Finanzen

Schulden-Krise: Banken Europas kaufen massiv Staatsanleihen

Die großen Banken Europas haben ihre Bestände an Staatsanleihen in den vergangenen zwei Jahren um 26 Prozent ausgebaut. Die Kreditvergabe an Unternehmen ging hingegen um 9 Prozent zurück. Mit dem Basel-III-Regelwerk drängen die Regulierer die Banken praktisch zur Staatsfinanzierung.
05.11.2013 00:56
Lesezeit: 1 min

Europas Großbanken haben ihre Investitionen in Staatsanleihen in den letzten beiden Jahren um mehr als ein Viertel erhöht. Zugleich haben sie bei den Unternehmenskrediten gekürzt. So bereiten sich die Banken auf die strengeren Regeln um Rahmen von Basel III vor.

Die 16 größten Banken Europas haben 2011 und 2012 ihre Bestände an Staatsanleihen um 550 Milliarden Euro ausgebaut, zitiert die FT eine Untersuchung der Rating-Agentur Fitch. Das ist ein Anstieg um 26 Prozent. Im selben Zeitraum haben die Banken ihre Kredite an Unternehmen um 440 Milliarden Euro zurückgefahren. Das ist ein Rückgang um 9 Prozent.

Eine Ursache für die Neuorientierung der Banken weg von Unternehmens-Krediten und hin zur Staatsfinanzierung sind die neuen Kapitalregeln im Rahmen von Basel III. „Basel III scheint das Kapital-Management, die Risikoverteilung und die Kredit-Strategien der Banken bereits zu beeinflussen“, sagte Martin Hansen, Analyst bei Fitch.

Das Basel-III-Regelwerk, das bis Ende 2018 in Kraft treten soll, erhöht die Kapitalanforderungen massiv. Es macht die Vergabe von Unternehmenskrediten noch teurer und verstärkt somit die Anreize für Banken, in Staatsanleihen zu investieren. Die Kapitalanforderungen für Unternehmenskredite sind mehr als zehnmal so hoch wie bei Staatsanleihen, so Fitch.

Hinzu kommt, dass die neuen Regeln die Banken dazu zwingen, leichtverkäufliche Papiere als Puffer vorzuhalten. Dies setzt einen weiteren Anreiz, Staatsanleihen zu halten oder überschüssige Einlagen bei der Zentralbanken zu deponieren.

Die Staaten drängen die Banken über Basel III praktisch dazu, ihre Anleihen zu kaufen. Wenn die Banken sich aus dem Geschäft mit den Staatsanleihen zurückziehen würden, könnten die Zinsen für die Staaten explodieren. Um dies zu verhindern, stellte die EZB in den vergangenen Jahren billige Langzeitkredite zur Verfügung, mit denen die Banken Anleihen der gefährdeten Länder der Peripherie kauften.

Bundesbank-Chef Jens Weidmann stellte die bevorzugte Behandlung der Staatsanleihen kürzlich in Frage. „Die Zeit ist reif, die regulatorische Behandlung von Staatsanleihen anzugehen“, sagte er der FT. Anders könne die gegenseitige Abhängigkeit von Staaten und Banken nicht aufgebrochen werden.

Banker machen auch die schwache wirtschaftliche Lage für ihre Flucht in die Staatsanleihen verantwortlich. „Es gibt keine andere Möglichkeit, unser überschüssiges Geld zu investieren“, sagte Andreas Treichl, Chef der Erste Group, einer der größten Banken Österreichs. „Das ist das eigentliche Problem Europas. (…) Ich würde gern Kredite an Unternehmen vergeben, aber es gibt einfach nicht genug Wachstum.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...