Im Adidas-Skandal, in den auch der frühere französische Präsident Nicolas Sarkozy und die IWF-Chefin Christine Lagarde verstrickt sind, wurde ein Mitarbeiter der damaligen Finanzministerin Lagarde verhaftet.
Stéphane Richard, der Chef von France Telecom, wurde am Montag verhaftet. Er soll zu seiner Rolle in einem Schiedsgerichtverfahren befragt werden, das den französischen Steuerzahler 403 Millionen Euro gekostet hat, berichtet die FT. Das Geld ging im Jahr 2008 an Bernard Tapie, einen Freund des damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy, der ihn auch im Wahlkampf unterstützte.
Richard wurde festgenommen, als er zu einem Verhör im Zusammenhang dem umstrittenen Vergleich zwischen Tapie und der verstaatlichten Bank Crédit Lyonnais erschien. Ein Schiedsgericht sprach dem Sarkozy-Freund Tapie 285 Millionen Euro plus Zinsen zu. Tapie hatte behauptet, von Crédit Lyonnais im Jahr 1990 betrogen worden zu sein, als er den Sportartikel-Hersteller Adidas verkaufte.
Richard wird verhört, weil er unter Sarkozy leitender Angestellter im Finanzministerium war. Ein Gerichtssprecher sagte, Richard bestreite jegliches Fehlverhalten. Die damalige Opposition behauptet jedoch, dass der Prozess vor dem Schiedsgericht nicht ordnungsgemäß ablief: Sarkozy habe seinem Freund Tapie geholfen, da dieser ihn 2007 im Wahlkampf unterstützt habe.
Die damals verantwortliche Finanzministerin Christine Lagarde ist heute Chefin des IWF. Sie wurde im Mai zwei Tage lang von einem speziellen Gericht befragt, das für das Fehlverhalten von Ministern im Amt zuständig ist. Lagarde wurde aber nicht verhaftet und konnte die Strafverfolgung vorerst abwehren (mehr hier).
Richard kann 24 Stunden festgehalten werden. Dann muss das Gericht entscheiden, ob es ihn freilässt, offiziell gegen ihn ermittelt oder die Haft um weitere 24 Stunden verlängert. Auch Jean-François Rocchi, früherer Chef von CDR, wurde zusammen mit Richard festgenommen.
Der französische Industrie-Minister Arnaud Montebourg hatte Richard in der vergangenen Woche aufgefordert, seinen Posten als Chef der France Telecom niederzulegen, wenn das Gericht eine Untersuchung gegen ihn einleite. Richard sagte, er habe die Unterstützung von Präsident Francois Hollande. Zudem entscheide der Aufsichtsrat von France Telecom darüber, ob er als Chef gehen muss.
Im Aufsichtsrat von France Telekom, das zu 27 Prozent dem Staat gehört, sitzen auch drei Vertreter der französischen Regierung. Im Juli ändert das Unternehmen seinen Namen zu Orange. Der Tapie-Fall habe nichts mit seiner Rolle als Unternehmens-Chef zu tun, sagte Richard.