Politik

1,6 Milliarden Euro: EU kauft Schiffe, die weniger Fische fangen können

Die EU hat die Quote für den Fischfang gesenkt. Um sicherzustellen, dass die Quote auch eingehalten wird, kauft Brüssel nun für 1,6 Milliarden Euro Schiffe, die langsamer sind und daher schlechter fischen. Ein besonders groteskes Beispiel der Umverteilungs-Bürokratie.
12.07.2013 02:16
Lesezeit: 1 min

Einerseits schränkt die EU den Fischfang ein, andererseits subventioniert sie den Bau von Booten für die Fischerei. Um diesen Widerspruch zu lösen, greift die EU tief in die Trickkiste: Die neuen Boote sollen langsamer sein und weniger Fische fangen.

Der Fischerei-Ausschuss des EU-Parlaments beschloss am Mittwoch, den Bau von Fischerei-Booten mit 1,6 Milliarden Euro zu subventionieren, berichtet die FT. Dabei sind die circa 83.000 Fischerei-Boote in der EU schon jetzt viel zu viele. Denn die EU hatte erst kürzlich bindende Quoten für den Fischfang gesetzt, weil dieser die Fischbestände in Mittelmeer und Nordsee gefährlich ausgedünnt hatte (mehr hier).

„Für jeden mit ein bisschen Verstand ist das ein unerhörter Skandal und schwer zu verstehen“, sagte Markus Knigge, Fischerei-Berater beim Pew Charitable Trust. Er zitiert Schätzungen, nach denen die EU-Fördergelder bis zu 19.000 neue Schiffe hervorbringen könnten.

Die EU-Subventionierung neuer Boote wurde 2002 wegen des internationalen Drucks eingestellt. Dennoch sind auch weiterhin Milliarden Euro in die Förderung der Fischerei geflossen, darunter eine Abwrackprämie für Fischereiboote. Diese Subvention sollte die Zahl der Fischereiboote in der EU vermindern, führte jedoch lediglich dazu, dass die Fischer ihre Flotten auf Kosten der Steuerzahler erneuerten

Das Geld wurde aus dem Fenster geworfen – oder besser gesagt ins Meer“, sagte ein EU-Beamter, der bestürzt war über die Aussicht, die Subventionen für Fischereiboote könnten wiederbelebt werden.

Die Befürworter der Fischerei-Subventionen argumentieren damit, dass die Flotte in der EU dadurch verbessert würde. Alain Cadec, französischer EU-Abgeordneter, sagte, dies sei ein guter Einsatz von Steuergeldern. Das Durchschnittsalter europäischer Fischereiboote betrage 29 Jahre. Neue Boote würden sicherer sein und weniger Treibstoff verbrauchen.

Zudem will Cadec vorschreiben, dass die neuen Boote 40 Prozent schwächer sein müssen, als die Schiffe, die sie ersetzen. So könne sichergestellt werden, dass die Subventionen einen Rückgang des Fischfangs bewirken. „Vorher konnte man machen, was man will. Aber jetzt gibt es Kriterien“, so der EU-Abgeordnete.

„Ich denke nicht, dass es nicht merkwürdig ist, ein paar Subventionen für den Fischereisektor zu haben. Es ist nicht viel Geld“, sagte Cadec. Zudem sei er ein Liberaler, „ein wirtschaftlich Liberaler, aber kein Ultraliberaler“.

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