Politik

Schäuble: Euro-Austritt Deutschlands wäre Wahnsinn

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble warnt vor Professoren, die Deutschlands Euro-Austritt fordern. Die Deutschen sollten nicht den „Rattenfängern“ folgen, die ihnen einfache Lösungen für die Probleme in Europa versprechen.
26.08.2013 09:24
Lesezeit: 2 min

Es werde keinen erneuten Schuldenschnitt für Griechenland geben, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, nur die lange geplante zusätzlichen Finanzhilfen. Für Europas Probleme gebe es keine einfachen Lösungen, aber man sei auf einem guten Weg. Forderungen von verschiedenen Professoren nach Alternativen zur Eurozone nennt Schäuble wirtschaftlichen Wahnsinn.

Schäuble hält die aktuelle Debatte über einen Schuldenschnitt für Griechenland für „irreführend und gefährlich“, sagte er der WirtschaftsWoche. Das Vertrauen in die Eurozone und deren Stabilität stünden auf dem Spiel. Der Schuldenschnitt im Jahre 2012 sei ein einmaliger Sonderfall gewesen.

Es gebe keine geheimen Pläne für die Zeit nach der Wahl, sagte Schäuble. Auch Anspielungen der Opposition, Entscheidungen würden verschoben, seien falsch. Die Bürger müssten den Politikern vertrauen können.

„Zu behaupten, im Oktober komme dann der Schuldenschnitt – das höre ich manchmal sogar von Parteifreunden –, das ist nicht nur Unsinn; das wäre ja noch zu ertragen. Das ist auch ökonomisch gefährlich, weil es die Euro-Stabilität und das Vertrauen in die Regierung untergräbt.“

Man werde Griechenland aber auch über das Auslaufen des Hilfsprogramms Ende 2014 hinaus weiter unterstützen, wenn die Griechen das Programm erfolgreich umsetzen, so Schäuble. Das habe er von Anfang an immer wieder gesagt. „Das kann man alles in den Beschlüssen nachlesen.“ Am Sonntag nannte der griechische Finanzminister einen weiteren Finanzbedarf in Höhe von 10 Milliarden Euro, wofür sein Land allerdings keine weiteren Bedingungen von der Troika akzeptieren werde (hier).

Griechenland habe sich besser entwickelt als erwartet, so Schäuble. Zwar sei der Schuldenstand auf Rekordhöhe, aber das hätten alle vorher gewusst. So stehe es im Programm. Die Entwicklung verlaufe planmäßig. Allerdings seien die Probleme in Europa komplex. Daher warnt Schäuble:

„Folgt nicht den Rattenfängern die behaupten, es gäbe in Europa einfache Lösungen. Wir sind auf dem richtigen Weg, auch wenn dieser lang und steinig ist. (…) Wenn ich Professoren höre, die empfehlen, Deutschland solle aus dem Euro aussteigen, dann frage ich mich schon sehr, wie man zu dieser Schlussfolgerung kommen kann. Selbst ansonsten eher kritische Professoren sind da ja ganz klar und lehnen das als wirtschaftlichen Wahnsinn ab.“

Ausdrücklich kritisiert Schäuble den Chef des Wissenschaftlichen Beirats beim Finanzministerium, Kai Konrad. Dieser forderte kürzlich, Deutschland müsse die Währungsunion verlassen, falls die Krise sich verschärfe. Die Südländer könnten dann den Euro abwerten und hätten die Chance auf eine wirtschaftliche Erholung (mehr hier). Von solchen Plänen distanziert sich Schäuble:

„Diesen – ich zitiere jetzt einen weiteren Professor – Wahnsinn hat ja selbst die AfD inzwischen zurückgezogen. (…) Er ist nicht mein Berater. Der Beirat beim BMF – und nicht des BMF – ist so unabhängig wie der Sachverständigenrat. Das sind auch nicht die Berater von Frau Merkel.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen „Hart arbeiten – das ist alles“: Wie Nvidia zum Börsenliebling wurde
28.04.2025

Vom Tellerwäscher zum Tech-Tycoon – wie Jensen Huang mit eiserner Disziplin Nvidia zur KI-Supermacht machte und nun gegen die Schatten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Teslas versteckter Goldesel wankt – Emissionsrechte geraten ins Visier des Boykotts
27.04.2025

Teslas Einnahmequelle aus dem Emissionshandel schrumpft durch sinkende Verkaufszahlen, politische Boykotte und steigende Konkurrenz.

DWN
Finanzen
Finanzen Geldpolitik ohne Zentralbank: Wie Solana über Inflation abstimmen lässt
27.04.2025

Ohne Leitzins, aber mit Weitblick: Die Solana-Community entscheidet selbst über Inflation und Ertragsverteilung. Zwei aktuelle...

DWN
Technologie
Technologie Gesundheit wird Geschäft: Apple verkauft mit der Apple Watch Hoffnung – nicht nur Technologie
27.04.2025

Die Apple Watch feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Doch unter dem glänzenden Aluminium-Gehäuse der meistverkauften Smartwatch der Welt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Werbungskosten: Das alles können Sie von der Steuer absetzen
27.04.2025

Werbungskosten sind ein großer Hebel, um bei der Steuererklärung richtig Geld zu sparen. Erfahren Sie in diesem Ratgeber, was alles...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Handelskrieg vertreibt Bitcoin-Miner aus Asien – Kryptoindustrie unter Schock
27.04.2025

Mit Strafzöllen auf Importe aus Südostasien erschüttert Trump die globale Krypto-Lieferkette. Die Folgen: Chaos, Millionenverluste und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel 2025: Wenn Freelancer retten – aber selbst untergehen
27.04.2025

Freelancer halten den deutschen Arbeitsmarkt am Laufen – und geraten dabei selbst unter die Räder. Eine neue Studie zeigt: Sie sind...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Scheitern als Strategie: Wie ein US-Forscher Unternehmer lehrt, aus Fehlern Kapital zu schlagen
27.04.2025

US-Professor Dean Shepherd zeigt, wie Misserfolg zum unternehmerischen Wendepunkt wird – und warum nur wer fällt, wirklich wachsen kann.