Politik

Chaos in Italien: Berlusconis Partei lässt Parlaments-Sitzung platzen

Der Oberste Gerichtshof hat den Anhörungstermin für den Mediaset-Prozess um Berlusconi vorverlegt. Damit könnte eine Verjährung der Taten verhindert werden. Lehnt das Gericht Berlusconis Einspruch nämlich in letzter Instanz ab, hätte dies das erste Mal tatsächliche Konsequenzen für ihn. Aber auch Italiens neue Regierung könnte daran zerbrechen. Aus Protest über die Beschleunigung des Gerichts boykottierte Berlusconis Partei eine Parlamentssitzung.
11.07.2013 11:02
Lesezeit: 1 min

In Italiens neuer Regierung ist es alles andere als ruhig. Die ständigen Prozesse Berlusconis sorgen für massive Unruhe. Nun hat ein italienisches Gericht den Prozess über die vermeintliche Steuerhinterziehung Berlusconis beschleunigt. Das sorgte für Aufruhr in Berlusconis PDL, aber auch im Parlament selbst. Die neue Regierung steht auf wackligen Füßen.

Im so genannten Mediaset-Prozess könnte es für Berlusconi nämlich eng werden. Unter anderem wird ihm vorgeworfen, mit seinem Medien-Imperium massiv Steuern hinterzogen zu haben. Doch wie üblich akzeptierte Berlsuconi die letzte gerichtliche Entscheidung nicht (hier). Er legte Berufung ein, nun muss der Fall in letzter Instanz geklärt werden. Das verschafft Berlusconi Zeit. Denn bisher konnte er in vielen Prozessen nicht zu einer Strafe verurteilt werden, weil sich die Prozesse so lange hinzogen, dass eine Verjährung vorlag. Das war auch der Plan beim Mediaseit-Prozess.

Doch am Donnerstag kündigte das Gericht, das in letzter Instanz entscheiden soll, an, den Anhörungstermin nach vorne zu verlegen. Statt Ende des Jahres ist der Termin nun schon für den 30. Juli angesetzt. Damit könnte eine Verjährung abgewendet werden. Der Protest bei Berlusconi und seiner Partei war entsprechend groß. Wird Berlusconis Einspruch gegen das frühere Urteil vom Gericht tatsächlich abgelehnt, hat dies zunächst einmal für Berlusconis unangenehme Konsequenzen: Vier Jahre Gefängnis, Abtretung seines Sitzes im Parlament aufgeben und das Verbot, in den kommenden fünf Jahren ein politisches Amt zu tragen. Höchstens sein Alter könnte ihn zumindest vor der Umsetzung einer Gefängsnisstrafe retten.

Aus Protest über die Mitteilung des Gerichts, boykottierte Berlusconis PDL am Donnerstag den gesamten parlamentarischen Betrieb. Die legislative Tätigkeit der beiden Kammern des Parlaments musste für einen Tag ausgesetzt werden, so Reuters.

Die Reaktion der PDL zeigt, wie stark die Prozesse um Berlusconi auch mit dem Erfolg der Regierung verknüpft sind. Die Partei des italienischen Premiers Letta ist auf den Koalitionspartner PDL angewiesen und schon im Vorfeld der Regierungsbildung spielte Berlusconi eine große Rolle. Ganz abgesehen davon, dass dies negative Auswirkungen auf die öffentliche Bewertung der Regierung hätte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...