Politik

Aaron Swartz: Trieben US-Behörden Internet-Aktivisten in den Tod?

Der Selbstmord des Internet-Aktivisten Aaron Swartz sorgt in den USA für Aufsehen: Bis zu seinem Tod war der Mitbegründer der RSS-Feeds von den US-Strafbehörden eingeschüchtert und unter Druck gesetzt worden. Swartz war einer der Mitbegründer der Bürgerinitiative gegen Internet-Zensur.
16.01.2013 16:32
Lesezeit: 1 min

Aaron Swartz hat sich am 11. Januar in seiner Wohnung in Brooklyn erhängt, teilte seine Familie auf ihrer Website mit. Die Angehörigen erheben schwere Anschuldigungen gegen die US-Sicherheitsbehörden. Sie beschuldigen die US-Behörden und das Massachusetts Institute of Technology (MIT), für Aarons Tod mitverantwortlich zu sein. „Aarons Tod ist nicht einfach eine persönliche Tragödie. Er ist das Resultat eines Justizsystems voller Einschüchterung und einer Strafverfolgung, die über ihr Ziel hinausschießt“, so Swartz‘ Familie.

Swartz war erst 26 Jahre alt, hat jedoch in seinem kurzen Leben schon viel bewirkt. So war er an der Entwicklung der RSS-Technologie und an der Gründung des alternativen Nachrichten-Netzwerks Reddit.com beteiligt. Außerdem gründete er Demand Progress, eine Organisation die sich etwa für bürgerliche Freiheiten und gegen eine Internet-Zensur einsetzte. Swartz trug jüngst entscheidend dazu bei, dass geplante US-Zensurgesetze aufgrund des öffentlichen Drucks nicht beschlossen wurden.

Im Jahr 2011 wurde Swartz angeklagt, nachdem er Millionen wissenschaftliche Dokumente aus der Online-Bibliothek des MIT heruntergeladen hatte. Für das Herunterladen der Dokumente hätte in vielen Fällen eigentlich eine kleine Gebühr gezahlt werden müssen. Zwar war Swartz‘ Vorgehen illegal, doch von der Staatsanwaltschaft wurde er deswegen als „Schwerverbrecher“ gebrandmarkt. Dies bezeichnet Harvard-Professor Lawrence Lessig als „Schikane“, zitiert Business Insider. Der Staatsanwalt habe ein Exempel statuieren wollen, um seine eigene Karriere zu befördern, unterstellt Lessig.

Der Fall offenbart grundsätzliche Probleme des US-Justizsystems. Die USA haben in den vergangenen Jahren unter dem Vorwand der Terror-Bekämpfung die Bürgerrechte systematisch ausgehöhlt. Eine Million Amerikaner steht unter Terrorverdacht, obwohl sie mit Gewalt nichts zu tun haben (hier).

Die Unschuldsvermutung musst sich ein unter Verdacht geratener US-Bürger heute in der Regel zurückkaufen - in Form von teurer Kosten zur Verteidigung vor Gericht. Und sollte man verlieren, wenn man sich nicht wenn gewünscht als schuldig bekannt hat, dann drohen hohe Geld- und Haft-Strafen. Die Behörden sehen es nämlich lieber, dass man sich schuldig bekennt, was den Staatsanwälten Zeit und Geld spart. Swartz, dem keinerlei Verbrechen zur Last gelegt werden konnte, drohte eine Haftstrafe von vielen Jahren und unter schrecklichen Bedingungen. Diese Aussicht, so spekulieren nun Beobachter, könnte den Aktivisten am Ende in den Selbstmord getrieben haben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...