Am Dienstag teilte der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW mit, dass sich EEG-Umlage im kommenden Jahr um fast einen Cent auf den Rekordwert von fast 6,240 Cent je Kilowattstunde erhöhen wird. Eine jährliche Mehrbelastung von etwa 40 Euro kommt auf einen durchschnittlichen Haushalt zu. Inklusive Mehrwertsteuer und höherer Netzentgelte wären es effektiv sogar bis zu 60 Euro.
Für den Energieexperten Georg Erdmann vom Institut für Energietechnik an der TU Berlin ist das keine Überraschung. „Jeder hat schon mit einer erhöhten Umlage gerechnet“, sagte Erdmann den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Drei Gründe führt er für die Erhöhung an. Der Strompreis an der Börse ist gefallen, die Netze müssen weiter ausgebaut werden und immer mehr Unternehmen lassen sich von der Umlage befreien. „Das ist schon ein ordentlicher Happen“, so Erdmann.
Neben den Stromkunden ist diese Entwicklung vor allem für diejenigen Unternehmen bitter, die sich genau an der Grenze zwischen einer Befreiung von der Umlage befinden. „Das heißt, sie zahlen entweder zehn Prozent oder eben alles – das ist immerhin ein Sprung von fast 5,5 Prozent“, so Erdmann. Dies habe Einfluss auf den deutschen und den europäischen Binnenmarkt.
Allerdings könne man aufgrund der gestiegenen Umlage und damit der gestiegenen Strompreise nicht von einem Scheitern der Energie-Politik Merkels sprechen, spottet Erdmann: „Es gab ja keine Ziele.“ Das einzige, was versucht wurde, um der aktuellen Entwicklung entgegenzuwirken, war Erdmann zufolge die Forderung von Bundesumweltminister Altmaier, die Strompreise zu deckeln. Aber das habe ja nicht geklappt. „Der Bundesrat, und somit die SPD, wollte der Regierung ja nicht zu diesem letzten Sieg verhelfen“, so Erdmann. Und diejenigen, die jetzt am lautesten schreien, seien die, die das Debakel mit verursacht haben. „Kein Mensch hat im Augenblick ein Konzept, die Preise werden im nächsten Jahr weiter steigen.“
Abgesehen von den steigenden Stromkosten hat die Förderung der Erneuerbaren einen weiteren negativen Aspekt: „Im Augenblick haben wir niemanden, der ohne Förderung in neue Anlagen, wie Gas etc. investieren würde.“ Daher bedürfe es ganz klar einer Reform dieser Förderung. Zumindest müsste diese gekürzt werden.
Es werde aber auch in den kommenden Jahren keinen Rückgang der Strompreise geben. Vier Gründe nennt Erdmann in diesem Zusammenhang. Demnach müsste der Netzausbau weiter vorangetrieben werden. Außerdem brauche man ein Back-Up für die Erneuerbaren und das sei Gas. Doch Gas müsse irgendwann subventioniert werden, wenn keiner aufgrund der Bevorzugung der Erneuerbaren mehr Gasanlagen bauen will. „Außerdem haben wir erst 25 Prozent Erneuerbare und 80 Prozent sollen es werden“, so Erdmann. Zumal auf EU-Ebene noch die Frage nach dem Co2-Preis offen ist. Dieser liege derzeit bei etwa 5 Euro pro Tonne, manche fordern jedoch bereits 50 Euro pro Tonne. „Auch das wird sich auf die Strompreise durchschlagen.“
Zwar fallen 2028/ 2029 erste Anlagen aus der Förderung heraus. Aber es sei nicht auszuschließen, dass man sich bis dahin eine neue Art der Entlastung einfallen ließe. „Man darf einfach nicht so tun, als ob die Energiewende zum Nulltarif zu haben ist“, so Erdmann. Es sei ein teures Projekt und es werde noch „ein ganz erheblicher Kostenblock auf die deutsche Volkswirtschaft zukommen“. Die Energiewende könne eben nur funktionieren, wenn die Bevölkerung bereits sei, das zu bezahlen. Allein etwa 100 Euro muss jeder Bürger jährlich für Offshore-Strom aufbringen (mehr hier).
Es sei klar, „das dicke Ende kommt noch“, sagt Erdmann. Er rechnet mit Kosten in Höhe von etwa 350 Milliarden Euro bis 2030. Umweltminister Altmaier hatte Anfang des Jahres sogar Kosten in Höhe von 1.000 Milliarden Euro bis 2050 in den Raum geworfen (hier). Erdmann zufolge seien die 350 Milliarden Euro bis 2030 aber relativ sichere Zahlen. Zumindest wenn man den Ausbau effektiv gestalte und nicht neue, unrentable Pilotprojekte starte. Denn dann sei man ganz schnell bei den 1.000 Milliarden bis 2050.