Deutschland

Crash-Vorbereitung: Deutsche fliehen aus dem Sparbuch in riskante Anlagen

Lesezeit: 2 min
30.07.2013 02:48
Die Spareinlagen der Deutschen sind im ersten Quartal des Jahres deutlich zurückgegangen. Damit sollen die Deutschen auf den Crash vorbereitet werden: Sie halten nun mehr Aktien und undurchsichtige Zertifikate. Bei solchen Papieren kann eine Enteignung durch die Politik als externes Marktversagen getarnt werden.
Crash-Vorbereitung: Deutsche fliehen aus dem Sparbuch in riskante Anlagen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Mario Draghis Politik des Gelddruckens wirkt sich auf die Vermögensbildung der deutschen Bürger deutlicher aus als gedacht: Die Deutschen geben ihre uralte Tradition der Sparbücher auf und gehen in andere, oft riskantere Anlage-Formen.

Sparen auf einem Bankkonto oder in Spareinlagen ist wegen der Niedrigzins-Politik nicht mehr interessant. Zwar konnten die privaten Haushalte ihr Geldvermögen im ersten Quartal  um 1,1 Prozent steigern, aber nicht durch das klassische Sparen. Und selbst gemessen an der höchst unglaubwürdigen offiziellen Inflationsrate von 1,8 Prozent ist dies real ein Verlustgeschäft für die deutschen Haushalte.

Im ersten Quartal 2013 ist das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland um 52 Milliarden Euro gestiegen. „Die Verschuldung der privaten Haushalte war leicht rückläufig, woraus ein Anstieg des Nettogeldvermögens um 55 Milliarden Euro auf 3.428 Milliarden Euro resultierte“, so die Deutsche Bundesbank in ihrem aktuellen Bericht. Insgesamt liegen aber beispielsweise die deutschen Bürger gemessen am mittleren Vermögen im Vergleich zu den anderen Staaten der Eurozone eher im unteren Feld (hier).

Besonders auffällig bei den neuesten Daten der Bundesbank ist der Blick auf die Bankkonten. Die Summe der Gelder, die im ersten Quartal in die Banken flossen, hat sich drastisch verringert. Mit knapp neun Milliarden Euro (einschließlich Bargeld) verzeichneten die Bankeinlagen demnach „die geringsten Zuflüsse seit Anfang 2011“. So sind aus Termin- und Spareinlagen (inkl. Sparbriefe) sogar Gelder in Höhe von 12 Milliarden Euro abgeflossen. „Die bereits in den vergangenen Quartalen beobachtete Liquiditätspräferenz zeigte sich folglich weiterhin“, schreibt die Bundesbank. Bei den Sichteinlagen und beim Bargeld stiegen die Zuflüsse zwar um 21 Milliarden Euro – dies sind jedoch gegenüber dem Vorjahresquartal 15 Milliarden Euro weniger. Die privaten Haushalte verabschieden sich zunehmend von den klassischen Sparmethoden.

Der Bundesbank zufolge floss das Geld damit eher in die Kapitalmärkte. Vor allem Investmentzertifikate konnten einen größeren Zulauf verbuchen (+11 Milliarden Euro). „Aktien (einschließlich sonstiger Beteiligungen), die zuvor in Höhe von knapp 2 Milliarden Euro veräußert worden waren, wurden im ersten Quartal 2013 im Umfang von gut 3 Milliarden Euro erworben.“

Das bedeutet: Die Deutschen werden aus den Sparbüchern gescheucht und suchen mangels Alternativen ihr Heil in hoch riskanten Aktien und Investmentzertifikaten.

Damit werden die Sparer auch mental auf einen Crash vorbereitet: Denn selbst wenn der deutsche Sparer nicht genau versteht, worum es bei Aktien oder gar Zertifikaten geht, so ist selbst dem Ahnungslosesten klar, dass man bei solchen Papieren sehr viel verlieren kann. Das Sparbuch dagegen schien dem Sparer bisher als sichere Anlage. Hätte er im Crash sein Geld über die Zwangsabgabe komplett vom Sparbuch verloren, wäre die Volkswut vermutlich deutlich größer gewesen als so. Nun kann die europäische Schuldenpolitik den Sparer im Crash sagen, dass es Crashs an der Börse immer gegeben habe und daran die Spekulanten schuld seien.

Bis dahin nützen die europäischen Schulden-Staaten die niedrigen Zinsen, um ihre eigene Entschuldung so weit als möglich voranzutreiben.

Als drittes Element im Crash-Fall werden schließlich eine Zwangsabgabe und die Beteiligung der Sparer an der Rettung ihrer Bank das Rettungspaket für das verkommene Finanzsystem komplettieren.

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...