Deutschland

NSA-Überwachung: Bundesregierung warnt vor Sicherheitsrisiko bei Windows 8

Lesezeit: 2 min
21.08.2013 14:39
Microsoft steht seit der Prism-Affäre in der Kritik. Nun zeigt sich, dass vor allem Windows 8 gefährlich ist. Die Bundesregierung warnt vor dem Programm Denn damit verfügt Microsoft über die Möglichkeit, die Hardware und Software des Computers zu kontrollieren. Die NSA kann sich das zunutze machen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Viele Notebooks werden heutzutage bereits vorinstalliert mit Windows 8 verkauft bzw. geliefert. Das neue Programm von Microsoft ist noch nicht sehr erfolgreich, wird aber stark beworben. Auch Unternehmen, deutsche Behörden und die Bundesverwaltung beispielsweise werden nach und nach mit diesem Betriebssystem arbeiten. Doch hier gibt es erhebliche Sicherheitslücken.

So warnen IT-Experten des Bundes vor dem Programm und bezeichnen es als gefährlich. Es gebe bei Windows 8 eine Lücke, die ein hohes Sicherheitsrisiko darstellt, berichtet die Zeit mit Verweis auf Dokumente des Bundes. Gemeint ist das sogenannte Trusted Computing. Eine Technologie mit der etwa Microsoft auf die Hardware und Software des mit Windows 8 betriebenen Computers zugreifen kann. Und somit auch die NSA, schließlich gibt es eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen diesen (hier).

In dem Dokument, in dem die IT-Experten des Bundes vor den Sicherheitslücken von Windows 8 warnen, heißt es unter anderem: „Durch den Verlust der vollen Oberhoheit über Informationstechnik“ wären „die Sicherheitsziele 'Vertraulichkeit' und 'Integrität' nicht mehr gewährleistet.“ Aus diesem Grund sei der „Einsatz der 'Trusted-Computing'-Technik in dieser Ausprägung (…) für die Bundesverwaltung und für die Betreiber von kritischen Infrastrukturen nicht zu akzeptieren“.

In jeden Laptop, jeden Computer soll mittels Windows 8 eine Art „Aufpasserchip namens ‚Trusted Computing Module‘ (TPM) integriert werden“, warnt auch der Kryptologe und Sicherheitsforscher Rüdiger Weis in einem Gespräch mit netzpolitik.org:

„Zusammen mit den nun von Microsoft implementierten Verfahren innerhalb von Windows 8 (insbesondere Secure Boot) wird dem Nutzer weitgehend die Kontrolle über seine eigene Hardware und Software entzogen. Es erinnert fatal an eine elektronische Fußfessel. So kann beispielsweise über das Netz angefragt, werden ob nur genehmigte Software läuft. Das Ende der persönlichen Computer und Smartphones. Es klingt wie ein Traum für außer Kontrolle geratene Geheimdienste und repressive Staaten. (…)

Brisant ist beispielsweise die Tatsache, dass die geheimen Schlüssel während des Herstellungsprozesses außerhalb des Chips erzeugt und danach in den Chip übertragen werden. Hier ist es trivial eine Kopie aller Schlüssel herzustellen. Es ist nicht auszuschließen, dass entsprechende Rechtsvorschriften bestehen und über diese nicht berichtet werden darf. Das TPM ist ein Dream Chip für die NSA. Auch das andere realistische Szenario, dass der TPM Hersteller nicht in der Reichweite der NSA sondern in China sitzt, kann nicht wirklich beruhigen.“

In diesem Zusammenhang sind die neuen Informationen über das Ausmaß der Ausspähung durch die NSA ebenfalls von Tragweite. Gespräche zwischen Mitarbeitern der NSA, der Regierung und Mitarbeiter von Unternehmen, die mit dem Geheimdienst zusammenarbeiten, ergaben, dass die Internetüberwachung noch deutlich umfangreicher war und ist, als bisher angenommen.

So verfüge das System der NSA über die Möglichkeit, beispielsweise etwa 75 Prozent des Internet-Verkehrs in den USA abhören und speichern zu können, berichtet das WSJ. An mehr als zwölf Internetknotenpunkten der USA wird auf die Daten zugegriffen.

Das ist auch für Deutschland nicht unerheblich. Die Bundesregierung machte in der Antwort auf eine Anfrage der SPD darauf aufmerksam, dass angeblich zwar die Abhörmaßnahmen in Deutschland rechtmäßig waren. Es aber etliche Fälle gibt, wo die rein in Deutschland geführte Kommunikation trotzdem über das Ausland geleitet wird. Genau an diesem Punkt können dann beispielsweise die ausländischen Geheimdienste darauf zugreifen – ganz unabhängig von deutschen Gesetzen.

Auf die Frage, auf welche Art und Weise Geheimdienste nach Kenntnis der Bundesregierung  außerhalb von Deutschland auf Kommunikationsdaten zugreifen können, antwortet die Bundesregierung:

„Bei Internetkommunikation wird zur Übertragung der Daten nicht zwangsläufig der kürzeste Weg gewählt; ein geografisch deutlich längerer Weg kann durchaus für einen Internetanbieter auf Grund geringerer finanzieller Kosten attraktiver sein. So ist selbst bei innerdeutscher Kommunikation ein Übertragungsweg auch außerhalb der Bundesrepublik Deutschland nicht auszuschließen. In der Folge bedeutet dies, dass selbst bei innerdeutscher Kommunikation ein Zugriff auf Netze bzw. Server im Ausland, über die die Übertragung erfolgt, nicht ausgeschlossen werden kann.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...