Finanzen

Troika in Griechenland: Neue Kredite für neue Schulden

Nach der Bundestags-Wahl laufen in Griechenland die Verhandlungen über das nächste Hilfs-Programm. Athen braucht das Geld, um seinem Schuldendienst bei der EZB und den Banken nachkommen zu können. Die Troika stellt den Griechen in Aussicht, dass die Bedingungen für frisches Geld gelockert werden könnten.
23.09.2013 12:23
Lesezeit: 1 min

Am Sonntag haben die neuen Gespräche zwischen der Troika und der griechischen Regierung begonnen. Dabei geht es unter anderem um die Freigabe der nächsten Hilfstranche. Aber auch die ersten Verhandlungen zum angekündigten neuen Rettungspaket sind Thema.

Griechenland benötigt dringend weitere Milliarden für den Schuldendienst.

Die Zivilbevölkerung wird von dem Geld kaum etwas zu sehen bekommen.

Zwei Rettungspakete hat Griechenland bisher erhalten. 240 Milliarden Euro sind bereits für den Schuldendienst gezahlt worden. Wegen der anhaltenden Depression weist der Haushalt des Landes große Finanzlöcher für die kommenden vier Jahre auf.

Das ist gefährlich für die Gläubiger. Insbesondere die EZB und der IWF haben als die größten offiziellen Gläubiger ein Eigeninteresse, dass die Zahlungen weiter fließen.

Zwei bis vier Milliarden Euro fehlen demnach in diesem Jahr und bis zu vier Milliarden für den Haushalt 2015 bis 2016. Da das Bailout 2014 ausläuft, sind weitere Kredite notwendig.

Der IWF geht von einer Finanzierungslücke in Höhe von 11 Milliarden Euro bis 2016 aus.

Der Grund: Allein die Hälfte des Finanzlochs in Höhe von elf Milliarden Euro ist darauf zurückzuführen, dass die Euro-Zentralbanken sich am Schuldenschnitt für Griechenland nicht beteiligt hatten. Weswegen auch die Diskussion um einen weiteren Schuldenschnitt für Griechenland noch immer nicht beendet ist. Hinzu kommen aber auch die Verpflichtungen der griechischen Regierung hinsichtlich des Anleihenrückkaufs zu Beginn des Jahres.

Im ersten Halbjahr 2013 sind die Schulden Griechenlands auf 321 Milliarden Eurogestiegen. Das sind mehr Schulden als vor Ausbruch der Krise 2009.

Das neue Rettungspaket soll an weniger strenge Bedingungen geknüpft sein. Die Troika reagiert durch diese Maßnahme auf die anhaltend schlechte Wirtschaft in Griechenland. EZB-Direktor Asmussen hatte erst neulich gesagt, dass die Troika „die schwierige Lage berücksichtigen wird“.

„Griechenland liefert“, zitiert das WSJ einen hochrangigen, griechischen Regierungsbeamten. „Und es gibt keine Möglichkeit, dass ein Land, das so viel geopfert hat wie dieses, noch weitere Maßnahmen auf sich zu nehmen kann, ohne politischen Selbstmord begehen zu wollen“.

In dieser Woche wird es weitere Streiks geben. Diesmal sind die Beamten an der Reihe. Erst vergangene Woche kam es nach dem Mord an einem linken Aktivisten zu schweren Ausschreitungen (hier). Etwa drei Millionen Griechen haben dem derzeit beispielsweise keinen Zugang zum Gesundheitssystem, zitiert keeptalkinggreece.com den Präsidenten des Nationalen Trägers für Gesundheitsleistungen EOPYY.

Die Zahl dürfte weit höher liegen, denn sie berücksichtigt nicht Unternehmer, die eine Insolvenz anmelden mussten oder Arbeiter in der Baubranche.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Europa vor dem Zerfall? Ex-Premier Letta warnt vor fatalem Fehler der EU
02.07.2025

Europa droht, zum Museum zu verkommen – oder zum Spielball von Trump und China. Italiens Ex-Premier Letta rechnet ab und warnt vor dem...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...