Politik

Keine Ende der Irrfahrt: Snowden bleibt vorerst in Russland

Lesezeit: 1 min
12.07.2013 18:16
Edward Snowden will nur so lang in Russland bleiben, bis er sicher nach Lateinamerika ausreisen kann. Einige Länder dieser Region haben ihm inzwischen Asyl zugesagt. Um sich weitere Hilfe zu holen, traf er sich am Freitag mit verschiedenen Menschenrechtsorganisationen am Moskauer Flughafen.
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Wunsch und Wirklichkeit liegen manchmal weit auseinander. Im Fall Edwards Snowden sind es mindestens 10.000 Kilometer. Eigentlich will der Whistleblower nach Lateinamerika. Unter anderen haben ihm Venezuela und Nicaragua Asyl zugesagt, aber Snowden ist gezwungen, vorerst in Russland zu bleiben. Und beispielsweise von Moskau bis zur venezolanischen Hauptstadt Caracas sind es mit dem Flieger theoretisch mindestens 10.0003 Kilometer – ohne  Zwischenstopp versteht sich. Insofern liegt noch ein weiter Weg vor Snowden, bis seine Irrfahrt möglicher Weise ein für ihn glückliches Ende findet.

Das Problem: Ohne gültige Papiere kann Snowden scheinbar nicht nach Lateinamerika fliegen. Am Freitag hat Snowden deshalb nun erst einmal in Russland politisches Asyl beantragt. Zunächst hatte er Putins Asylangebot ausgeschlagen, weil es mit der Forderung, nichts mehr über den US-Geheimdienst an die Öffentlichkeit zu tragen, verbunden war. Doch Snowden steht unter Druck. Die meisten seiner Bitten um Asyl, die er auch an viele europäische Länder geschickt hatte, wurden größtenteils abgewiesen (hier).

Und wie unsicher seine Position angesichts seiner Enthüllungen ist, zeigte sich zuletzt am bolivianischen Präsidenten Morales. Dessen Maschine durfte auf dem Heimflug nach Bolivien plötzlich nicht mehr über spanischen und französischen Luftraum fliegen und musste in Österreich landen. Als Grund wurde der Verdacht geäußert, Snowden würde sich an Bord befinden (hier).

Am Freitagnachmittag hat sich Snowden mit verschiedenen Menschenrechtsorganisationen am Flughafen Moskauer-Scheremetjewo getroffen. Dort hatte Snowden gesagt, er werde in Russland bleiben, bis er sicher nach Lateinamerika reisen könnte, so der Guardian mit Verweis auf Tanya Lokshina on Human Rights Watch. Lokshina war auch zu dem Treffen mit Snowden eingeladen. Auf ihrer Facebook-Seite hatte sie diese Einladung gepostet.

Darin heißt es unter anderem:

„Der Umfang des bedrohlichen Verhaltens (der USA) ist beispiellos: Noch nie in der Geschichte haben sich Staaten verschworen, um das Flugzeug eines souveränen Präsidenten zur Landung zu zwingen (…). Diese gefährliche Eskalation ist nicht nur eine Bedrohung für die Würde Lateinamerikas oder meine eigene Sicherheit (…). Ich lade die Menschenrechtsorganisationen und andere angesehenen Persönlichkeiten ein, mich am 12. Juli fünf Uhr am Flughafen Scheremetjewo in Moskau (…) zu treffen.“

Der Einladung nach sucht Snowden nun auch Unterstützung bei verschiedenen Menschenrechtsorganisationen. Der Druck der amerikanischen Justiz ist groß und macht auch vor einem fliegenden Präsidenten-Flugzeug nicht halt. Bei dem Treffen mit den NGOs wird es deshalb in erster Linie um die weiteren Handlungsmöglichkeiten für Snowden gegangen sein.


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