Finanzen

Finanz-Krise kostete Deutschlands Wirtschaft 500 Milliarden Euro

Deutschland ist einer der größten Verlierer seit dem Ausbruch der Finanzkrise. Die Wirtschaft verlor 500 Milliarden Euro seit dem Ausbruch der Finanzkrise. Weltweit gingen acht Billionen Euro verloren. Die Abwicklung einer großen Bank würde Deutschland vor große Probleme stellen. Finanzminister Schäuble verlässt sich darauf, dass die Banken „bescheidener“ werden.
09.09.2013 03:25
Lesezeit: 2 min

Die internationale Finanzkrise und die darauffolgende Euro- und Staatsschuldenkrise haben Deutschland so viel gekostet wie kein anderes Land in Europa. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 gingen der deutschen Wirtschaft 500 Milliarden Euro verloren. Ohne die Krise, die mit der Pleite der US-Investment Bank Lehman Brothers ihren Anfang nahm, wäre die Weltwirtschaft seit 2008 jährlich um 1,7 Prozent mehr gewachsen.

Das ist das Ergebnis einer Berechnung der DZ Bank und der Berenberg Bank für die Welt am Sonntag. Die Zahlen ergeben sich aus den wirtschaftlichen Wachstumsraten von 1995 bis 2008. Die Banken ermitteln einen Wohlstandsverlust von knapp fünf Billionen Euro weltweit.

Der Wohlstandsverlust der Bundesrepublik beträgt 19 Prozent der Wirtschaftsleistung des Jahres 2012 (496 Milliarden Euro). Damit gehört Deutschland zu den größten Verlierern der Krise.

Nur die USA haben noch mehr Wohlstand eingebüßt, etwa 1,3 Billionen Euro.

Weltweit haben die Staatsschulden zum Ende des Jahres um fünf Billionen Euro höher gelegen, als wenn die Finanzkrise nie stattgefunden und die Verschuldung unter normalen Bedingungen vorangeschritten wäre.

Ohne die Finanz- und Eurokrise wären die Immobilienblasen weltweit um zwei Drittel weniger stark ausgefallen, als dies der Fall ist. In den USA stiegen die Preise um umgerechnet 2,7 Billionen Euro stärker an. In der Euro-Zone waren es zwei Billionen Euro zusätzlich und in Großbritannien waren es 300 Milliarden Euro.

„Überschlagsmäßig könnte man sagen, dass bis zu einem Drittel dieser Kosten ohnehin angefallen wäre, da die Immobilienblasen in den USA, Großbritannien, Spanien und Irland ohnehin geplatzt wären", sagt Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank.

Maßgeblich verantwortlich für den exzessiv ansteigenden Kostenanteil macht er die US-Regierung, die auf die Pleite der Lehman Brothers „katastrophal falsch reagiert“ habe. Viele Länder hätten sich nämlich in der Wirtschaftskrise Konjunkturprogramme verordnet, die sie sich nicht hätten leisten dürfen.

Die Abwicklung einer Großbank würde die Bundesregierung auch fünf Jahre nach der Pleite der Lehman Brothers in den USA noch vor eine große Herausforderung stellen. Zwar seien die Rahmenbedingungen geschaffen worden, damit eine Bankenpleite nicht mehr das gesamte Finanzsystem zum Einsturz bringe, man sei aber nie ganz vor Krisen gefeit, sagte Finanzminister Wolfgang Schäuble der Welt am Sonntag in einem Interview.

Schäuble gestand ein, dass die Mittel aus dem Finanzmarktstabilisierungs-Fonds nicht ausreichen würden, um die Pleite einer großen Bank abzufangen: „Richtig, im Topf sind noch nicht so viel Mittel. Aber im Gegensatz zur Koalition haben wir nie unrealistische Versprechungen gemacht, aber dafür gesorgt, dass es funktioniert.“

Schäuble verlässt sich darauf, dass es jetzt „mehr Bescheidenheit“ im Bankensektor gebe. Die Erhöhung der Eigenkapitaldecke sorge dafür, dass anfallende Kosten „bei den Banken landen“.

Indes arbeitet die EU daran, den ESM zu einer Bad Bank umzugestalten. Die Folge wäre, dass die Steuerzahler - und nicht die Banken -  für die immer noch immensen Altlasten der Banken aufkommen müssen (mehr hier).

Die Banken sind noch immer zu groß zum Scheitern. Die Eigenverantwortung der Banker hält sich in Grenzen. Die Banken-Lobby will an ihren hohen Bonuszahlungen festhalten (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...