Deutschland

CDU-Manifest: Merkel will Überwachungs-Staat ausbauen

Lesezeit: 2 min
20.06.2013 00:10
CDU und CSU wollen im Falle eines Wahlsiegs die Überwachung der deutschen Bürger weiter ausweiten. Die Union will mehr Überwachungskameras, längere Speicherung von persönlichen Daten und auch die stärkere Verzahnung von Verfassungsschutz und Polizei. Damit der Bürger „geschützt“ werden kann, soll die Privatsphäre massiv eingeschränkt werden.
CDU-Manifest: Merkel will Überwachungs-Staat ausbauen
Bundeskanzlerin Angela Merkel. (Foto: dpa)
Foto: Michael Kappeler

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++DWN-Nostalgie - Dieser Artikel wurde am 20. Juni 2013 veröffentlicht+++

Die Prism-Affäre und die positive Einschätzung des deutschen Innenministers Friedrich dazu verdeutlichten erst kürzlich das Verhältnis der CDU/ CSU zum Thema Überwachungsstaat. Das Parteiprogramm der CDU zeigt nun, wie die Überwachung der Bürger unter dem Deckmantel der Sicherheit ausgebaut werden soll.

„Wir wollen, dass alle Menschen in Deutschland frei und sicher leben können“, heißt es im Wahl-Manifest der CDU unter dem Punkt „Deutschland: Einstehen für Freiheit und Sicherheit“. Schließlich sei dies die Voraussetzung für Freiheit, ein friedliches Zusammenleben und das Vertrauen in den Staat. das Manifest liegt den Deutschen Wirtschafts Nachrichten vor und wird von der CDU am Sonntag veröffentlicht werden.

Zahlreiche Maßnahmen zur Ausweitung der Überwachung der deutschen Bürger sind im Programm vorgesehen. So soll beispielsweise der Einsatz von Videokameras an „Kriminalitätsbrenn- und Gefahrenpunkten“ verstärkt werden. Zusätzlich dazu will Merkel auch die Videoaufzeichnung von Kameras anderer für die Polizei zugänglich machen. Dem kommt entgegen, dass die Deutsche Bahn ihr Arsenal an Videokameras sowieso aufstocken will (hier). Aber auch „mehr polizeiliche Streifenfahrten in besonders gefährdeten Wohngebieten“ soll es zukünftig geben.

Darüber hinaus will die CDU ihrem Programm zufolge die Mindestspeicherfristen für aufgezeichnete „Verbindungsdaten“ einführen. „Gerade auch im Kampf gegen Terroristen ist dies oftmals ein entscheidendes Mittel, um Anschläge verhindern zu können“, heißt es im Parteiprogramm. „Die wehrhafte Demokratie darf auf keinem Auge blind sein.“

Die Zusammenarbeit zwischen dem Verfassungsschutz und der Polizei müsse dementsprechend auch gestärkt und ein besserer Informationsaustausch geschaffen werden:

„Mit dem Zusammenwirken von Verfassungsschutz und Polizei im gemeinsamen Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum stärken wir die Schlagkraft der Sicherheitsbehörden. Im Kampf gegen den internationalen Terrorismus und gegen Rechtsextremismus sind die Anti-Terror-Datei und die Rechtsextremismus-Datei unverzichtbare Mittel für den schnellen Informationsaustausch zwischen den Sicherheits- und Verfassungsschutzbehörden. (…) Die Analyse- und Recherchefähigkeiten der Dateien wollen wir erweitern. Auch in anderen Bereichen des Extremismus brauchen wir Verbunddateien. Damit schaffen wir einen weiteren wirksamen Beitrag zur Gefahrenabwehr und Strafverfolgung.“

Noch am Mittwoch betonte Angela Merkel bei der Pressekonferenz mit Obama zwar: „Das Internet ist für uns alle Neuland“. Doch trotzdem soll auch die Überwachung im Internet ausgebaut werden. Für den schnellen Informationsaustausch zwischen den Behörden sei eigens ein Cyberabwehrzentrum geschaffen worden. „Dieses Zentrum wollen wir der Bedrohungslage fortwährend personell und technisch anpassen.“ Deshalb müsse auch die Forschung im Bereich der Cybersicherheit gefördert werden. „Deutschland soll sich zum Marktführer für Cybersicherheitslösungen entwickeln.“

Ganz im Sinne des IWF und der EU will sich die CDU denn eben auch nicht nur auf eine bessere Kontrolle innerhalb Deutschlands beschränken. Auch über die Ländergrenzen hinaus soll die Zusammenarbeit zum Schutz vor den der Bürgern erweitert werden (hier):

„CDU und CSU wollen für eine angemessene Ausstattung der Polizeikräfte an den deutschen Grenzen und eine noch engere Verzahnung der Zusammenarbeit von Bundespolizei und Landespolizeien in Grenznähe sorgen, etwa durch weitere gemeinsame Polizeistreifen und Gemeinsame Einsatzeinheiten. Die grenzüberschreitende polizeiliche Zusammenarbeit wollen wir weiter stärken. Dabei wollen wir an die bisherigen Erfolge anknüpfen, insbesondere mit den gemeinsam mit unseren europäischen Nachbarn aufgebauten polizeilichen Zentren.“

+++DWN-Nostalgie - Dieser Artikel wurde am 20. Juni 2013 veröffentlicht+++


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Finanzen
Finanzen Äpfel mit Birnen: Warum der Performance-Vergleich von MDAX und DAX hinkt – und was das für Anleger heißt
16.12.2024

Während der DAX mit neuen Rekorden jenseits der 20.000 Punkte glänzt, liegt der kleinere MDAX mehr als 25 Prozent unter seinem...

DWN
Politik
Politik HTS-Rebellen in Syrien bemühen sich um internationale Unterstützung
16.12.2024

Noch vor einer Woche erklärte die Europäische Union mit Nachdruck, man habe keinen Kontakt zu HTS in Syrien. Das soll sich nun ändern....

DWN
Politik
Politik Weg für CDU-SPD-Minderheitsregierung in Sachsen frei
16.12.2024

Mit dem Votum der SPD-Mitglieder steht das schwarz-rote Bündnis in Sachsen in den Startlöchern. Nun muss nur noch die Wiederwahl von...

DWN
Politik
Politik Rien ne va plus: Olaf Scholz stellt Vertrauensfrage mit Wahlkampfrede im Bundestag
16.12.2024

Es ist die erste Bundestagsabstimmung in seinen gut drei Jahren als Kanzler, die Olaf Scholz verlieren will. In seiner Rede zur...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Bauernpräsident: Keine sinkenden Butterpreise zu erwarten
16.12.2024

Vor Weihnachten noch Plätzchen backen? Das dürfte aktuell teuer werden, denn die Butterpreise sind hoch. Warum das wohl auch erst mal so...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: Fast 20 Millionen Deutsche gehen bis 2036 in Rente - Droht dem Jobmarkt der Kollaps?
16.12.2024

Fast 20 Millionen Deutsche erreichen in den kommenden Jahren das Rentenalter und verlassen den Arbeitsmarkt. Im Jahr 2036 werden die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzwelle rollt - noch mehr Firmenpleiten 2025 erwartet
16.12.2024

So viele Unternehmen wie seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr haben 2024 aufgegeben. Im nächsten Jahr könnten die Insolvenzzahlen auf...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wohnkostenfalle: Warum Millionen mehr Menschen in Deutschland arm sind
16.12.2024

Als arm gelten Menschen, die monatlich weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens zur Verfügung haben. Das Medianeinkommen ist das...