Die staatliche russische Schiffsbaugesellschaft will Arctech Helsinki kaufen. Das berichten finnische und russische Medien. Dass Russland Interesse an einer finnischen Schiffswerft für Eisbrecher hat, wäre normalerweise keine Meldung wert. Doch die Russen kaufen im Moment viel ein in Finnland. Zu viel, sagen einige Finnen.
Die finnische Regierung trug vor Kurzem einen Machtkampf aus. Es ging um den Verkauf des finnischen Atomkraftwerks Fennovoima an einen russischen Betreiber. Ein Drittel der Anteile gingen schließlich an Rosatom. Außerdem soll das russische Unternehmen das AKW betreiben.
Für die meisten Finnen war die symbolträchtige Transaktion der Verkauf des Eishockey-Teams Jokerit. Die Käufer sind russischer Investoren, die Vladimir Putin nahestehen sollen. Ab der nächsten Saison wird das Team nicht mehr in der finnischen Liga, sondern in der russisch dominierten Kontinentalen Hockey-Liga spielen.
Jyrki Katainen, finnischer Premierminister, macht sich indes keine Sorgen um das steigende Engagement der Russen in seinem Land. „Wir wären sehr zufrieden, wenn es mehr russisches Investment in Finnland gäbe“, zitiert ihn die FT.
Finnland ist eines der wenigen Euroländer mit AAA-Rating und stabilem Ausblick bei den Agenturen. Aber in Helsinki macht man sich Sorgen, wie es mit der Wirtschaft weitergehen soll. Die wichtige Papier- und Zellstoffindustrie schwächelt. Der ehemalige Handyriese Nokia hat seine Strahlkraft schon lange verloren.
Die finnischen Exporte nach Russland sind in den ersten sieben Monaten dieses Jahres um ein Prozent gestiegen. Die Exporte in die EU allerdings um vier Prozent gefallen. Seit dem Jahr 2000 haben sich die Exporte nach Russland verdreifacht.
Helsinki gilt als eine von Europas Start-up-Hauptstädten – auch, weil so viele Russen nach Finnland kommen.
Als Touristen kommen die Russen ebenfalls gern in ihr Nachbarland. 2012 waren es rund 5 Millionen. Dafür eröffnete Finnland sogar mehrere Service-Points, sogar bis nach Sibirien, um die Visa-Vergabe effizienter zu gestalten. Russisch ist mittlerweile die meist gesprochene Fremdsprache in Finnland (Schwedisch ist zweite Amtssprache). Bis 2050 soll sogar mehr Russisch als Schwedisch gesprochen werden, so finnische Migrationsexperten.
Doch der Verkauf von Fennovoima an den russischen Betreiber Rosatom war vielen Finnen zu viel. Finanzministerin Jutta Urpolainen will das Thema erneut ins Parlament debattieren. Sogar Parteikollegen von Katainen unterstützen diesen Plan.
Das macht den Befürwortern des Verkaufes Sorgen. Sie befürchten, eine neuerliche Diskussion könnte die russische Seite das Projekt aufgeben lassen.