Auf der Berliner Museumsinsel soll bis 2019 eine Rekonstruktion des 1950 von der DDR gesprengten Stadtschlosses der Hohenzollern gebaut werden. Allein der Abriss des ostdeutschen Palastes der Republik kostete circa 120 Millionen Euro. Im Jahr 2011 erhöhte der Bund die Kostenobergrenze von 552 Millionen Euro auf 590 Millionen Euro. Doch die tatsächlichen Ausgaben könnten noch einmal deutlich höher liegen.
„Inflations-Risiken sind in die geplante Summe nicht eingerechnet“, sagte Bauherr Manfred Rettig den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Wenn die Inflation ansteige, könne der Bau des Stadtschlosses teurer werden. Doch niemand könne heute wissen, wie hoch die Inflation in den kommenden Jahren ausfällt.
In den Gesamtkosten von 590 Millionen Euro sind 80 Millionen Euro erwartete Spenden enthalten. Darüber hinaus sind weitere Spenden nötig, um den Bau mit verschiedenen Extras zu versehen. Damit etwa die Kuppel in historischer Gestalt rekonstruiert werden kann, müssen dafür zusätzlich Spenden in Höhe von circa 15 Millionen Euro eingeworben werden. In den Baukosten ist nur der Rohbau der Kuppel enthalten.
Bisher habe man „weit über 20 Millionen Euro“ an Spenden erhalten, so Rettig. Die bisherigen Spenden reichen noch lange nicht. Der Bauherr rechnet aber damit, dass mehr gespendet wird, sobald man an der Baustelle etwas sehen kann. So seien bei der Grundsteinlegung im Juni innerhalb nur eines Tages 250.000 Euro gespendet worden.
Im kommenden Jahr sollen bereits die Wände des Erdgeschosses hochgezogen werden. Im Jahr 2015 soll Richtfest gefeiert werden. Eine Webcam zeigt den aktuellen Fortschritt auf der Baustelle.
Franziska Eichstädt-Bohlig, frühere baupolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, erwartet hingegen eine Kostenexplosion. „Es wird mit Sicherheit teurer, die Mittel sind insgesamt zu niedrig angesetzt. Allein für die barocke Fassade wird der Bund mehr Geld aufbringen müssen – auf Kosten des Steuerzahlers“, zitiert sie die taz. Zudem sei die genaue Ausgestaltung und Finanzierung anderer Bauabschnitte, wie der Agora oder der Kuppel, unklar.
Weitere massive Mehrkosten könnten sich aus baulichen Komplikationen ergeben. „Der sandige Berliner Untergrund an dieser Stelle beinhaltet ein Hauptrisiko“, sagt der frühere Präsident der Bundesarchitektenkammer Peter Conradi. Weil der Baugrund labil ist, musste bei der Sanierung der benachbarten Staatsoper Unter den Linden die Fertigstellung der Bühne von 2013 auf 2015/16 verschoben werden. Die Kosten erhöhten sich dadurch von 230 auf mindestens 285 Millionen Euro.
Zudem wird unter dem entstehenden Schloss derzeit ein U-Bahn-Tunnel gebaut. Dies sei mit baulichen Gefahren verbunden, wie der Einsturz des Kölner Stadtarchivs beim U-Bahnbau gezeigt habe, sagt Conradi. „Links und rechts des Schlosses haben alle Projekte Schwierigkeiten, darum sind die 30 Millionen Risikovorsorge zu wenig, was die Rücklage angeht“, sagt Berlins Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek.
Die Hamburger Elbphilharmonie, Stuttgart 21 oder der Berliner Großflughafen BER sind Beispiele für Kosten-Explosionen im Umgang mit Steuergeldern. Doch Bauherr Rettig hält seine Risikovorsorge für ausreichend. Das Stadtschloss solle nicht wie andere Großprojekte immer noch teurer werden. Es wäre damit eine Ausnahme.