Politik

Korruptions-Skandal in der Türkei erreicht Premier Erdoğan

Lesezeit: 1 min
25.12.2013 23:12
Im türkischen Korruptions-Skandal erhebt ein Minister schwere Anschuldigungen gegen Premier Recep Tayyip Erdoğan. Der Premier soll für die Mehrheit der fragwürdigen Projekte direkte Verantwortung tragen. Erdoğan hat die Regierung umgebildet und zehn neue Minister ernannt.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Der Korruptions-Skandal in der Türkei erreicht nun auch Premier Recep Tayyip Erdoğan. Der für Umwelt und Städtebau zuständige Minister Erdoğan Bayraktar sagte, dass der Premier die Baupläne für die Mehrzahl der von der Staatsanwaltschaft als unrechtmäßig erkannten Bauwerke ausdrücklich genehmigt habe. Bayraktar ist einer der Minister, die zurücktreten mussten. Er wurde durch den stellvertretenden Parteivorsitzenden der APK Istanbul, İdris Güllüce, ersetzt.

Bayraktar sagte, dass auch Erdoğan zurücktreten müsse, um Schaden von der Türkei abzuwenden und den Forderungen der Öffentlichkeit Genüge zu tun. Gegen Bayraktar wird nicht ermittelt, allerdings wurde sein Sohn zeitweise festgesetzt.

Auch Europa-Minister Egemen Bağış musste zurücktreten. Mit Brüssel soll nun Mevlüt Çavuşoğlu über den EU-Beitritt verhandeln. Bağış muss sich wegen Betrug und Bestechlichkeit verantworten.

Seit gut einer Woche sind die Untersuchungen wegen angeblicher Bestechungsgelder bekannt. Im Mittelpunkt steht dabei die staatliche Halkbank. Der Vorstoß der Behörden hat die politische Elite der Türkei aufgeschreckt und für Unruhe an den Finanzmärkten gesorgt. An der Börse ging es zuletzt mehr als vier Prozent bergab. Die Landeswährung Lira verlor zum Dollar an Wert.

In der Affäre wurden bereits 24 Beamte oder deren Verwandte festgenommen, darunter der Chef der Halkbank. Am Mittwoch legten zudem Wirtschaftsminister Zafer Caglayan und Innenminister Muammer Güler ihre Ämter nieder. Die Söhne von Güler und Caglayan sind in Haft.

Unterdessen gab es neue Proteste in Ankara, Istanbul und Izmir. Schon Mitte des Jahres hatte es immer wieder heftige Demonstrationen in der Türkei gegeben.

Mit seinem Rücktritt wolle er dazu beitragen, die Wahrheit ans Licht zu bringen, teilte Caglayan mit. Er sprach von einem hässlichen Vorfall, der unter anderem seinen Sohn und enge Mitarbeiter belaste. Güler bezeichnete die Affäre als "dreckiges Komplott gegen unsere Regierung, unsere Partei und unser Land". Erdoğan versprach, seine AK Partei werde Korruption nicht dulden.

Tatsächlich gehen Beobachter davon aus, dass noch längst nicht alle Details aus dem Skandal bekannt sind. Die Härte, mit der Erdoğan gegen einige seiner ehemaligen Gefolgsleute vorgeht, deutet darauf hin, dass der Premier äußerst nervös ist. Erdoğan führt seine Regierung sehr zentralistisch. Sollten sich die Vorwürfe, er selbst habe den Skandal-Projekten ausdrücklich zugestimmt oder sie sogar befohlen, bewahrheiten, könnte das für den Premier sehr unangenehm werden. Er ist zwar immer noch ausgesprochen beliebt bei weiten Teilen der Bevölkerung. Doch haben die brutalen Polizei-Einsätze bei den Gezi-Park-Protesten im Frühjahr seiner Regierung schwer geschadet und die Türkei noch stärker gespalten als sie dies vor den Ausschreitungen der Fall gewesen ist.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold Privatbesitz: Deutscher Goldschatz in Milliardenhöhe
06.05.2024

Der Goldbesitz der deutschen Bevölkerung, bestehend aus Barren, Münzen und Schmuck, ist nach dem Anstieg während der Corona-Pandemie...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg aktuell: Russische Angriffe auf Ukraine während orthodoxem Osterfest
06.05.2024

Russische Einheiten setzen ihre Angriffe entlang der ukrainischen Fronten fort, auch während des orthodoxen Osterfests. Am Sonntag...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Ausblick: Anleger erwarten Impulse für den Deutschen Aktienindex
06.05.2024

Der DAX hat zuletzt um die Marke von 18.000 Punkten geschwankt, jetzt warten Anleger gespannt auf neue Impulse. Im als herausfordernd...

DWN
Technologie
Technologie Sprunginnovation: In der Lausitz wird das größte Höhenwindrad der Welt errichtet
06.05.2024

Die Sache klingt zunächst irgendwie tragisch. Die Bundesagentur für Sprunginnovationen versucht, in der Lausitz in 365 Metern Höhenwinde...

DWN
Politik
Politik Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
05.05.2024

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont,...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Grunderwerbssteuer: Was Sie unbedingt wissen sollten!
05.05.2024

Jeder, der in Deutschland ein Grundstück erwerben will, zahlt darauf Steuern. Vorne mit dabei: Die Grund- und Grunderwerbssteuer. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eli Lilly, Merck und Biontech: Deutschland behauptet sich als Pharma-Standort
05.05.2024

Mehr als 250.000 Beschäftigte sind in Deutschland allein in der Pharma-Industrie beschäftigt. Dass die Branche auch in naher Zukunft...

DWN
Finanzen
Finanzen Dispozinsen: Wie sie funktionieren und wie man sie vermeidet
05.05.2024

Dispozinsen können eine teure Überraschung für Bankkunden sein, die ihr Konto überziehen. Dieser Artikel erklärt, wie Dispozinsen...