Allein in Nordrhein-Westfalen haben Radfahrer im vergangenen Jahr 8.339 Unfälle verursacht, berichtet die WAZ. Kay Nehm, Präsident des Deutschen Verkehrsgerichtstages und ehemaliger Generalbundesanwalt, nannte das Verhalten der meisten Radfahrer lebensgefährlich.
„Wer heute in dunkler Jahreszeit mit dem Auto unterwegs ist, muss höllisch aufpassen. Kaum ein Radler fährt mit vorgeschriebener Beleuchtung, kaum ein Radler kümmert sich um Fahrtrichtung oder Ampeln“, zitiert ihn die WAZ.
Zwar gefährdeten die Radfahrer vor allem ihre eigene Gesundheit, doch finanziell hafte oft der unaufmerksame Autofahrer, so Nehm. Er sprach von einem „Skandal“, da die Regelverstöße der Radfahrer von den Behörden oft geduldet würden. Zudem fordert Nehm härtere Strafen, wofür er große Unterstützung aus der Bevölkerung erhält.
Der amtliche Bußgeldkatalog sieht derzeit 10 Euro Strafe für Radeln ohne Licht vor, 25 Euro für das Telefonieren am Lenker, 15 Euro für das Befahren einer Einbahnstraße in der falschen Richtung und 45 Euro für das Fahren bei Rot. Wenn der Verstoß zu einem Unfall führt, erhöht sich die Strafe.
In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov wollten 82 Prozent der Befragten mehr Polizeikontrollen und höhere Strafen für Rad fahrende Verkehrssünder. Als Autofahrer fühlen sich 81 Prozent bedroht, wenn Radfahrer ohne Licht fahren, rote Ampeln missachten oder in falscher Richtung in eine Einbahnstraße einbiegen.
Das NRW-Innenministerium weist Nehms Kritik zurück, es sei zu nachlässig bei der Verfolgung von Verkehrssündern. Zudem sei bei Unfällen nicht so sehr die Schuldfrage entscheidend, sondern vielmehr die Geschwindigkeit, mit der das Auto unterwegs war. Bei der Präsentation der Verkehrsunfallstatistik kündigte Inneminister Ralf Jäger deshalb an, weiter konsequent gegen Raser vorgehen zu wollen.
Das Ziel des Ministeriums sei es, die Zahl der Verkehrstoten weiter zu senken und mehr Menschen dazu zu bringen, das Fahrrad zu benutzen, sagte Jäger. Im Jahr 2012 kamen in NRW 526 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, davon 81 Radfahrer. Im Jahr zuvor hatte es noch 634 Verkehrstote gegeben.
Der ADFC-Verband will Radfahrer zu „gleichberechtigten Verkehrsteilnehmern“ machen. Er verlangt künftig noch mehr Radfahrspuren auf der Fahrbahn. „Zudem sollte es in den Innenstädten mehr Tempo-30-Zonen geben, um die Radfahrer und Fußgänger besser zu schützen. Sie sind nun einmal die schwächsten Glieder im Straßenverkehr“, zitiert Der Westen die ADFC-Sprecherin Bettina Cibulski.