Deutschland

Neue Anti-Euro-Partei: Merkel hat Lage nicht mehr unter Kontrolle

Der Sprecher der neuen Anti-Euro Partei, Bernd Lucke, glaubt, dass das Potential für seine „Alternative für Deutschland“ riesig ist. Wenn die europäischen Südstaaten Regierungen wählen, die die angehäuften Schulden nicht mehr zahlen wollen, ist der Zahltag für Deutschland gekommen.
02.03.2013 02:54
Lesezeit: 3 min

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: In Ihrem Gründungsaufruf schreiben Sie: Wir werden zur Bundestagswahl 2013 antreten, indem wir mit einer politischen Partei kooperieren, die unsere Ziele teilt. Das können Sie nur, wenn Sie eine Partei sind. Wird die Wahlalternative nach dem Scheitern der Verhandlungen mit den Freien Wählern nun eine Partei oder wie muss man sich das vorstellen?

Bernd Lucke: Wir gründen eine Partei, die „Alternative für Deutschland“, weil die Altparteien den Herausforderungen der Eurokrise nicht gewachsen sind. Niemand von denen kommt als Partner in Frage. Wir sehen die europäische Währung scheitern und keiner Partei fällt mehr ein, als „Weiter so, koste es, was es wolle“. Deshalb müssen wir die „Alternative für Deutschland“ als eine neue Partei aufbauen. Die Wahlalternative 2013 bleibt dabei unverändert bestehen. Sie ist keine Partei, wird aber mit der „Alternative für Deutschland“ zusammenarbeiten.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Das Echo bei unseren Lesern auf den Gründungs-Bericht war gewaltig. Die Leute scheinen auf eine solche Partei gewartet zu haben. Wie groß ist das Potenzial für eine solche Bewegung?

Bernd Lucke: Das Potential ist riesig. Wann immer man mit Menschen spricht, sind sie unzufrieden mit der Europolitik. Mindestens ein Drittel der Deutschen wünscht sich die D-Mark zurück. Nach manchen Meinungsumfragen sogar zwei Drittel. Da muss es in einer Demokratie doch eine seriöse Partei geben, die sich dieses Wunsches annimmt.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Die alten Parteien kommen ja nicht in Frage, weil keiner von denen Euro abschaffen will. Ist es denkbar, dass Sie, wie Stronach in Österreich, einzelne Abgeordnete aus den alten Parteien gewinnen, bei Ihnen mitzumachen? Schäffler oder Willsch kämen da ja in Frage…

Bernd Lucke: Schäffler hat einen sicheren Listenplatz und Willsch einen sicheren Wahlkreis. So sehr ich beide schätze: Das werden sie nicht aufs Spiel setzen wollen und deshalb können sie von ihren Parteien als Werbebanner missbraucht werden. CDU und FDP wollen signalisieren, dass sie ja auch solche Leute haben. Aber auf den Kurs der Partei haben sie leider keinen Einfluss.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Warum hat die Zusammenarbeit mit den Freien Wählern nicht geklappt? Das wäre doch eigentliche die Ihnen am nächsten stehende Partei?

Bernd Lucke: Die Freien Wähler haben leider enorme strukturelle Probleme, über die ich hier lieber den Mantel des Schweigens legen möchte. Aber es läuft darauf hinaus, dass sie außerhalb Bayerns schlicht nicht wahlkampffähig sind. Deshalb werden ja alle Ressourcen auf die Landtagswahl in Bayern konzentriert. Das kann ich verstehen, aber es heißt im Umkehrschluss, dass die Freien Wähler bei der Bundestagswahl völlig bedeutungslos sein werden.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Ihre Ziele haben einen klaren wirtschafts- und völkerrechtlichen Schwerpunkt. Verstehen die Leute das? Ist das nicht zu kompliziert?

