Armen-Begräbnisse kennt man in unserer Wohlstands-Gesellschaft eigentlich nur von Wolfgang Amadeus Mozart. Doch die Bestattung im Massengrab ist keine Form aus dem 18. Jahrhundert: Im modernen, aber armen Berlin werden mittlerweile rund 2.500 Bestattungen pro Jahr von den Sozialämtern bezahlt. Das ist jede zehnte Beerdigung. Eine solche Sozialbestattung darf maximal 750 Euro kosten. Für diesen Betrag kümmert sich der Berliner Bestatter Rüdiger Kußerow um einen einfachen Sarg, Bestattungswäsche, die Überführung, Papierkram, Desinfektion, Kühlhaus, Blumenschmuck, Redner und Organist - alles in einfacher Ausführung. Weil ein Einzelgrab zu teuer wäre, werden die Toten in Gemeinschaftsgräbern beigesetzt. Ein einfaches Messingschild ist alles, was an eine Biografie erinnert.
Kußerow kritisiert auch die ordnungsbehördlichen Bestattungen, die das Land Berlin etwa 1.000 Mal im Jahr anordnet, wenn für verstorbene Personen keine Angehörigen gefunden werden. In diesem Fall werde ein Auftrag zur Bestattung vergeben, und mitunter erst anschließend über einen Nachlasspfleger in der Wohnung ermittelt, dass der Verstorbene den Wunsch hatte, eine Erdbestattung zu bekommen. „Aber das wird erst im Nachhinein geprüft, weil man schnell arbeiten will und schnell denjenigen - auf Deutsch gesagt - entsorgen möchte“, sagte der Bestatter dem Deutschlandradio.
Wer diese Menschen wirklich waren, warum die keine Angehörigen mehr haben, lässt sich oft nicht mehr genau feststellen. Meist sind es ein paar Bekannte aus der Obdachlosen-Szene, die zur Beerdigung erscheinen.
Mitunter müssen viele Kinder aufgespürt werden, die irgendwo im Ausland leben, sagt das Sozialamt. Dies könnte darauf hindeuten, dass auch viele Migranten unter dem Verarmten sind. Ihre Schicksale kann man sich unschwer ausmalen. Der Begriff des Wirtschaftsflüchtlings erscheint im Angesicht des Todes in einem neuen, ganz und gar unerfreulichen Licht.