Finanzen

Russland schnappt sich Finnlands Assets

Lesezeit: 1 min
31.10.2013 02:31
Die Russen entdecken Finnland für sich. Gekauft wird, was gefällt: Atomkraftwerke, Schiffswerften oder Eishockey-Klubs. Den Finnen ist der Ausverkauf nicht ganz geheuer. Doch die Industrie schwächelt. Das Land brauche ausländische Investoren, sagt der finnische Premierminister.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die staatliche russische Schiffsbaugesellschaft will Arctech Helsinki kaufen. Das berichten finnische und russische Medien. Dass Russland Interesse an einer finnischen Schiffswerft für Eisbrecher hat, wäre normalerweise keine Meldung wert. Doch die Russen kaufen im Moment viel ein in Finnland. Zu viel, sagen einige Finnen.

Die finnische Regierung trug vor Kurzem einen Machtkampf aus. Es ging um den Verkauf des finnischen Atomkraftwerks Fennovoima an einen russischen Betreiber. Ein Drittel der Anteile gingen schließlich an Rosatom. Außerdem soll das russische Unternehmen das AKW betreiben.

Für die meisten Finnen war die symbolträchtige Transaktion der Verkauf des Eishockey-Teams Jokerit. Die Käufer sind russischer Investoren, die Vladimir Putin nahestehen sollen. Ab der nächsten Saison wird das Team nicht mehr in der finnischen Liga, sondern in der russisch dominierten Kontinentalen Hockey-Liga spielen.

Jyrki Katainen, finnischer Premierminister, macht sich indes keine Sorgen um das steigende Engagement der Russen in seinem Land. „Wir wären sehr zufrieden, wenn es mehr russisches Investment in Finnland gäbe“, zitiert ihn die FT.

Finnland ist eines der wenigen Euroländer mit AAA-Rating und stabilem Ausblick bei den Agenturen. Aber in Helsinki macht man sich Sorgen, wie es mit der Wirtschaft weitergehen soll. Die wichtige Papier- und Zellstoffindustrie schwächelt. Der ehemalige Handyriese Nokia hat seine Strahlkraft schon lange verloren.

Die finnischen Exporte nach Russland sind in den ersten sieben Monaten dieses Jahres um ein Prozent gestiegen. Die Exporte in die EU allerdings um vier Prozent gefallen. Seit dem Jahr 2000 haben sich die Exporte nach Russland verdreifacht.

Helsinki gilt als eine von Europas Start-up-Hauptstädten – auch, weil so viele Russen nach Finnland kommen.

Als Touristen kommen die Russen ebenfalls gern in ihr Nachbarland. 2012 waren es rund 5 Millionen. Dafür eröffnete Finnland sogar mehrere Service-Points, sogar bis nach Sibirien, um die Visa-Vergabe effizienter zu gestalten. Russisch ist mittlerweile die meist gesprochene Fremdsprache in Finnland (Schwedisch ist zweite Amtssprache). Bis 2050 soll sogar mehr Russisch als Schwedisch gesprochen werden, so finnische Migrationsexperten.

Doch der Verkauf von Fennovoima an den russischen Betreiber Rosatom war vielen Finnen zu viel. Finanzministerin Jutta Urpolainen will das Thema erneut ins Parlament debattieren. Sogar Parteikollegen von Katainen unterstützen diesen Plan.

Das macht den Befürwortern des Verkaufes Sorgen. Sie befürchten, eine neuerliche Diskussion könnte die russische Seite das Projekt aufgeben lassen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....