Politik

Apple, Amazon & Co.: US-Behörden verschaffen sich heimlich Zugriff auf Daten der Bürger Europas

Lesezeit: 2 min
29.01.2013 01:17
Cloud-Anbieter müssen nach US-Recht die Daten von EU-Bürgern unter Geheimhaltung an die US-Behörden herausgeben. Weder der einzelne Bürger noch die EU erfahren etwas davon. Wer also bei Amazon nach Terror-Büchern sucht, kann sich rasch auf der Liste der Terror-Verdächtigen finden.
Apple, Amazon & Co.: US-Behörden verschaffen sich heimlich Zugriff auf Daten der Bürger Europas

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

US-Gesetze erlauben den US-Behörden, ohne Gerichtsbeschluss auf die Daten von EU-Bürgern zuzugreifen, die in Clouds amerikanischer Unternehmen wie Amazon oder Dropbox gespeichert sind. „Es zielt nur auf Nicht-US-Bürger ab, die außerhalb der USA leben”, zitiert EUobserver Caspar Bowden, einen früheren Sicherheitsberater für Microsoft.

„Es muss keine politische Partei sein, es kann eine Aktivistengruppe sein oder jeder, der in politischen Aktivitäten engagiert ist oder sogar einfach Daten aus dem Ausland, die mit der US-Außenpolitik zu tun haben“, sagte Bowden. Die Datenschutz-Regulierung der EU-Kommission enthalte Schlupflöcher, die diese Überwachung durch US-Behörden zuließen.

Zwar verpflichte die EU-Regulierung die Cloud-Anbieter dazu, private Wirtschaftsprüfer einzustellen, welche die Sicherheit der Cloud-Systeme bestätigen müssen. Doch seien diese Prüfer nicht in der Lage, eine geheime Datenweitergabe aufzudecken, die von Geheimdiensten anderer Länder angeordnet wurde, so Bowden.

Die EU-Kommission gab zu dem Problem keinen Kommentar ab, doch das Problem ist der EU bekannt. „Wenn es ein US-Unternehmen unter der Gerichtsbarkeit des FBI ist und wenn du kein US-Bürger bist, dann schauen sie sich alles an, was du hast, wenn es auf dem Server eines US-Unternehmens gespeichert ist“, zitiert EUobserver den Präsidenten Estlands Toomas Hendrik Ilves. Ilves steht einer Beratergruppe der EU-Kommission zum Cloud-Computing vor.

Die US-Unternehmen haben keine andere Wahl, als die Daten heimlich an die US-Behörden weiterzugeben, wenn sie juristische Sanktionen vermeiden wollen. Die Anbieter müssen die Behörden unter völliger Geheimhaltung unterstützen. „Wenn gegen die Geheimhaltung verstoßen wird, dann ist dies eine Missachtung des Gerichts und wahrscheinlich auch ein Verstoß gegen US-Spionagegesetze“, sagte Bowden.

Für den unbescholtenen Europäer kann dies weitreichende Folgen haben: Wenn jemand zum Beispiel aus wissenschaftlichen Gründen oder einfach aus Interesse nach Büchern über Al Quaida sucht oder gar Dokumente zu Mali oder dem Iran downloaded, kann er sehr schnell auf eine der gefürchteten Listen für Terror-Verdächtige gesetzt werden. Dann befindet er sich zwar in guter Gesellschaft mit einer Million Amerikanern (hier); wenn er diese jedoch konspirativ oder gar freundschaftlich besuchen will, muss er damit rechnen, dass ihm die Einreise verweigert wird.

Shopping-Touren, die der eine oder andere Europäer wegen des starken Euro (hier) vielleicht antreten möchte, könnten daher mit unangenehmen Überraschungen enden, ehe man überhaupt einen Fuß auf US-Territorium gesetzt hat. Die Ausrede, man habe nur Präsident Obama beim Beobachtung der Ermordung von Osama bin Laden zusehen wollen, werden von den US-Behörden nicht als ausreichend für die individuelle Unschuld eingestuft. Auch die Angabe, man habe sich vertippt und stattt Osama eigentlich Obama schreiben wollen, überzeugen die Amerikaner nicht in ihrem enschlossenen Kampf gegen den internationalen Terrorismus.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...