Deutschland

Finanzbehörden wollen Zugriff auf Kundendaten der Deutschen Bank

Wegen des Verdachts auf Geldwäsche hat die BaFin ein Ermittler-Team in die Deutschen Bank geschickt. Die Bank soll verdächtige Kontobewegungen ihrer Kunden zu spät an die Polizei gemeldet haben. Die Behörden wollen frühzeitig Zugriff auf die Kundendaten der Kunden der Deutschen Bank.
18.08.2013 00:31
Lesezeit: 2 min

Das potenzielle Bußgeld für die Deutsche Bank im Falle eines Regel-Verstoßes ist mit höchstens 100.000 Euro sehr gering. Doch die Auswirkungen der neuen Bankenregeln für die Bank-Kunden sind massiv. Denn die Banken sind nun verpflichtet, verdächtige Kontobewegungen unverzüglich an die Polizei zu melden.

Die BaFin wirft der Deutschen Bank vor, nicht genügend Vorkehrungen gegen Geldwäsche getroffen zu haben. Bereits vor einigen Wochen hat sie den Wirtschaftsprüfers EY (früher Ernst & Young) damit beauftragt, den Konzern zu überprüfen, berichtet Die Welt. Ein Banksprecher sagte:

„Die Deutsche Bank nimmt ihre Verantwortung im Bereich Geldwäschebekämpfung sehr ernst. Angesichts der regulatorischen Veränderungen bauen wir unsere Kapazitäten aus und entwickeln unsere Systeme beständig weiter. Wir arbeiten eng mit den zuständigen Behörden weltweit zusammen.“

Die deutschen Behörden setzen ein Regelwerk um, das von der Financial Action Task Force (FATF) ausgearbeitet worden ist. Diese von den G20-Staaten installierte Expertenorganisation gegen Geldwäsche spricht zwar offiziell nur Empfehlungen aus. Doch tatsächlich ist etwa das deutsche Geldwäschegesetz in weiten Teilen eine Abschrift der FATF-Regeln.

Mit der Rückendeckung der mächtigsten 20 Staaten der Welt hat die FATF ein umfangreiches Überwachungs-Regime für Banken und deren Kunden geschaffen. Bei Geschäftskunden sind die Banken verpflichtet, ein detailliertes Kunden-Profil zu erstellen. Dasselbe gilt für private Kunden, die mehr als 15.000 Euro überweisen oder überwiesen bekommen.

Für diese Kunden sieht das Regelwerk vor, „alle Kundendaten, Transaktions- und Kontoaufzeichnungen und sämtliche Korrespondenz aufzubewahren, damit sie den Behörden rasch zur Verfügung gestellt werden können.“

Auch wenn Herkunft oder Ziel des Geldes ungewöhnlich sind, müssen die Banken unverzüglich die Polizei informieren. Um den Überwachungs-Anforderungen der Behörden nachkommen zu können, müssen die Finanzinstitute massiv in Informationstechnologie und Personal investieren.

Bei der Deutschen Bank hegt die BaFin nach Informationen den Verdacht, sie habe in mehreren Fällen verdächtige Transaktionen zu spät an die Polizei gemeldet. Möglicherweise sei das interne Alarmsystem nicht richtig eingestellt. Der Wirtschaftsprüfer EY untersucht allerdings, ob das Problem bei der Bank vielleicht noch größer ist.

Die FATF verlangt, dass die Banken die Polizei bei verdächtigen Kontobewegungen „unverzüglich“ informieren. Die deutsche BaFin hingegen ist konkreter: „Wir erwarten die Verdachtsmeldung idealerweise noch am Tag, an dem der Verdacht aufgetreten ist, spätestens aber am folgenden Tag“, sagte ein Sprecher.

Doch andere Fragen bleiben ungeklärt. Was genau macht einen Verdacht aus? Wie viel Zeit darf sich eine Bank für eine Prüfung nehmen, bevor sie sensible Daten ihrer Kunden an die Behörden weitergibt? Ein Geldwäsche-Experte gibt folgendes Beispiel: Ein Bankkunde, der angibt, die 100.000 Euro auf seinem Konto stammten aus einer Erbschaft, ist nach dem deutschen Geldwäschegesetz ein Verdächtiger.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...