Deutschland

Eurobonds: Deutschland wäre der größte Verlierer in Europa

Lesezeit: 2 min
12.04.2013 17:01
Die Einführung von Eurobonds würde Deutschen 200 Milliarden Euro an Mehrkosten bescheren. Frankreich und Luxemburg kämen glimpflich davon, auch für Österreich und die Niederlande wären Eurobonds eine teure Angelegenheit.
Eurobonds: Deutschland wäre der größte Verlierer in Europa

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Seit George Soros die Deutschen die Deutschen vor die Wahl gestellt hat, entweder aus dem Euro auszutreten oder aber endlich Eurobonds zuzustimmen, wird wieder einmal heftig gerechnet: Wer wären denn die Gewinner, wer die Verlierer bei der Einführung von Eurobonds?

Zunächst steht fest: In jedem Fall wäre George Soros unter den Siegern. Eine Aufspaltung der Eurozone bringt vor ihn den großen Vorteil, dass er dann noch vielfältigere Möglichkeiten für Spekulationen hat. Nichts hassen Spekulanten so sehr wie homogene Märkte.

Das Fazit über die Verlierer fällt ebenfalls eindeutig aus: And the losers are .... ze krauts!

Bei der Einführung von Eurobonds, ein lang gehegter Wunsch von beispielsweise Griechenland und Italien, dem vor einiger Zeit noch SPD und Grüne huldigten, wäre Deutschland mit Abstand der größte Verlierer von allen.

Auch Währungskommissar Olli Rehn sagte Ende Februar, „dass alle Schritte in Richtung mehr Solidarität und gegenseitige Risikoübernahme mit mehr Verantwortung kombiniert werden müssen“ (hier).

Wie eine aktuelle Studie des Börsen-Portals Geld.de zeigt, wären die Gewinner von Eurobonds neun Länder, darunter Italien, Griechenland, Spanien, Portugal und auch Zypern. Sie würden bei zehnjährigen Laufzeiten von gemeinsam aufgelegten Eurobonds zusammen gerechnet etwa 361 Milliarden Euro an Zinsaufschlägen für ihre (noch nationalen) Staatsanleihen einsparen.

Die Verlierer: Für Deutschland würden Eurobonds mit einer Laufzeit von zehn Jahren rund 61 Prozent oder etwa 200 Milliarden Euro Mehrkosten bedeuten. Auch für Finnland, Niederlande und Österreich wäre es ein dickes Minusgeschäft. Kein Wunder, dass ein niederländischer Ex-Kommissar bereits lautstark den Austritt seines Landes fordert (hier).

Die Schnäppchenjäger: Für die frankophonen Länder wären Eurobonds ein Schnäppchen: Frankreich könnten sich mit 6 Milliarden Euro aller seiner Schulden-Sorgen entledigen, in zehn Jahren insgesamt 64 Milliarden Euro. Das kontinentaleuropäische Zypern = Luxemburg käme besonders gut dabei weg: 600 Millionen Euro auf zehn Jahre, also schlappe 60 Millionen pro Jahr, und das Finanzkasino kann weitergehen.

In der Berechnung sind jedoch nur die aktuellen Zinssätze für die einzelnen Euroländer und deren Spreads (Zinsunterschiede) zugrunde gelegt. Machten einzelne Länder nach Einführung von Eurobonds mehr Schulden, stiegen selbstverständlich auch die Zinssätze für gemeinsame Eurobonds und damit anteilig für Deutschland.

Es gibt eigentlich wenig Anhaltspunkte dafür, dass ausgerechnet durch Eurobonds die Fiskal-Disziplin in Europa Einzug halten sollte.

Wohin dies führte und in welcher Krise es mündete ist seit 2010 bekannt, als Griechenland seinen ersten „Hilfsantrag“ stellte.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...