzahler.

Allerdings hat Hoeneß in der ihm eigenen Entschlossenheit auch immer wieder darauf gedrängt, dass die Rundfunkgebühren erhöht werden müssen.

So hatte er im Jahr 2005 in einem Zeitungsinterview mit der Welt am Sonntag gesagt, dass die Rundfunkgebühren erhöht werden müssten, um dem FC Bayern weiter ein gutes Auskommen zu sichern: „Ja, wir müssen den Zuschauer etwas belasten, der zu Hause vor dem Fernsehschirm sitzt und die Bundesliga verfolgt. Vor allem aus dem öffentlich-rechtlichen Topf muss künftig mehr kommen. Die ARD verdient doch gutes Geld an der Übertragung der Bundesliga.“

Hoeneß forderte damals 500 Millionen Euro pro Jahr. Diese erhielt die DFL mit der Spielzeit erst Jahre später. Allerdings kam die Erhöhung in erster Linie vom chronisch schwächelnden, börsennotierten Sender Sky (früher Premiere).

Hoeneß begründete seine Selbstanzeige damit, dass er auf ein Steuerabkommen mit der Schweiz gewartet habe. Nachdem dieses nicht zustande gekommen sei, habe er zum Mittel der Selbstanzeige gegriffen.

Der Fall zeigt, dass die gigantischen Millionenbeträge im deutschen Fußball selbst die vermeintlich stärksten Charaktere verdirbt. Hoeneß hat als moralische Instanz ebenso ausgedient wie als Sprücheklopfer. Vorbilder sehen anders aus.

Die tieferen Ursachen der moralischen Krise im deutschen Fußball würde aber selbst ein eher unwahrscheinlicher Rücktritt von Hoeneß nicht beheben.

Es geht um zu viel Geld für eine Betätigung, die auch um viel weniger Geld zu verrichten ist.

Und es geht um grob asoziales Verhalten. Auf der einen Seite das Geld vom Steuerzahler zu nehmen und auf der anderen Seite den Staat um Millionen zu betrügen, ist dreist.

Wenn das die vielgerühmten Leistungsträger sind, dann verkommt Deutschland zur Schmieren-Republik.

Mit oder ohne Krise.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Deutschland prüft Vorgehen nach Haftbefehl für Netanjahu
23.11.2024

Die Bundesregierung steht nach dem Haftbefehl gegen Israels Regierungschef vor einem Dilemma. Noch ist offen, wie sie sich positioniert....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Regierung: Google muss Chrome-Browser verkaufen
23.11.2024

Die US-Regierung will vor Gericht durchsetzen, dass Google sich vom weltweit meistbenutzten Webbrowser Chrome trennen muss. Das...

DWN
Panorama
Panorama Corona-Maßnahmen führen zur Ausrottung eines Grippe-Stamms: Umstellung auf Dreifach-Impfstoff
23.11.2024

Die Grippeschutzimpfung hat sich für die aktuelle Saison verändert: Statt eines Vierfach-Impfstoffs wird nun ein Dreifach-Impfstoff...

DWN
Politik
Politik Tiefpunkt der Brandenburger Politik: Ministerin entlassen - Minister tritt zurück
23.11.2024

Machtprobe im Streit um die Klinikreform: Regierungschef Dietmar Woidke entlässt in der Bundesratssitzung die grüne Gesundheitsministerin...

DWN
Politik
Politik Rocketman: Putin kündigt Serienproduktion neuer Mittelstreckenwaffe an
23.11.2024

Der Westen verurteilt den Einsatz der neuen russischen Mittelstreckenrakete gegen die Ukraine als neuerliche Eskalation - Moskau feiert...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung vor Engpässen: DRV fordert Maßnahmen zur Stabilisierung
23.11.2024

Die Deutsche Rentenversicherung warnt vor einer möglichen Finanzierungslücke bis 2027. Trotz stabiler Einnahmen erfordert die Rentenkasse...

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...