Deutschland

Deutsche Autobauer wollen Staatshilfe für Öko-Auto

Die heimischen Autokonzerne fürchten die in der EU geplanten strengeren Auflagen für den CO2-Ausstoß. In einem Brief an die Bundeskanzlerin betteln sie nun um politische Schutzmaßnahmen. Nur so lässt sich ihr Geschäftsmodell auf Dauer halten.
22.05.2013 11:36
Lesezeit: 1 min

Audi, BMW und Daimler fürchten, mit ihren größeren und schwereren Karossen aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Denn der Trend innerhalb der EU zeigt in eine andere Richtung. Bis 2025 soll der durchschnittliche Benzinverbrauch auf drei Liter halbiert werden.

Der Entwurf der EU-Kommission für eine entsprechende Verordnung stammt aus dem Juli 2012. Der zuständige Umweltausschuss des Europäischen Parlaments (EP) hat ihn in leicht verschärfter Form bereits abgesegnet. Bis zum Jahr 2020 soll der Kohlendioxid-Ausstoß bei Neuwagen auf 95 Gramm je Kilometer sinken, bis 2025 dann auf 68 bis 78 Gramm. Das entspricht einem Verbrauch von ca. drei Litern auf 100 Kilometern. Heute schlucken die Karossen noch mindestens das Doppelte.

Weil sich nun EP und Ministerrat auf eine endgültige Regelungs-Version einigen müssen, appelliert die Industrie an die Bundesregierung. Die Autobauer bezeichnen die Auflagen als unerfüllbar. Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Autoindustrie (VDA), hat in einem Brief an die Bundeskanzlerin um Hilfe gebeten, berichtet die FAZ. Wissmann war zusammen mit Merkel Kabinettsmitglied in der Regierung Kohl. „Liebe Angela“ beginnt der Interessenvertreter. Es müsse davor gewarnt werden, dass „wir unser leistungsfähiges und starkes Premiumsegment, das fast 60 Prozent der Arbeitsplätze unserer Automobilhersteller in Deutschland ausmacht, nicht über willkürlich gesetzte Grenzwerte buchstäblich kaputt regulieren lassen dürfen“.

Die deutschen Autohersteller sind von der neuen Regelung besonders betroffen, weil sie größere und deshalb auch schwerere Autos verkaufen als die Konkurrenz. Die Klein- und Mittelklasse-Wagen von Fiat, Peugeot und Co verbrauchen in der Regel weniger und erfüllen deshalb die strengeren Auflagen für den mit dem Spritverbrauch steigenden Ausstoß von Kohlendioxid leichter. Zum Schutz des „Premiumsegments“ der deutschen Hersteller ist sich Wissmann deshalb auch nicht zu schade, mit der „Vielfalt innerhalb der europäischen Automobilindustrie“ zu argumentieren. Auch die Erhaltung von Arbeitsplätzen als politisches Druckmittel ist eine altbekannte Strategie. Die Innovationsfähigkeit der Hersteller bei den Luxus-Karossen hält sich dagegen offensichtlich in Grenzen.

Die Auto-Konzerne fordern nichts weniger als eine komplette Absage der Reform. Ein Verzicht auf die Grenzwertfestlegung für 2025 sei ebenso notwendig wie eine stärkere Anrechenbarkeit besonders effizienter Modelle auf den Flottendurchschnitt eines Herstellers. Mit diesen sogenannten „Supercredits“ wollen die Hersteller erwirken, dass Elektroautos den CO2-Schnitt der Flotte senken und die schweren Geländewagen weiter verkauft werden dürfen.

Das Bittgesuch des VDA ist ein Armutszeugnis für die deutsche Auto-Industrie, die sonst gerne mit ihrer Fortschrittlichkeit und Leistungsfähigkeit wirbt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Meloni wird Trumps Brücke nach Europa
24.04.2025

Giorgia Meloni etabliert sich als bevorzugte Gesprächspartnerin Donald Trumps – und verschiebt das diplomatische Gleichgewicht in Europa.

DWN
Politik
Politik Rot-Grüner Koalitionsvertrag für Hamburg steht
24.04.2025

SPD und Grüne wollen in Hamburg weiter gemeinsam regieren – trotz veränderter Mehrheitsverhältnisse. Der neue Koalitionsvertrag steht,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Warum irische Firmen im deutschen Green-Tech-Boom Milliardenwachstum anstreben
24.04.2025

Irlands Green-Tech-Firmen erobern den deutschen Markt – mit strategischem Fokus auf Energie, Infrastruktur und Digitalisierung.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der Goldpreis fällt – Ist der Gipfel bereits überschritten?
24.04.2025

Nach einem historischen Rekordhoch hat der Goldpreis nun zum zweiten Mal in Folge deutlich nachgegeben – ein möglicher Wendepunkt am...

DWN
Politik
Politik USA und China: Handelsgespräche stehen still – Trump setzt weiter auf Eskalation
24.04.2025

Washington und Peking liefern sich einen erbitterten Handelskrieg – von Verhandlungen fehlt jede Spur. Trumps Strategie setzt weiter auf...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Deal mit Moskau – und kritisiert Selenskyj
24.04.2025

Donald Trump sieht eine Einigung mit Russland zum Greifen nah – und gibt Präsident Selenskyj die Schuld an der Fortdauer des Krieges....

DWN
Technologie
Technologie Das neue Gold der Energiewende: Warum Batteriespeicher zur Überlebensfrage werden
24.04.2025

Während Europas grüne Agenda ins Wanken gerät und geopolitische Schocks die Energielandschaft umkrempeln, kündigt sich eine neue Ära...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn: Warum die Generalsanierung Jahre dauern wird
24.04.2025

Unpünktlich, überlastet, marode: Die Bahn steckt fest. Die Bundesregierung will mit Milliarden gegensteuern – doch selbst optimistische...