Die UN-Experten, die sich seit einigen Tagen wieder in Syrien befinden, haben noch keine Erlaubnis erhalten, den Ort des mutmaßlichen Giftgas-Anschlags zu untersuchen. Daher ist weiterhin unklar, ob die Bilder der Toten und Verletzten tatsächlich Opfer eines Giftgas-Anschlags zeigen. Und falls ja, ob wirklich Assad und /oder seine Regierung dafür verantwortlich sind. Es könnte sich auch um eine Aktion der Opposition gehandelt haben, die Assad im Nachhinein dafür verantwortlich macht. Dennoch haben die ersten Vorbereitungen für einen US-Eingriff bereits begonnen.
Ein Raketenangriff vom Meer wird derzeit vorbereitet, berichtet die CBS mit Verweis auf das Pentagon. Obama, der selbst die rote Linie hinsichtlich des Einsatzes von chemischen Waffen ins Spiel brachte, ist unter Druck. Doch völkerrechtlich wäre ein Eingriff zum jetzigen Zeitpunkt nicht gerechtfertigt, wenn es keine wirklichen Informationen über den vermeintlichen Giftgas-Anschlag gibt (hier). Einige Kritiker werfen Obama allerdings schon seit Monaten vor, seine Glaubwürdigkeit in Syrien zu verspielen, wenn die USA nicht eingreifen.
Und so bereitet sich das US-Militär auf einen Erstschlag vor, um sofort eingreifen zu können, sobald Obama eine Entscheidung getroffen hat. CBS zufolge hat der Kommandeur der US-Streitkräfte im Mittelmeer die Navy-Kriegsschiffe aufgefordert, sich Richtung Syrien zu bewegen. Ganz detaillierte Pläne, wie die USA eingreifen können, hat es ja bereits Ende Juli gegeben (mehr hier). Ein weiteres Kriegsschiff, das mit Raketen bestückt ist, ist CBS zufolge schon im östlichen Mittelmeerraum angekommen.
Am Samstag soll der Generalstabschef der US-Streitkräfte, Martin Dempsey im Weißen Haus eintreffen, um die Optionen für einen derartigen Angriff zu erläutern. Die Kriegsschiffe der USA können verschiedene Angriffe durchführen. So wurden etwa Tomahawk Raketen während des militärischen Eingreifens in Libyen 2011 eingesetzt.
Das Verteidigungsministerium habe die Verantwortung, dem Präsidenten Möglichkeiten zum Handeln aufzuzeigen, wenn Unvorhergesehenes passiert, sagte der US-Verteidigungsminister Chuck Hagel Journalisten auf seiner Asienreise. Die Truppen seien in Stellung gebracht worden, so Hagel weiter.
Obama gilt als unentschlossen. Einerseits möchte er einen Einsatz vermeiden, weil die Weiterungsfolgen unabsehbar sind.
Allerdings bietet jeder Kriegseinsatz Vorteile für die US-Administration: Ein externer Feind vereint die Amerikaner hinter dem angeschlagenen Präsidenten, die Rüstungsindustrie erfährt einen Konjunktur-Schub und die Amerikaner können sich gegen die Russen im Nahen Osten weiter positionieren.