Finanzen

Das Defizit steigt: Frankreich mit düsteren Prognosen

Die französische Regierung hat ihre Wachstums-Prognosen gesenkt. Zudem rechnet sie für 2013 und 2014 mit Defiziten von mehr als 3 Prozent. Der Grund: Präsident Francois Hollande ist nicht in der Lage, wirkliche Reformen in Frankreich durchzuführen.
12.09.2013 01:25
Lesezeit: 1 min

Die Regierung von Präsident François Hollande stellte am Mittwoch ihren Haushaltsentwurf für 2014 vor. Aufgrund der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung wird das Land das mit der EU vereinbarte Defizitziel deutlich verfehlen.

Die französische Regierung rechnet für 2013 weiterhin mit einem Wachstum von 0,1 Prozent, zitiert Les Echos aus dem Haushaltsentwurf. Doch für das kommende Jahr senkte sie die Prognose von 1,2 auf nur noch 0,9 Prozent. Das fehlende Wachstum wirkt sich auch negativ auf die Staatsfinanzen aus.

Frankreichs Defizit wird im laufenden Jahr 4,1 Prozent und im kommenden Jahr 3,6 Prozent betragen. Damit verfehlt das Land das mit der EU-Kommission vereinbarte Defizitziel von weniger als 3 Prozent deutlich. Bisher hatte die Regierung mit Defiziten von nur 3,7 beziehungsweise 2,9 Prozent gerechnet.

Um das Defizit zu verringern, will die Regierung im kommenden Jahr 15 Milliarden Euro weniger ausgeben und 3 Milliarden Euro mehr einnehmen. Die steuerlichen Mehrbelastungen werden allerdings geringer ausfallen, als ursprünglich geplant.

So wird es keine Anhebung der Unternehmenssteuer und keine weiteren Mehrbelastungen für die Haushalte – abgesehen von der geplanten Anhebung der Mehrwertsteuer, sagte Finanzminister Pierre Moscovici. Dabei soll der Normalsatz von 19,6 auf 20 Prozent angehoben werden. Der reduzierte Steuerersatz für Gastronomie und Lebensmittel soll von 7 auf 10 Prozent angehoben werden. Die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel soll von 5,5 auf 5 Prozent gesenkt werden.

Brüssel hat den mangelnden Sparwillen der französischen Regierung kritisiert, berichtet die Le Figaro. So sagte Wirtschafts-Kommissar Olli Rehn, dass Hollandes Rentenreform eine „Reform à la française“ sei. Statt das Renteneintrittsalter von 62 Jahren zu erhöhen, wurden die Rentenbeiträge leicht angehoben. Doch damit kann das Finanzloch von bald über 20 Milliarden Euro nicht geschlossen werden (hier).

Rehn sagte: „Die Kosten für Arbeit und der steuerliche Druck stellen eines der größten Hemmnisse für Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Beschäftigung in Frankreich dar.“

Die französische Industrieproduktion ist im Juli den dritten Monat in Folge geschrumpft, berichtet Bloomberg. Die Automobil-Produktion ging sogar um 11,2 Prozent zurück. Diese negativen Daten stehen im Gegensatz zum Einkaufsmanager-Index. Dieser „weiche“ Index, der in Umfragen die Zuversicht der Manager ermittelt, stellt die Lage offenbar nicht realistisch dar.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Analysten warnen: Ein globaler Börsencrash rückt näher
20.06.2025

Ein Börsencrash droht – das ist die Meinung einiger Aktienexperten. Der Grund: Der Nahost-Konflikt könnte die Ölpreise treiben und...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gigafactory: Telekom, Ionos und Schwarz-Gruppe kämpfen um EU-Zuschlag
19.06.2025

Mehrere Milliarden Euro und ein strategisches Zukunftsprojekt: Die EU will Gigafactories für künstliche Intelligenz aufbauen – auch in...

DWN
Finanzen
Finanzen Israel-Iran-Krieg: Tanker in der Schusslinie – droht der nächste Ölpreis-Schock?
19.06.2025

Der Krieg zwischen dem Iran und Israel spitzt sich zu – und die globale Energieversorgung steht auf dem Spiel. Droht bald ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromausfall in Spanien: Schlamperei statt Cyberangriff – Systemversagen mit Ansage
19.06.2025

Ein landesweiter Stromausfall legt Spanien lahm – doch nicht Hacker oder Wetter waren schuld, sondern Schlamperei, Planungsversagen und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Duale Berufsausbildung: Das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
19.06.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell, da sie die theoretische Ausbildung mit praktischer Erfahrung im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland steht vor der Rezession
19.06.2025

Russlands Wirtschaftsminister schlägt auf dem renommierten SPIEF-Forum ungewöhnlich scharfe Töne an – und warnt offen vor einer...

DWN
Technologie
Technologie Irans Kryptobörse zerstört: Hacker vernichten 90 Millionen Dollar im Cyberkrieg
19.06.2025

Irans größte Kryptobörse wird zum Ziel eines digitalen Präzisionsschlags: Hacker entwenden nicht nur 90 Millionen Dollar in...

DWN
Politik
Politik Nahostkonflikt aktuell: Drei Szenarien für den Kriegseintritt der USA
19.06.2025

Während in Israel die Sirenen heulen und iranische Raketen fliegen, plant Donald Trump den nächsten Schritt. Drei Szenarien liegen auf...