Politik

Ratingagentur: Deutschland verliert 350 Milliarden Euro aus Target 2

Die unabhängige Rating-Agentur Egan Jones hat Deutschland herabgestuft. Deutschland werde bei Target 2 Verluste in erheblichem Ausmaß erleiden. Außerdem werde Deutschland bei allen wichtigen EZB-Entscheidungen in die Ecke gedrängt. Daraus ergeben sich Risiken.
18.04.2013 03:00
Lesezeit: 1 min

Die Rating-Agentur Egan Jones (EJ) hat Deutschland herabgestuft: Nach Einschätzung von EJ verliert Deutschland in der Euro-Krise weiter an Boden. EJ hatte Deutschland bereits im Dezember 2012 das Triple A entzogen. Nun stuft die Agentur Deutschland von A+ auf A.

Der Hauptgrund der Herabstufung liegt in den Risiken durch die Target 2 –Salden. EJ erwartet, dass Deutschland von seinen derzeit 700 Milliarden Forderungen gegen die europäischen Südstaaten nur die Hälfte wiedersehen wird: Demnach droht Deutschland allein über das Target 2-System ein Verlust von 350 Milliarden Euro. Auch das deutsche Engagement in den südeuropäischen Banken sei zu hoch. Bei einer angepassten Berechnung, die alle Schulden Deutschlands in die Berechnungen einbezieht, käme Deutschland auf eine Haushaltsverschuldung von 100 Prozent – das sei angesichts der Euro-Krise nicht nachhaltig. EJ verwendet die Zahlen der Verschuldung nach IWF-Berechnungen. Demnach liegt die Verschuldung höher als in den offiziellen Eurostat-Berechnungen.

EJ erwartet im Zuge der Euro-Krise einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Der Handelsüberschuss und die Zahlungsbilanz seien positiv, was von EJ als stabilisierende Faktoren interpretiert wird.

EJ glaubt, dass Deutschland künftig immer häufiger in der EZB überstimmt werde. Daher verringere sich der Einfluss Deutschlands auf die Finanz- und Geldpolitik Deutschlands.

Egan Jones gehört zwar nicht zu den bekanntesten Agenturen, gilt aber wegen ihrer Unabhängigkeit als eine der besten. Die Agentur wird nur von institutionellen Investoren finanziert – ist also unabhängig von den Großbanken und Finanzeinrichtungen. Egan Jones waren die einzigen, die MF Global schon vergleichsweise lange vor dem Crash mit schlechten Noten versehen hatten. Die Stars der Branche wie Standard & Poor’s und Fitch gaben MF Global noch wenige Tage vor dem Zusammenbruch Bestnoten.

Die Agentur war wegen ihrer Herabstufungen der USA ins Visier der Finanzmarktaufsicht geraten. İn einer Einigung stimmte die Agentur zu, über einen längeren Zeitraum keine offiziell bindenden Ratings für Staatsanleihen abzugeben. Die Agentur wäre sonst Gefahr gelaufen, massiv an Geschäft zu verlieren.

Den großen Agenturen und vor allem der US-Regierung ist EJ seit langem ein Dorn im Auge, weil sich die Agentur nicht den kollektiven Manipulationen Spielregeln unterwerfen will.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...