Bernd Lucke: Die großen Probleme, die derzeit nicht gelöst werden, sind nun mal wirtschaftlicher und europapolitischer Art. Den meisten Wählern fehlt es an tieferem Verständnis, aber viele haben eine sehr gute Intuition. Die müssen wir ansprechen. Dass 50% Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland und Spanien eine Katastrophe ist, versteht jeder. Dass die Eurorettung dazu geführt hat, weiß jeder. Jetzt muss man die Leute doch nur mal fragen, ob der Euro wirklich so eine brilliante Idee war.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Fühlen Sie sich durch den Wahlsieg von Beppe Grillo bestärkt in Ihrer Initiative?

Bernd Lucke: Die Italienwahl zeigt, wie gefährlich die ganze Eurokrise noch ist. Im ESM haftet Deutschland mit dreistelligen Milliardenbeträgen für die Schulden anderer Länder. Doch ob andere Länder ihre Schulden zurückzahlen können und wollen, hängt von den unberechenbaren Wahlentscheidungen ihrer Bevölkerung ab. Die Bundesregierung hat uns in fatale Abhängigkeiten geführt, die wir nicht mehr unter Kontrolle haben. Und die Opposition macht das mit, statt zu opponieren.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Werden Sie Ihr Programm noch erweitern, etwa um bürgerrechtliche, ökologische und soziale Ziele?

Bernd Lucke: Unser Parteiprogramm ist sehr viel breiter als nur die Eurokrise. Aber da müssen Sie sich gedulden. Wir gehen als Partei erst in der kommenden Woche an die Öffentlichkeit.

Mehr zum Thema:

Zurück zur D-Mark: Euro-Gegner zur Bundestagswahl

Neue Parteien: Warum schläft Deutschland?

Beppe Grillo: Das Programm der italienischen Revolution

Frank Stronach: Die österreichische Revolution

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Cyberbedrohungen: Unternehmen stehen vor einer Zeitenwende – Sicherheit wird zur wirtschaftlichen Überlebensfrage
29.04.2025

Die Weltwirtschaft hat einen neuen, unsichtbaren Frontverlauf – und dieser verläuft mitten durch die digitalen Netzwerke globaler...

DWN
Politik
Politik Die Hälfte der Deutschen glaubt: Elektroautos sind ein grüner Bluff – was das für Europa bedeutet
29.04.2025

Trotz Milliardensubventionen verliert die grüne Transformation rasant an Rückhalt. Bürger zweifeln, Experten warnen – Europa droht der...

DWN
Politik
Politik Spionage AfD: Ex-Krah-Mitarbeiter angeklagt
29.04.2025

Ein ehemaliger Mitarbeiter des AfD-Politikers Maximilian Krah steht im Verdacht, für einen chinesischen Geheimdienst gearbeitet zu haben...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Zölle: Deutsche Unternehmen bleiben erstaunlich gelassen
29.04.2025

Trotz der hitzigen Rhetorik aus Washington und düsteren Prognosen internationaler Organisationen wie dem IWF zeigen deutsche Unternehmen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alphabet greift nach Europas Kapital: Anleihe-Offensive des Google-Konzerns mit Signalwirkung
29.04.2025

Die Alphabet-Anleihe ist mehr als ein Finanzmanöver: Sie markiert einen geopolitischen Wendepunkt – und eine Kampfansage im Rennen um...

DWN
Politik
Politik US-Zölle: Trump reagiert auf Druck der Autobranche
29.04.2025

US-Präsident Trump rudert bei seiner Zollpolitik zurück: Nach heftiger Kritik aus der Autoindustrie will das Weiße Haus nun Entlastungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Wertekrieg: Warum es ökonomisch vernünftig ist, das Wort „Vielfalt“ zu streichen
29.04.2025

Von der internationalen Wirtschaftselite kaum beachtet, vollzieht sich derzeit in den USA eine tektonische Verschiebung – nicht in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Microsoft vollzieht leisen Rückzug aus China – Angst vor Trump-Sanktionen wächst
29.04.2025

Während sich die Spannungen zwischen den USA und China weiter zuspitzen, zieht sich ein globaler Technologieriese offenbar still und...