Politik

Guttenberg überlegt erstmals Rückkehr in die Politik

Der ehemalige Star der CSU, Karl Theodor zu Guttenberg, denkt erstmals laut über eine Rückkehr in die Politik nach. Er sei sich „nicht sicher“, ob er in die Politik zurückkehren wolle. Bis vor kurzem hatte Guttenberg einen solchen Schritt noch ausgeschlossen. Möglicherweise plant Guttenberg einen Wiedereinstieg in die Politik auf EU-Ebene.
11.05.2013 02:29
Lesezeit: 2 min

Bei einer Veranstaltung der österreichischen Tageszeitung Kurier und der österreichischen Außenministeriums trat der frühere Bundes-Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg als „Stargast“ auf. Von den Veranstaltern wurde Guttenbergs aktueller Job so beschrieben:

Der frühere deutsche Wirtschafts- und Verteidigungsminister ist nach seiner Plagiatsaffäre in die USA „ausgewandert“ und dort unter dem Titel „renommierter Staatsmann“ für den Washingtoner Thinktank „Center for Strategic and International Studies“ tätig.

Bei der Veranstaltung, die den Österreichern die weitergehende Integration der EU nahebringen sollte, machte sich Guttenberg auch laut Gedanken darüber, ob er auf Dauer mit der Berufsbezeichnung „renommierter Staatsmann“ zufrieden sein könne.

Der Standard berichtet, dass Guttenberg nach einem leidenschaftlichen Plädoyer für mehr EU gefragt worden sei, wann er „nach Europa und in die Politik“ zurückkehren wolle.

Guttenberg sagte:

„Ich bin sehr zufrieden, Distanz zu haben, mir Substanz aneignen und aus Fehlern lernen zu können. Ich bin nicht sicher, ob ich in die Politik zurückkehren werde.“

Bisher hatte Guttenberg eine solche Rückkehr kategorisch ausgeschlossen.

Nun treibt ihn aber offenbar die Sorge um die politische Entwicklung in der EU um. Guttenberg kritisierte die EU, weil sie „von Krisenlösung zu Krisenlösung eile, statt seine Strukturen zu besprechen, an einer europäischen Außenpolitik und einer europäischen Wirtschaftspolitik zu arbeiten, 'dann wird 's schwierig für Europa“.

Guttenberg möchte offenbar auch seine US-Erfahrungen in Europa einbringen: Es fehle Europa ein „Narrativ“ (auf Amerikanisch heißt narrative so viel wie eine gemeinsam erzählte Geschichte, aber das kann man ja auf Deutsch im Hinblick auf Europa wirklich nicht sagen). Guttenberg sagte, dass Europa keine Nation „wie die der Amerikaner“ sei. Das sei aber auch nicht nötig, denn er fände es „wunderbar“, dass „Europa heterogen aufgestellt“ sei.

Guttenberg wirkt neben seinem Job als „renommierter Staatsmann“ auch als Berater der EU-Kommission in Internet-Fragen. In dieser Funktion hat er es geschafft, bisher ohne eine einzige öffentliche Tätigkeit absolut im Verborgenen zu blühen.

Angesichts der mäßig erleuchteten Aussagen zur heterogenen Nation Europas muss man dies als verdienstvoll werten (mehr zur diskreten Arbeit Guttenbergs für die EU-Kommission - hier).

Aber die Öffentlichkeit hat ein Recht auf mehr Öffentlichkeit eines der renommiertesten Staatsmänner Deutschlands. Guttenbergs enge Beziehungen zur EU-Kommission könnten darauf hindeuten, dass der CSU-Politiker seinen Wiedereinstieg in Brüssel plant.

Dort wird demnächst der Posten des Kommissionspräsidenten frei, auch der Ratspräsident tritt ab. Und als Nachfolger der ebenfalls außerordentlich renommierten Staatsmänner Herman Van Rompuy und José Manuel Barroso („J.“ – mehr Geheimnisse hier) drängt sich Guttenberg förmlich auf.

Der einzige bisher bekannte Kandidat ist der Rheinländer Martin Schulz. Auch er gilt in Fachkreisen als außerordentlich renommierter Staatsmann (hier). Schulz hat den Wahlkampf bereits eröffnet. Ohne zu wissen, gegen wer er am Ende antritt, warnte Schulz vor Frankensteins Monster in Brüssel (hier).

Ein Duell Schulz vs. Guttenberg  auf EU-Ebene entspräche dem Finale Dortmund vs. Bayern.

Auf jeden Fall wäre es ein Höhepunkt der politischen Champions League, als die sich die Brüsseler Bürokratie als ein Who-is-who der renommierten Staatsmänner traditionellerweise versteht.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Sekthersteller Rotkäppchen-Mumm: Vom ostdeutschen Sanierungsfall zum Marktführer
11.04.2025

Rotkäppchen-Mumm entwickelt sich wertmäßig bei Schaumwein und Wein deutlich über dem Marktniveau. Der Marktanteil ist mit 38 Prozent so...

DWN
Politik
Politik Trump Zölle gegen EU-Handelsbarrieren richtig: EU drohe sonst Öko-Sozialismus
11.04.2025

Mit provokanten Aussagen zu Trumps Zöllen überrascht Václav Klaus (83), Ex-Präsident der Tschechischen Republik und prominenter...

DWN
Politik
Politik Treffen mit Putin dauert noch an - Gespräch mit US-Sondergesandten Witkoff noch ohne offizielle Ergebnisse
11.04.2025

Der US-Sondergesandte Steve Witkoff ist nach Russland gereist und in St. Petersburg gelandet. Treffen zwischen Russlands Präsident...

DWN
Politik
Politik Wehrpflicht kommt zurück nach Deutschland: Verteidigungsminister Pistorius sieht Einführung noch 2025
11.04.2025

Nach Bildung der neuen Regierung: Der geschäftsführende Verteidigungsminister Boris Pistorius will die Einführung des neuen...

DWN
Politik
Politik Russischer Angriff auf Nato-Staaten? Deutsche Sicherheitsexperten warnen vor Panikmache
11.04.2025

Ukraine-Krieg: Zahlreiche Sicherheitsexperten kritisieren Alarmismus und Aufrüstung wegen eines möglichen russischen Angriffskrieges auf...

DWN
Politik
Politik Sondertribunal Den Haag wegen Ukraine Krieg: Putin nicht vor Gericht - Keine Aburteilung in Abwesenheit
11.04.2025

Ein geplantes Sondertribunal zur Untersuchung mutmaßlicher Aggressionsverbrechen Russlands gegen die Ukraine wird den russischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der Rückgang des Dollars setzt sich fort – ein Grund zur Sorge
11.04.2025

Der US-Dollar, jahrzehntelang Symbol wirtschaftlicher Stabilität und globaler Dominanz, verliert zunehmend an Strahlkraft – und das...

DWN
Panorama
Panorama Neue Pandemie der Kurzsichtigen: Augenärzte sprechen von einer Pandemie der Myopie
11.04.2025

Warum Augenoptik ein Handwerk mit großer Zukunft ist: Um 2050 wird Prognosen zufolge die halbe Menschheit kurzsichtig sein. Epidemiologen...