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04.02.2013 22:19
Über ein Gebührenmodell hat BlackRock gute Gewinne gemacht. Die betroffenen Pensionsfonds scheinen sich ziemlich dämlich angestellt zu haben.
Pensionsfonds verklagen BlackRock

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Die Zeiten, in denen man einfach jeden Monat etwas Geld für das Alter zurückgelegte, und dieses seinen Wert behielt, sind lange vorbei. Heute ist man in der westlichen Welt oft dazu gezwungen, in Pensionsfonds einzahlen, die das eingezahlte Geld auf für die künftigen Generationen anlegen muss. Wegen der gesellschaftlichen Überalterung müssen die Pensionsfonds immer höhere Renditen hereinspielen. Dies wird durch die Niedrigzins-Politik der Zentralbanken noch weiter erschwert. Die Pensionsfonds werden faktisch in immer risikoreichere Investments gedrängt.

Daher vertrauen die großen Pensionsfonds das ihnen anvertraute Geld gerne versierten Profis an. Einer der größten und mächtigsten Vermögensverwalter ist Black Rock. Black Rock verwaltet insgesamt ein Vermögen von 3,8 Billionen Dollar, darunter auch viele Pensionsfonds. Vielen gilt Black Rock als eine gefährliche Krake, die in fast jeder wichtigen Markt-Entwicklung ihre Finger im Spiel hat. Kein Wunder: Wer so viel Geld verwaltet, erzeugt mit jeder Investment-Entscheidung Schockwellen - in die eine oder andere Richtung.

Nun hat Black Rock eine unerwartete Schockwelle ausgelöst. Sie ist geeignet, das Vertrauen von Pensionsfonds und anderen Anleger in die Giganten des Marktes nachhaltig zu erschüttern.

In den USA haben nämlich mehrere Pensionsfonds Klage gegen Black Rock eingereicht. Der Grund: Black Rock hat die Pensionsfonds mit einem tückischen Gebührenmodell im großen Stil abgezockt.

Tochterfirmen von Black Rock verleihen einen großen Teil der für die Pensionsfonds verwalteten Aktien und Anleihen. Mit dieser Wertpapierleihe machen die Tochterfirmen hunderte Millionen Dollar Gewinne pro Jahr. Allerdings behalten sie von diesen Gewinnen einen großen Teil für sich, so sieht es das mit Black Rock verhandelte Gebührenmodell vor.

In einem Gerichtsverfahren werfen Pensionsfonds Black Rock nun vor, ein „extrem exzessives“ Gebührenmodell ausgehandelt zu haben. Dieses Gebührenmodell habe dafür gesorgt, dass die Tochterfirmen von Black Rock 40 Prozent der Einnahmen für sich behielten. Dieser Anteil sei „unverhältnismäßig hoch“, zitiert die FT die Klageschrift. Indem Black Rock einen derart hohen Anteil an den Spekulationsgewinnen seinen Tochterfirmen überlasse, „verletze [der Vermögensverwalter] systematisch seine treuhänderischen Pflichten“, so die Klageschrift.

Während die Pensionsfonds nun vor Gericht einen größeren Anteil an den Gewinnen durchsetzen wollen, weist Black Rock selbst alle Vorwürfe zurück, sein Programm zur Wertpapierleihe habe den Pensionsfonds „überdurchschnittliche Gewinne“ eingebracht, zitiert die FT den Vermögensverwalter.

Die Pensionsfonds dürften trotz derf moralischen Erregung schlechte Karten haben: Denn normalerweise sind solche Gebühren-Regelungen fein säuberlich im Kleingedruckten vermerkt, welches die Kunden unterschreiben. Klagen dagegen sind schwer. Vielmehr muss man fragen, wer auf seiten der Pensionsfonds eigentlich dieses Deals unterschreiben hat. Denn es braucht keines besonderen juristischen Sacherverstands, um diese Falle zu erkennen - ein einfacher Taschenrechner genügt.


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