Finanzen

Crash-Gefahr: Schweizer Regierung zwingt Banken zu Risiko-Abbau

Wegen der steigenden Immobilienpreise fürchtet die Schweizer Regierung einen Crash und verlangt von den Banken eine höhere Eigenkapital-Quote. Die erste Großbank reagiert prompt: Die Credit Suisse verkauft Vermögenswerte in Höhe von schätzungsweise 590 Millionen Dollar.
14.02.2013 23:41
Lesezeit: 2 min

Die Schweizer Regierung hat bereits am Mittwoch verkünden lassen, den Finanzmarkt stabilisieren zu wollen. Die Immobilienpreise steigen in der Schweiz aufgrund der hohen Finanzzuflüsse kontinuierlich an. In Bern erkennt man offenbar die Gefahr, dass die Immobilienblase bald platzen könnte. Um das zu verhindern, sollen die Banken nun ihre Eigenkapitalquote um ein Prozent ihrer risikogewichteten Vermögenswerte erhöhen. Das Finanzsystem soll damit stabilisiert werden. Die Banken haben bis Ende September Zeit, um der Vorgabe der Regierung Folge zu leisten.

Der Hintergrund: Die Banken sollen dazu gezwungen werden, sich mit ausreichend Liquidität auszustatten, so dass im Fall eines Immobilien-Crashs keine Pleitewelle der Kreditunternehmen droht, wie nach dem Zusammenbruch der Lehman Brothers aus dem Jahr 2008 in den USA. Die US-amerikanische Immobilienblase gilt als Auslöser für die internationale Finanzkrise. Die daraufhin eingeleitete Bankenrettungs-Aktion in Europa hat dann schließlich sogar Griechenland und Irland in die Staatsschuldenfalle getrieben.

Die gesetzlich vorgeschriebene Kapitalisierung der Schweizer Kreditinstitute ist offenbar für mindestens eine Bank dringend notwendig: Noch am gleichen Tag wurde bekannt, dass die zweitgrößte Schweizer Bank, die Credit Suisse, ihren Anteil der Wertpapiere am ersten Fonds von Global Infrastructure Partners an die Firma Lexington Partners Inc. verkaufen will. Einem Bericht von Bloomberg zufolge könnte Credit Suisse sich somit auf einen Schlag Eigenkapital in Höhe von 590 Millionen Euro verschaffen.

Credit Suisse hat bislang keine offizielle Stellungnahme zu diesem Mega-Deal verkünden lassen. Aus dem Umfeld der Bank heißt es jedoch ungenannten Quellen zufolge, das Geschäft könne bis Ende März des laufenden Jahres abgeschlossen werden. Auch Rebecca John von Lexington Partners wollte die Transaktion jedoch noch nicht offiziell bestätigen.

Der freiwillige und schnelle Verkauf der Global Infrastructure lässt vermuten, dass nicht nur die Regierung, sondern auch der Bankensektor, von der Dringlichkeit einer Aufstockung seiner finanziellen Rücklagen überzeugt ist. Wie viele Risikopapiere die Credit Suisse hält und wie tief die Bank in das Immobiliengeschäft der Schweiz verwickelt ist, ist nicht bekannt. Klar ist jedoch: Mehr Eigenkapital heißt weniger Investitionsvolumen und weniger Rendite. Angesichts der Rahmenbedingungen scheint Schadensbegrenzung bei der Credit Suisse momentan Vorrang vor Gewinnmaximierung zu haben.

Die Preise für Immobilien sind einem Bericht von Dealbook zufolge in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres auf den sechsfachen Wert des jährlichen Durchschnittseinkommens gestiegen. Zum Vergleich: Noch im Jahr 2000 waren die Immobilienpreise nur viermal so teuer, wie das Durchschnitts-Jahreseinkommen der Schweizer. Auf der Suche nach vermeintlich sicheren Geldanlagen sind Käufer jedoch trotzdem dazu bereit, höhere Hypotheken aufzunehmen. Das steigert Insolvenzrisiko von Privatpersonen und Unternehmen, die letztlich auch die Banken in Mitleidenschaft ziehen würde.

„Der anhaltende Anstieg der Hypothekenschulden und das Anwachsen der Preise für Wohneigentum haben ein Ungleichgewicht ausgelöst, das ein bedeutendes Risiko für den Finanzsektor und die Wirtschaft“ in der Schweiz darstelle, heißt es in einer Stellungnahme der Regierung. Die Hypothekenschulden steigen schneller als die Wirtschaft wächst. Daher will auch die UBS ihr Grundkapital aufstocken.

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